Konrad Paul Liesmann – Der Plattenspieler (Buch)
Wohl eher ein Büchlein mit knapp über 60 Seiten. Auf der Rückseite steht geschrieben „Dinge des Lebens machen das Alltägliche besonders und das Besondere persönlich. Ausgewählte Autor*innen schreiben über ein Ding, das aus ihrem Leben nicht wegzudenken ist“. So soll es sein und ist auch der ganze Anspruch an das Thema.
Es wird zwar etwas aus dem persönlichen Bereich geschrieben, aber der Text ist beileibe keiner dieser Schenkelklopfer, die man so oft findet. Die Erzählung ist fast zur Gänze faktenbasiert und liest sich flüssig. Einmal im Zug von Wanne-Eickel nach Köln und ihr seit durch damit. Wenn man diesen Text als Gedankengang des Autors verstehen will und kann und muss, dann hat das Büchlein tatsächlich seine Berechtigung. Es ist da nicht die Rede vom „schwarzen Gold“ oder den unwiderlegbaren audiophilen Genüssen die der CD überlegen sind, nein, zum Glück lässt uns der Schreiberling mit diesem Firlefanz in Ruhe. Aber wenn ein Plattenspieler in einem Haushalt noch vor der Kaffeemaschine kommt, dann ist das für die Person genau das Richtige.
Es ist nicht mal so sehr die Geschichte des Plattenspielers, sondern Gedanken die so vor sich her mäandern und nicht erwarten, dass alles neu bewertet und geschrieben werden muss. Tatsächlich sind die persönlichen Bezüge des Autors in dankenswerter Weise kurz, sehr kurz gehalten. Die geschichtliche Komponente liest sich ohne einen Doktor in Physik zu haben und mein Widerspruchbarometer ist fast auf Null runter. Manchmal scheint doch das Bildungsbürgertum durch, z.B. wenn immer wieder mal Furtwängler betont wird oder ganz am Schluss John Cage mit 4’33“, wobei letzterer nicht so ganz recht ins Bild passen will. Man bringt niemandem etwa Kurt Furtwängler oder auch John Cage nur irgendwie in dieser Kürze nahe. Wobei ich persönlich von ersterem nur den Namen bewusst kenne (als Dirigent und als Nazisympathisant).
Ich selber bin zwar mit der Kürze einverstanden und hätte nicht unbedingt eine Dissertation zu 4’33“ erwartet, so weit so gut, aber ich habe die Erklärung auch erst nach Jahrzehnten von jemandem geliefert bekommen was es genau mit diesem Mechanismus des Auf- und Zuklappens auf sich hat. Ich selber habe die Vorführung ein Mal Live gesehen (und gehört) mit Aki Takase am Kinderpiano auf dem Boden sitzend. Es ist tatsächlich ein intensives Hörerlebnis und kein Platten-, oder auch kein CD-Spieler mit der bestmöglichen Akustik kann die Intensität dieses Stücks ab Konserve widergeben. Das muss Live sein!
Was mir ebenfalls aufgefallen ist, Konrad Paul Liessmann muss eine Adornosammlung bei sich zu Hause haben, so viele Male wie der Mann hier zitiert wird. Eine Empfehlung von mir, wenn man als Musikinteressierter mal über den Tellerrand blicken will und gerade eine philosophische Phase hat. Erschienen ist das im Residenzverlag im 2025 mit der ISBN 978-3-7017-3632-4, lohnt sich auf jeden Fall.
Der Autor, Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, Studium der Philosophie, Germanistik (was ich kürzlich auch erfahren habe, eigentlich gibt es Germanistik als Begriff gar nicht – Bildungsbürger raushängen lassen) und Geschichte und ausserdem war er bis 2021 Professor an der Universität in Wien und … und … und …









