Soulful Dynamics

Schon mal gehört den Namen von denen?
Gewusst, dass die aus Westafrika stammende Truppe 1969 in Hamburg gestrandet war und 1970 mit dem Gassenhauer „Mademoiselle Ninette“ einen massiven Hit landen konnte? Zumindest in Deutschland, Österrreich und in der Schweiz eroberten Soulful Dynamics mit der Single Platz 1 in den Charts. Okay, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Der Arztsohn Frederik A. Anderson weilte zwecks Medizinstudium in der Hansestadt, importierte dann aber seine alte Band aus Liberia weil die ganze Musikszene schlussendlich doch spannender war als das was ein muffiger Hörsaal zu bieten hatte. Nein, das hätte ich ebenfalls nicht gewusst, es gibt weit wichtigeres im Leben.

Auf Soulful Dynamics stiess ich im Zuge der „Materialbeschaffung“ für meine Jukebox. Oberflächlich betrachtet könnte man die Band in die Nonsensecke abschieben, das Spielzeug eines Produzenten der geschickt die Sehnsucht nach exotischen Orten ausnutzte, sowas zog doch in den Zeiten vor dem aufkeimenden Massentourismus fast immer beim Publikum. Jedenfalls wurde die Band in Deutschland teilweise ganz schön verarscht, zumindest punkto Medienarbeit: Schwarze Jungs in bunten afrikanisch anmutenden Gewändern und einer stürmischen Brise ausgesetzt vor irgendeinem nordisch anmutenden Lagerhaus im Hintergrund. Naja, Osibisa liessen sich in London auch im Lendenschurz ablichten. Das Plattencover der zweiten LP Soulful Dynamics (1971) ist trotz alledem ein Killer, da wüsste ich nur zu gerne in welchem norddeutschen Fussballstadion diese Gruppenaufnahme entstanden ist.

    

    

Musikalisch pendelten die Soulful Dynamics zwischen verschiedenen Tanzveranstaltungen hin und her, man findet bei ihnen schunkelhaften, für die Epoche typischen Goodtimerock, man bekommt aber auch eine Prise Soul und westindischen Reggae zu hören und da und dort flackert tatsächlich Afrobeat auf. Gegen Ende ihrer doch relativ kurzen Karriere gab es dann auch vermehrt funkige Klänge. Wenn man genügend tief eintaucht in den Fundus der Soulful Dynamics, dann wird man bestimmt die ein und andere Entdeckung machen.

    

Die Soulful Dynamics werden zu Unrecht dermassen stiefmütterlich behandelt, einzig Repertoire hat der Band 1999 eine (mittlerweile leider vergriffene) Best-Of-CD gewidmet, hier wünschte ich mir eine Box mit den remasterten Originalalben. Bis das soweit ist, kralle ich mir eben ihre Singles wenn sie mir begegnen, die haben meist ganz schön „Wumms“ und können das Brummen des Jukebox-Verstärkers locker übertönen.

Der Bandleader Frederik „Andy“ Anderson haucht seinen Soulful Dynamics immer wieder mal Leben ein, daneben ist er solo aktiv und seit 1994 auch Leiter des Gospelchors in Pohlen.

LONG LIVE AFROBEAT!
mellow

Discografie:
African Fire (1969, Philips)
Soulful Dynamics (1971, Decca)
Wildcats (1972, Decca)
Soul-Soulful-Soulful Dynamics (1973, Decca)
Soulful (1977, Metronome)
The Best Of Soulful Dynamics (1999, Repertoire)

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Ein Kommentar

  1. Frederik „Andy“ Anderson hatte heute einen Auftritt im TV. Er arbeitet seit Jahren in Norddeutschland als Heilpraktiker und Chiropraktiker. In der Freizeit singt er in einem Gospelchor.

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