Coffinshakers – Schwedens Friedhöfe, da steppt der Bär

Coffinshakers – Schwedens Friedhöfe, da steppt der Bär

Die Coffinshakers dürften wohl eine der bekanntesten unbekannten Bands sein (oder umgekehrt). Nicht zuletzt wohl wegen der etwas erratischen Veröffentlichungspolitik. Oder wie soll man definieren, dass zwischen 1998 und 2023 gerade mal drei LPs/CDs veröffentlicht wurden (und eine Menge an Kompilationen, teilweise auch mit Material, welches vorher noch nicht so erhältlich war). Wenn man natürlich die 10″s und 7″s alle auch noch aufführen würde, dazu noch die Einzelveröffentlichungen welche in „The Curse Of The Coffinshakers 1996-2016“ Platz gefunden haben, dann könnte man denken, ja gut, eindrucksvolle Discographie. Aber die originalen LPs und Singles sprechen eine andere Sprache. Die Studio-LPs und die Box:

We Are The Undead – Primitive Art Records – 1998 – LP und CD
The Coffinshakers – Cobra Records – 2007 – LP und CD
Graves, Release Your Dead – Svart Records – 2023 – LP und CD
The Curse Of The Coffinshakers 1996-2016 – Svart Records – 2022 – Box LP und CD

Das faszinierende an den Coffinshakers ist für mich, das die Qualitätsfahne trotz jeweils sehr grossen Pausen hochgehalten wird. Fast dreissig Jahre auf diesem Niveau, da kann man nur den Hut ziehen. Und? Was machen die Coffinshakers so? Na klar, den Sarg schütteln und das am Besten um Mitternacht auf dem lokalen Friedhof. Dazu wird eine Mischung von Rock’n’Roll und Einflüssen von Country mit einem Drall zum Horrothema gespielt. Der Sänger (Rob Coffinshaker) mag sich manchmal wie ein Johnny Cash-Verschnitt anhören, aber das ist beabsichtigt und passt zur Musik. Das war noch nicht ganz so perfekt auf „We Are The Undead“, aber man hatte genug Versuche am Laufen um bis zum Zeitpunkt von „The Coffinshakers“ die definitive Ausrichtung und Stil gefunden zu haben.

Die „Graves, Release Your Dead“ schliesst praktisch nahtlos an die 2007er Veröffentlichung an. Ueber die Jahre war grösstenteils nur Rob Coffinshaker wirklich sichtbar und er scheint ziemlich gut als Solokünstler unterwegs gewesen zu sein. Allerdings immer im Dunstkreis seiner Stammband. D.h. seine eigenen Aktivitäten haben sich jetzt nicht wirklich von denen der Coffinshakers unterschieden. Hie und da ein Gig und hie und da eine Single veröffentlicht. Aber auch die Band selber hatte sich anscheinend nicht gerade überrissen bei irgendwelchen Aktivitäten. Manchmal ein Gig und dann monatelang wieder Sendepause, bis sie dann wieder auf einem Weekender auftauchten. Also den ganz grossen Starstatus haben die wirklich nicht gesucht. Aber irgendwie waren die in der Szene immer eine ziemliche Nummer und das hat sich in der Berichterstattung einschlägiger Magazine und im Internet eben auch niedergeschlagen.

Und so gehen die Jahre ins Land, man sieht und hört nichts mehr von der Band und zack, 2022 kommt die Box (ohne „Graves, Release Your Dead“) auf den Markt und zwar mit einigen bis jetzt nicht veröffentlichten Raritäten (und den beiden Originalalben). Die Box gibts übrigens als LP- und als CD-Version. Tatsächlich mit vielen unveröffentlichten Tracks. Und 2023, man fühlt sich schon fast gehetzt, die dritte (und wahrscheinlich) letzte Studio.LP der Band. Seinen wir ehrlich, eine vierte LP in 15 Jahren? Glaubt doch keiner. Das Debut „We Are The Undead“ war viele Jahre gar nicht mehr als Tonträger erhältlich und wer eine Kopie wollte, egal ob CD oder LP, musste tief in die Taschen greifen. Unterdessen gibt es Reissues von allen drei Studioalben.

Persönlich gefällt mir allerdings die zweite LP am besten, weil sie hier definitiv tönen (und eben auch die dritte LP). Dem Debut merkt man schon etwas an, dass das alles noch nicht ganz fertig ist und sie damals ihren Tritt nicht ganz gefunden hatten. Aber das ist wieder Erbsen zählen, man merkt das wirklich nur beim direkten Vergleich, ohne die Nachfolgealben denkt man, Yeehaw, besser gehts nicht. Doch, wie die Coffinshakers es bewiesen haben. Und gerade spielt „Back From The Grave“, der letzte Song des Debuts und man hört, sie sind fast da, da wo sie hingehören, zu einer der besten Bands in Europa und obwohl Schweden bei vielen Leuten nicht so auf der musikalischen Landkarte ist, sie haben doch noch mehr zu bieten, so z.B. Magnus Uggla, ahem, das musste jetzt doch noch sein.

Die Band auf der neuen LP:

Joe Undertaker – Bass
Andy Bones – Drums, Percussion
Fang – Electric Guitar
Rob Coffinshaker – Vocals, Guitar

Dies scheint mir der Kern der Truppe im Moment zu sein, aber es werden doch einige Gäste mit aufgeführt. Und bevor ichs vergesse, es lohnt sich definitiv mal die Videos der Band auf YT zu checken, vor allem die älteren Clips sind echt gut gemacht und sind meiner Meinung nach tatsächlich Filmmaterial, das sich der Musik anpasst.

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