V/A – Girls In The Garage (CD/LP-Serie)

V/A – Girls In The Garage (CD/LP-Serie)

Ein Teilaspekt der Rock- und Popszene ist sicher das Grabungsfeld um die „all female“ Bands. Die Veröffentlichungskadenz in diesem Bereich hat enorm zugelegt und zwar von längst vergessenen Kapellen aus den 60ern bis zur Neuzeit. Das Thema ist nicht ganz unumstritten, gibt es doch eine Sorte Möchtegernmachos, die heute noch der Meinung sind, Frauen haben im Rockbereich, ausser als Groupies, nichts zu suchen. Von mir aus, das ist eine Ecke, die ich nicht mal bei Tageslicht und mit Geleitschutz betreten möchte.

Natürlich waren (und sind heute noch) „all female“ Bands einerseits ein Marketingwerkzeug, aber genau so gut können sie ein Haltung sein um dem männlich dominierten Musikgeschäft einen etwas differenzierteren Anstrich zu geben. Aber man darf sich da nichts vormachen, bis in die Neuzeit wurden diese Bands kontrolliert von Männern, s. z.B. Runaways. Das erstreckt sich leider auch auf Kapellen aus dem Punkbereich, aber die ganze Infrastruktur ist halt so aufgebaut, dass Frauen in den entsprechenden Etagen noch immer nicht viel zu sagen haben. Um so erstaunlicher ist es, dass sich Bands im Geschäft gegen alle Widrigkeiten durchsetzen konnten. Wenn man sich auch mal genauer ansehen müsste, was in diesem Zusammenhang „durchsetzen“ bedeutet.

Sogar im Hardrock- und Metalbereich sind diese Bands unterdessen nicht mehr wegzudenken, wenn auch noch in einer Minderheit. Man höre z.B. in die Tonträger der Burning Witches rein (neues Album folgt demnächst). Es sind zwar normalerweise nicht die ganz grossen Kassenschlager, aber qualitätsmässig sind viele davon den „all male“ Bands keine Antwort schuldig. Natürlich bedienen diese Bands zumindest teilweise die männliche Sicht(!) der Dinge. Aber wenn das mit exzellenter musikalischer Unterhaltung einhergeht, warum nicht? Live sind Bands wie die erwähnten Burning Witches oder auch Shonen Knife jedenfalls ein Erlebnis.

Dann gibt es noch eine Tonträgerserie „Girls In The Garage“ die sich eher mit Bands aus vergangenen Zeiten befasst und im Grossen und Ganzen wohl dem Garage Genre zuzurechnen ist. Die Tonträger sind auf Einzel-CDs und -LPs auf dem Markt und noch relativ gut erhältlich. Aber Achtung: Einige der Tracks sind nicht wirklich „all female“ sondern fallen unter das „female fronted“ Subgenre. Die Tonträger wurden auch als Boxen veröffentlicht und zu je 6 CDs von Past & Present Records auf den Markt gebracht. Die zwei Boxen wurden 2018 im U.K. veröffentlicht. Ob dies legale Veröffentlichungen sind, kann ich nicht beurteilen, aber wie alle diese Tonträger in einer Breite am Markt waren, muss ich annehmen, dass da alles mit rechten Dingen zuging (auch wenn da manchmal andere Meinungen bestehen – wie immer ohne Beleg).

Die beiden Boxsets sind schon ein Brett und um das Interesse für sich selber hoch zu halten und wirklich darin abzutauchen, würde ich die beiden Pakete nicht an einem Stück hören, sondern mir wirklich genügend Zeit zu lassen. Die Musik ist tatsächlich auf die eine oder andere Art dem Genre Garage zuzuschreiben, aber natürlich mit vielen Zwischentönen und absolut zweckdienlich. Wer schon mal den grossen Zeh in diesem Teich hatte, der/die wird erstaunt sein über die Vielfalt des Dargebotenen und vor allem die relative Unbekanntheit vieler Bands. Obwohl ich selbst nicht ganz unbeleckt bin bei diesem Thema, habe ich vielleicht gerade mal 10 % der Bands mit Namen erkannt.

Man kann ruhig feststellen, dass das weit mehr als ein Querschnitt ist und, um Zappa Lindner zu zitieren, wohl eher „Vollbedienung mit Percussion“ darstellt. Ich schenke mir die Trackliste der 180+ Songs zu erwähnen und verweise gerne auf die entsprechenden Portale. Wieso soll ich das Rad neu erfinden? Die Soundqualität ist sehr gut und entspricht wohl dem oberen Standard aus der Zeit. Was heisst hier überhaupt „der Zeit“? Wir sprechen hier vor allem über die 60er bis Anfang der 70er. Die Box mit den CDs Volume 7-12 (die Gelbe) ist noch relativ gut erhältlich und das zu einem zivilen Preis. Die mit den CDs Volume 1-6 (die Blaue) ist ein Problem. So gut wie nicht mehr auf dem Markt (ich habe Jahre gebraucht um mir ein Exemplar zu sichern) und wenn, dann zu einem entsprechenden Preis. Aber wer nicht unbedingt das Komplettmenu braucht, dem/der empfehle ich ohnehin ein paar Einzelalben aus der Serie. Ich denke da z.B. an Volume 9 „Oriental Special“.

(Visited 16 times, 1 visits today)

Kommentar hinterlassen