The Rance Allen Group = christliche Musik?
Ja, schon, aber ohne den „mit Speck fängt man Mäuse“-Beigeschmack der manchmal von religiös angehauchten Musikprojekten ausgeht, irgendwie stellt sich bei der Rance Allen Group nie das Gefühl ein man werde “abgefischt”, diesbezüglich verhält sich die Chose ähnlich wie bei Sister Rosetta Tharpe, Mahalia Jackson, Aretha Franklin, den Staple Singers oder Al Green. Die kirchlich geprägte Musikrichtung Gospel ist neben dem weltlicheren Blues ganz einfach und unbestreitbar einer der Grundpfeiler angloamerikanischer Soulmusik.
The Rance Allen Group war zu Beginn der Seventies viel mehr eine Stax-Attraktion aus der Gospelecke. Das aus Michigan stammende Brüdertrio Rance, Thomas und Steve Allen (manchmal machte auch Bruder und Percussionist Esau mit) setzte von Anfang an auf die gleiche erdige, zündende Mélange aus Soul und Funk, ähnlich wie die Staple Singers, thematisch vielleicht etwas ursprünglicher und religiöser und weniger politisch als Roebuck “Pops” Staples und seine bezaubernden Töchter, sicher aber mit derselben Warmherzigkeit und Beseeltheit. Vor allem die frühen, leider noch immer auf eine anständige Reissues wartenden Alben die bei Gospel Truth, einem Sublabel von Truth Records das wiederum eine Tochter des Mutterlabels Stax war, haben es in sich. Wer in den Stax-Katalog abtaucht, der wird also früher oder später auch The Rance Allen Group in seinem Netz haben. Auf CD existieren einige Zusammenfassungen dieser frühen Karrierejahre die allesamt empfehlenswert sind.
Im Mittelpunkt bei der Rance Allen Group steht fast immer die faszinierende Stimme von Rance (mittlerweile ist der Anführer und Prediger des Allen-Familienprojektes auch Bischof der Prosperitanischen Kirche) die begleitet wird von pulsierenden Rhythmen die einem ganz einfach keine andere Wahl lassen, als die Ohren weit aufzusperren und sich ohne Gegenwehr in den Fluss der Musik zu stürzen. Einen (leider) viel zu kurzen optischen Appetizer der The Rance Allen Group findet man in einschlägigen Video-Portalen, es ist der Filmschnippsel ihres Auftrittes beim Wattstax-Festival (1972) im Los Angeles Memorial Coliseum bei dem die Band mit “Lying On The Truth” ihren elektrisierenden Soul- und Funkrock in die Menge wirft, absolut empfehlenswert sind übrigens die gesamten Festival-Recordings und der dazugehörige Film. Ebenfalls ein absolutes “Muss” ist der Track “Ring My Bell” von der 75er-LP A Soulful Experience (unter Mitwirkung der beiden beiden MG’s Donald “Duck” Dunn und Al Jackson), die “Predigt” von Rance erstreckt sich hier gegen 10 Minuten und ja, Rance hat recht, “Ring My Bell” ist “good for your Soul”, jedenfalls für Freaks die auf funky Stax-Sound und unter die Haut gehenden Soul stehen.
Unglaublich aber wahr, die The Rance Allen Group mit den drei Brüdern gibt es noch immer. Ob diese lange ungetrübte Treue und Verbundenheit ein Wunder ist? Who knows, offenbar gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde die sich nicht immer so ganz leicht erklären lassen. Geladene Batterien haben sie auf alle Fälle noch immer und mit Songs wie “A Lil’ Louder” (2014) und dem dazugehörigen Video beweisen sie, dass sie Humor haben und ausserdem genau wissen womit man im 21. Jahrhundert beim jüngeren Publikum landen kann.
LONG LIVE GOSPEL, SOUL & FUNK!
mellow
The Rance Allen Group :
Rance Allen – Lead Vocals, Guitar, Keyboards
Steve Allen – Bass, Lead Vocals
Thomas Allen – Drums, Lead Vocals
Discography:
Truth Is Where It’s At (1972)
The Rance Allen Group (1972)
Brothers (1973)
A Soulful Experience (1975)
Say My Friend (1977)
Smile (1979)
Truth Is Where It’s At (1972)
I Feel Like Going On (1980)
Hear My Voice (1983)
I Give Myself To You (1984)
Phenomenon (1991)
You Make Me Wanna Dance (1985)
All The Way (2002)
The Live Experience (2004)
Celebrate (2014)
Live From San Francisco (2016)