Die Sixties in Basel (Nordwestschweiz) auf Basis von drei Bands (Prolog)

Die Sixties in Basel (Nordwestschweiz) auf Basis von drei Bands (Prolog)

 

In nächster Zeit werde ich hier die Dynamites, die Sevens und die Countdowns etwas vorstellen, alles Beatbands aus den mid-60ern aus Basel. Aber bevor ich loslege müsste ich kurz noch eine Einführung über den Stellenwert der Szene in und um Basel geben und wie das im Zusammenhang mit der Restschweiz zu klassifizieren ist. Man mag es mir bitte nachsehen, dass meine Sicht der Dinge etwas sehr von Lokalkolorit geprägt sind und mein Wissenstand über die Szene z.B. in Genf, Zürich oder der Ostschweiz eher rudimentär ist.

 

Im Nachhinein könnte man denken, dass Basel das Zentrum der Beatmusik Mitte der 60er in Heidiland war. Oder die Nostalgie wird hier so aufgebauscht, dass man auf Wunschdenken eingeht. Ich bin mir sicher auch Zürich hatte eine grössere Szene und von Genf gar nicht erst zu reden. Wenn man sich allerdings umschaut in den grösseren(!) Zentren des Landes, dann sieht man doch, dass z.B. St. Gallen oder sogar Bern nicht unbedingt zu den Hotspots zählten oder dann sind die Bands vergessen gegangen und vom Winde verweht.

 

Im Vergleich zu Deutschland etwa war die Beatszene mengenmässig natürlich Peanuts, aber das steht in direkter Korrelation zur Bevölkerungsanzahl und den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Möglichkeiten. Letzteres führte dazu, dass keine Band wirklich von ihrer Musik leben konnte und die Mitglieder der Kapellen immer noch einen (mindestens) Nebenjob haben mussten. Allerdings tat das der Qualität keinen Abbruch und im Vergleich mit deutschen Beatbands aus den 60ern tut sich jetzt nicht unbedingt ein Gefälle auf. Viele dieser Gruppen hatten natürlich auch den Charme einer guten Schülerband während andere durch die Decke gingen.

 

Legendär waren auch die Auftrittsmöglichkeiten in Basel und Umgebung und nicht zu vergessen die Studios, auch wenn Giorgio Moroder mal eine lokale Band im Saal eines Landgasthofes aufnahm. Von wegen Studio! Verdichtet sind diese Geschichten wahrscheinlich so überhöht, dass man meinen könnte, die Nordwestschweiz wäre der Nabel der Musikwelt gewesen. Das war wohl eher nicht so, aber man darf davon ausgehen, dass hier wirklich etwas für die damalige Jugend geboten wurde. Basel war und ist natürlich eine Kleinstadt und man ganz sicher jemanden kannte der ein Kollege von einem der Bandmitglieder war. Das hat sich etwas ausgedünnt bis heute gehalten und die noch lebenden Bandmitglieder sind teilweise ziemlich präsent.

 

Die meisten Bands schafften nur eine oder mehrere Single-Veröffentlichungen und dann war Feierabend. Eine der Ausnahmen waren die Sevens, die ihre einzige LP auf Layola veröffentlichten (neben einigen 45s) und deren Album nun in gutem Zustand 4-stellig gehandelt wird. Die Sheapes, die Dynamites, die Countdowns etc. waren Single only Bands, aber wahrscheinlich hätten diese Gruppen gerne eine LP veröffentlicht. Die Zeit war aber noch klar anti-Yeah Yeah Yeah und die Langhaarigen mehr als suspekt. Da war es natürlich schon das höchste der Gefühle eine Single veröffentlichen zu können. Und man darf nicht vergessen, noch in den 60ern war das Geld bei der jugendlichen Bevölkerung sehr knapp und eine 7″ verkaufte sich eben schneller als ein Album. Und dann gab es die ganze DIY-Szene nicht und auch die Labels waren dünn gesät. Heute wird natürlich ein Label wie Layola als bahnbrechend gefeiert, aber tatsächlich kam dort auf eine Beatplatte mindestens zehn Hudigäggeler LPs raus. Wobei die Discographie von Layola jetzt auch nicht wirklich extensiv ist.

 

Die Hochzeit der Basler Beatbands ging ziemlich schnell zu Ende, so um 1965 bis 1967 und dann war Schluss, also noch früher als z.B. in Deutschland, wo die Szene vorher anfing und später beerdigt wurde. Die Pop- und Rockmusik in der Nordwestschweiz ist offensichtlich nie untergegangen, hat aber nach dem Ende der Beatära einen ziemlichen Rückschlag erlitten. Natürlich gab es danach in Prog, Hardrock, Blues etc. weitere herausragende Musiker und die lokalen Auftrittsmöglichkiten hielten sich bis weit in die 80er hinein, aber das ziemlich hohe Profil der Szene war Geschichte. Yesterday’s papers, wie eine nicht unbekannte Band aus U.K. mal so treffend formulierte.

 

Es gibt so das eine oder andere wirklich gute Buch zu den 60s in der Schweiz (Beat Pop Protest ist so eines – aber ich habe keine Ahnung ob das noch erhältlich ist), aber wen speziell die Basler Szene interessiert, der ist sehr gut bedient mit “Als die Haare länger wurden – Die Sixties in Basel”, ein 250 Seiten Werk in Ueberformat (Autoren René Matti, Lukas Müller, Teddy Riedo). Siehe Bild oben. So viel ich weiss ist der Schinken allerdings vergriffen und nur noch, teilweise zu exorbitanten Preisen, auf dem Gebrauchtmarkt zu haben.

 

Stay tuned!

 

P.S.: Das Bild auf dem Cover von “Als die Haare länger wurden” zeigt einen Sevens Auftritt. Ich habs vergessen wo das war, aber den Ort gibts so in Basel auch nicht mehr. Das Bild ist sehr bekannt und wurde auch bereits schon für CD-Covers verwendet (ohne direkten Bezug zur Basler Szene aus den 60ern).

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