Zakarrias – Same

Zakarrias – Same

Das Wort obskur wird im Zusammenhang mit Zakarrias (aka Robert „Bobby“ Haumer) mehr als ein Mal gebraucht. Aber es ist eine eigenartige und irgendwie zum Nachdenken anregende Geschichte. Obskur ist hier nicht die Hunde Nepals bellen „Yesterday“ von den Beatles oder ähnliche Grosstaten, ich hatte jedenfalls mehr Mitleid, genau, Mitleid ist das Wort, mit diesem Zakarrias. Auch wenn man nicht viel findet spricht die Story von geplatzten Hoffnungen und Träumen.

Ich selbst kannte Zakarrias nicht als Musiker (oder sonstwie) und ich bin nur darauf gekommen, weil ich in einem Brockenhaus eine CD gefunden hatte, die mir wegen dem DERAM-Logo auffiel und weil das Copyright der Aufnahmen von 1971 war. Und wegen dem Cover, wenn auch nicht brillant, dann aber doch auffallend. Die Musikerlaufbahn  von Robert Haumer (Wien 12. Mai 1949 – 25. Juni 2021) darf man wohl getrost als gescheitert bezeichnen (zumindest im kommerziellen Sinn).

Neben seinem eigenen Namen versuchte er es auch unter Bobby Hammer, resp. die Bobby Hammer Band. Seine Discographie, ob als Solomusiker oder in einer Band, ist sehr überschaubar. Meistens gab es da einen Tonträger und dann war schon Ende Gelände.

Expiration – It Wasn’t Right / And The World Will Be A Bird – VRC – 45-6266 – 1968 – 7″ Single
Zakarrias – Same – Deram – 1971 – LP und CD
BHB (Bobby Hammer Band) – Modern – Lemon Records (Zitronenklang) – 1981 – 7″ Single
Zakarrias – The Greatest Hits Release – RBH-ONE Records – CD 01 -2016 – CD

Ich habe keine Ahnung was diese „The Greatest Hits Release“ sein soll. Die Songs sind so jedenfalls nicht auf der „Same“ und ob die Veröffentlichung legal ist oder nicht, dahinter mache ich doch noch ein etwas grösseres Fragezeichen.

So weit ich sehen kann, wars dann das. Die Band Expiration (wenn die Single zu finden ist in einigermassen gutem Zustand, dann wirds vierstellig) war dann seine erste Station. Aber die 7″ muss wohl wie der sprichwörtliche Stein im Wasser abgesoffen sein. Man kann sich das Opus auch über YT anhören. Jedenfalls ging unser Held kurz danach nach München wo er 1970 auf John Lingwood (Schlagzeug) und Huw Lloyd-Langton (Gitarre) traf. Die Band nannte sich Salt und war erst Mal für sechs Monate im Proberaum aktiv. Als Manager fungierte Samy Birnbach, welcher auch zusammen mit Robert Haumer Songs für Salt schrieb. 1971 zog man nach London und nahm eine Demoplatte mit diesen Songs auf, aber da weder Haumer noch Birnbach eine Arbeitserlaubnis im U.K. erhielten, landete der Tonträger im privaten Regal.

Die Mitglieder der Band (zwischenzeitlich noch mit Dave Anderson am Bass – ex Amon Düül II) fanden Unterschlupf bei anderen Bands so z.B. Amon Din, Steamhammer, Manfred Mann’s Earth Band, Widowmaker und Hawkwind. Unterdessen gab sich Robert Haumer das Alias Zakarrias und nahm die Tracks der Band Salt neu auf um sich einen Solodeal mit Deram zu sichern. Lloyd-Langton und Lingwood wurden hier im Dunkeln gelassen. Seine neue Band bestand aus dem Line-up Peter Robinson (Keyboards), Geoff Leigh (Reeds) und Martin Harrison (Schlagzeug). Die Musiker waren z.B. ex Quartermas oder Crazy Mabel.

Nach Einspielung des Albums Zakarrias dauerte die Veröffentlichung aber etwas. Aus irgendeinem, heute nicht mehr nachvollziehbaren Grund, schien Deram jedes Interesse verloren zu haben. Im Oktober 1971 war es dann trotzdem so weit, Deram brachte die LP auf den Markt, allerdings nur im U.K. und ohne grosse Fanfaren. Es sieht so aus, als wäre seitens des Labels nicht mal der Versuch gemacht worden, die LP im Markt zu platzieren. Irgendwie erinnert mich dies an die Taxabschreibungsgeschichten die man in der Industrie auch zur Genüge zur Kenntnis nehmen musste.

Kurz nach der „Veröffentlichung“ der LP kehrte Robert Haumer dem U.K. den Rücken und zog mit seiner Ehefrau in die Schweiz. Etwa eine Dekade später tauchte er kurz wieder auf, dieses Mal mit der Bobby Hammer Band, aber ein Mal blinzeln reichte vermutlich um das zu verpassen. Was bekommt man nun zu hören auf dieser Deram-LP/-CD? Laut Discogs Rock, Folk, World, Country, Folk Rock, Psychedelic Rock, Prog Rock. Alleine schon die Latte an Zuweisungen muss einen misstrauisch werden lassen, aber Discogs nimmts da nicht so genau. Ganz ehrlich, ich weiss nicht was der Zakarrias da macht. Das ist alles nur halb fertig, nicht durchdacht, hat keinen wirklichen Flow und es fehlt an allen Ecken und Enden auch nur der Hauch von Originalität.

Während meiner Recherchen zu diesem Album habe ich auch gelesen, dass auf diesen Aufnahmen keine Gitarren verwendet werden und tatsächlich, im Booklet werden beim Line-up auch keine erwähnt. Ich muss mich beim HNO-Arzt anmelden, ich höre nämlich Gitarren. Nicht viel, aber sie sind da. Und manchmal sehr prominent. Die neun Tracks sind alle geschrieben von Zakarrias, davon vier zusammen mit seiner Frau Eva und einen mit Samy Birnbach.

Die Unentschlossenheit der musikalischen Ausrichtung lässt mich etwas ratlos zurück. Das ist nicht etwa Avantgarde, aber auch nicht massenkompatibler Pop (das ist überhaupt kein Pop), aber irgendwie ist da eine gewisse Unentschlossenheit drin, die entweder mit schlechter Umsetzung oder fehlendem Talent zu tun hat. Ein Stück wie „Cosmic Pride“ mag 1971 „cutting edge“ gewesen sein, heute ist das nur noch hilflos. Kommt hinzu, dass Deram wohl den Braten gerochen und das Album als nicht verkaufbar eingestuft hatte. In meiner Erinnerung war das Muikgeschäft 1971 im U.K. noch sehr viel traditioneller eingestellt als z.B. die Konkurrenz in Deutschland. Es wurde wohl zu lange und zu intensiv auf Altbewährtes gesetzt. Ob Zakarrias in Deutschland damit mehr Erfolg und damit einhergehend auch einen echten Vertrieb gehabt hätte, scheint mir zwar müssig, immerhin sind da jetzt mehr als 50 Jahre dazwischen.

Irgendwie ist das für mich eine Geschichte des Scheiterns und verpuffter Träume. Aber das macht mir das Ganze auch sympathisch. Und deswegen schreibe ich das Album auch nicht als Totalschaden ab. Irgendwie hat es etwas. Dieses Etwas ist nicht der ganz grosse Entwurf im Unterhaltungsgeschäft, aber es zeigt, dass es in der Industrie nicht immer um riesige Verkaufszahlen gehen muss (und meistens auch nicht wirklich ist – zumindest manchmal von Musikerseite aus).

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