V/A – She Came From Liverpool! Merseyside Girl-Pop 1962-1968 (CD)

V/A – She Came From Liverpool! Merseyside Girl-Pop 1962-1968 (CD)

Auch heute noch werden Frauen im Pop- und Beatbereich der 60er sträflich ausser Acht gelassen. Es gibt zwar einiges an entsprechenden Tonträgern, aber wirklich die Geschichte neu geschrieben haben diese nicht. Aber was ich so kenne aus der den Stories der 60er (und entsprechend der Musikszene), war die ganze Gesellschaft noch sehr mittelalterlich und hatte nicht über den Tellerrand hinausgesehen. Selbstverständlich bemühten sich einige Jugendliche auszubrechen, aber die Zügel in den Händen hielten noch immer die Altvorderen und wenn es dem Nachwuchs möglicherweise gar nicht bewusst war, diese ältere Generation entschied noch immer wos langging.

Schon alleine die männlichen Jugendlichen hatten ein Problem mit jedem/jeder jenseits von 25 Jahren (wenn überhaupt). Wenn es bei diesen noch so ganz knapp durchging (wenn auch nur mit hängen und würgen), für den weiblichen Teil der Generation war das ein absolutes no-go. Aber, wie Asterix in seinem Dorf, gab es Aufstände (und gleichzeitig profitierte man vom Establishment – woher sollte denn sonst das Geld kommen). Es gibt Geschichten von Anfang der 60er-Jahre aus denen klar wird in welchem sozialen Umfeld alles passierte. Finanzielle Ausbeutung, sexuelle Ausnutzung, Betrug und Arbeitsverhältnisse nahe an Sklavenhaltung. Selbstverständlich passierte das auch männlichen Musikern, legendär die entsprechenden Erzählungen, auch wenn vieles nicht mehr verifiziert werden kann. Tatsächlich ist es eigentlich allen Jugendlichen hoch anzurechnen, dass sie sich nicht unterbuttern liessen, sonst wäre 2024 noch immer das viktorianische Zeitalter im Gange.

Die Bandbreite an Musikerinnen reicht dabei natürlich von Pop im Loungebereich bis zu hartem Beat, sprich von Cilla Black via Samantha Jones zu den Liverbirds. Liverbirds? Da war doch was! Meine Liverbirds! Ich wusste nicht mal, dass ich die CD in der Sammlung hatte bis ich vor ein paar Tagen in einer dunklen Ecken rumsuchte und voilà. Fünfundzwanzig Tracks, davon viele Interpretinnen mit zwei Songs, aber alles andere hätte mich auch gewundert, sogar Liverpool wurde wahrscheinlich nicht von Frauen als Musikerinnen überrannt. Als Gesamtpaket ist die CD zu empfehlen, geht es doch über den vorerwähnten Popanteil zu leichtem und schlussendlich schwerem Beat. Danke Liverbirds! Ich weiss jetzt nicht ob ich es zugeben soll, aber die meisten Interpretinnen sind mir tatsächlich unbekannt. Sicher bei der Hälfte sehe ich nur ein Fragezeichen, aber das tut der Qualität keinen Abstrich. Sogar Cilla Black kommt bei “A Shot Of Rhythm And Blues” halbwegs über die Rampe, wenn auch ein bisschen schräg.

1            Cilla Black – Love Of The Loved
2            The Liverbirds – Long Tall Shorty
3            Beryl Marsden– – Everybody Loves a Lover
4            Jeannie & The Big Guys – I Want You
5            Tiffany (29) With The Thoughts – Baby Don’t Look Down
6            The Three Bells – Someone to Love
7            Beryl Marsden – What’s She Got (That I Ain’t Got)
8            The Vernons Girls – Only You Can Do It
9            The Breakaways – That Boy Of Mine
10          Glenda Collins – Something I’ve Got to Tell You
11          Nola York – I Don’t Understand
12          Samantha Jones – Just for Him
13          Tiffany – Am I Dreaming?
14          Jacki Martin – Till He Tells Me
15          Cilla Black – A Shot Of Rhythm And Blues
16          Jeannie & The Big Guys – Sticks And Stones
17          The Liverbirds – Why Do You Hang Around Me
18          Samantha Jones – I Don’t Want To Be The One
19          Lyn Cornell – Sally Go Round The Roses
20          The De Laine Sisters – Puppet On a String
21          The Sharades – Dumb Head
22          The Vernons Girls – Lover Please
23          Cindy Cole – Just Being Your Baby (Turns Me On)
24          The Satin Bells – Baby, You’re So Right for Me
25          Sandy Edmonds – Come See Me

Die Geschichte der Liverbirds und deren Aufnahmen kommt möglicherweise im Mai als eigenständiger Beitrag im Rockzirkus. Nur so viel, der Band wurde zur Genüge gesagt, dass sie nichts können, das Frauen keine Unterhaltungsmusik spielen und dass sie heiraten und ihre Position am Herd einnehmen sollten. Das hielt sie aber nicht davon ab für ein paar Jahre ihren eigenen Kopf zu haben und den Weg zu gehen den sie wollten. Inklusiv falscher Entscheidunges ihres damaligen Managements in  Deutschland (die einfach nicht über ihre Nasenspitze hinaus denken konnten) und nur ihren eigenen Vorteil sahen.

Die mir völlig unbekannten Vernon Girls sind ein typisches Beispiel betreffend der Qualität der Aufnahmen von der wir hier reden. Da müsste ich doch mal das Internetz anwerfen und sehen was es von denen so als Tonträger gibt. Schubadubadu! Das Coverphoto der CD, das sind übrigens die Liverbirds (und ich mach mal wieder einen auf Mr. Alleswisser), ausgesprochen wird das Läiwerbörds (gemäss diversen Interviews mit der Band) und kommt als Begriff vom Fluss Liver (Läiwer) und nicht von Liverpool. Setzen!

Wenn jemand sich da in das Thema reinknien will, dann ist die CD dafür sehr gut geeignet, aber es gibt ähnliche thematisch arrangierte Tonträger, z.B. Marylebone etc., ich glaube fast, die kommen alle (oder fast alle) von Ace. Check it out. Das dritte Bild, das sind übrigens die Breakaways.

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