flector – Mighty Man (CD/EP)

flector – Mighty Man (CD/EP)

Cover Mighty Man
Cover Mighty Man

Zuerst mal, Karten auf den Tisch. Ich kenne Carlo Gartenmann (Gitarrero, Sänger und Songschreiber von flector) seit ungefähr 2004 und zwar im Zusammenhang mit dem Buch „Dr. Feelgood And Wilko Johnson On Record“. Carlo hat sich des Manuskripts angenommen und das Projekt zu einem Abschluss gebracht. Und ich muss heute noch feststellen, das war ein exzellenter Job. Einiges geschah ohne mein Input (zum Glück), aber immer auf den Punkt. So, das haben wir mal.

 

Carlo hat vor flector in einer Reihe von Bands gespielt, wobei ich nur die Nightcaps und Red Lizzard kenne. Mit den Nightcaps driftete das ein wenig in Richtung Krautrock (ich darf das sagen als alter Krautrockfan der zeitnah dabei war, als es wirklich zählte), aber, ich kann mich erinnern, Carlo war etwas erstaunt ob dieser Einschätzung, Krautrock war wahrscheinlich das Letzte, an das er damals gedacht hatte. Naja, der Track „Flight To London“ ist ja schon mal ausgezeichnet und hat meine Sicht auf die Band geprägt.

 

1978-1990: Charlesmax

1991-1998: Ed Rea’s Ratman Walk

1999-2002: Ohr

2002-2013: Nightcaps

2014-2017: Red Lizard

 

Red Lizard waren danach zuständig für Rock und Blues und ebenfalls eine exzellente Band. Leider war nach einer CD schon wieder Feierabend (wie übrigens auch bei Nightcaps – 1 CD-Single und 1 x das volle Brett als CD). Aber Carlo wäre nicht Carlo, hätte er nicht bereits wieder etwas im Aermel gehabt und dieses etwas nannte sich flector.

 

flector (kleines f) gibt’s seit 2018 wobei die Band einen eher langen Anlauf hatte. „Mighty Man“ war eine MCD/EP und gedacht, wenn ich mich richtig erinnere, für Promo und Verkauf an Konzerten. Die Finanzen kamen damals zusammen über Crowdfunding, was an sich schon mal bemerkbar ist, waren flector damals doch völlig Unbekannte.

 

Die CD kommt bei 3 Tracks auf knapp unter 20 Minuten und wenn jetzt jemand denkt, „Keller“, „Klappersound“ und die WC-Spülung, falsch gedacht. Der Sound ist kristallklar und da läuft nichts aus dem Ruder. Auch bei höheren Lautstärken sind die Instrumente schön separiert und es kommt kein Müsli aus den Lautsprechern. Und wenn jetzt jemand meint „Provinzmusiker“, ja, kann sein, aber ehrlich gesagt, wenn ich das in einem Blindtest vorsetzen würde, ihr würdet es nicht merken. Kompetent gespielt und da muss ich die ganze Band lobend erwähnen, das passt einfach zusammen. Seit der Aufnahme zu „Mighty Man“ hat es eine Aenderung im Line-up gegeben, Bruno Veneri (Bass) ist ausgestiegen und Manu hat dafür übernommen.

flector Live Scala
flector Live Scala Wetzikon

Die Musik selber mäandert irgendwo zwischen Prog, Bombast und Rock. Vorher ist mir tatsächlich noch Meat Loaf mit „Bat Out Of Hell“ in den Sinn gekommen. Ich bin übrigens topfnüchtern während ich dies hier schreibe. Naja, Meat Loaf ist definitiv die falsche Fährte, aber ich bleibe dabei, für mich hat es manchmal etwas von frühen Uriah Heep mit einem Schuss rockigeren Pink Floyd. Aber die Schwierigkeiten die ich mit Assoziationen hier habe, zeigt, dass die Band nicht einfach eine Blaupause ist, sondern auf eigenen Füssen stehen kann. Was ich definitiv feststelle, für mich, die Band spielt einen etwas modernisierten 70er-Jahre Sound.

 

Naja, Krautrock? Doch, „Sky Echo“ hat was in der Richtung. Obs jetzt gerade ein Verwandschaft mit Eloy ist (Mellow), keine Idee, dafür kenn ich Letztere viel zu wenig. Und „Children Of Tomorrow“ ist wahrscheinlich mit Ken Hensley am Start. Und der Eingangstrack „Mighty Man“? Ja, da kommt eben der erwähnte Meat Loaf ins Spiel. Gut, ich halte schon meine Klappe.

 

Jedenfalls ist dies nicht euer Durchschnitts-Blues, -Rock und –MOR. Was ihr hier nicht kriegt, sinnloses Genudel mit Improvisationen wo man den Verdacht hat, die Musiker wissen schon lange nicht mehr in welchem Stück sie gerade sind. Die Musik ist auf den Punkt gebracht und da wird nichts ausgewalzt, was nicht ausgewalzt gehört.

 

Interessant auch, dass die drei Tracks alles Originale sind und von Cedy (Musik und Lyriks), Carlo (Musik) und Susanne Gartenmann (Lyriks) stammen. Während andere Bands sich begnügen Covers zu spielen (manchmal auch besser so), hängt man bei flector die Latte sehr hoch. Es sieht so aus, als hätten flector einige Songs in der Kiste und man kann darauf hoffen, dass da in nächster Zeit ein komplettes Album aufgenommen und veröffentlicht wird. Knock on wood.

 

flector, wie viele andere Bands, haben das Problem abgesagter Gigs (wg. Covid-19) und fehlender Aufmerksamkeit von Seiten der Veranstalter und des Publikums. Mir ist schon klar, Unterstützung ist in unseren Zeiten fast zu einem Schimpfwort geworden, da jeder Hans und Heiri unterdessen ein Crowdfunding versucht. Wenn bei euch unabhängige Bands allerdings ziemlich oben auf der Liste stehen, warum flector nicht unterstützen mit der Bestellung einer CD auf www.flector.space (ich bedanke mich und gutes Karma ist euch sicher)

 

P.S: Ich bedanke mich bei remo4 und mellow für die Gelegenheit hier flector vorstellen zu dürfen.

 

P.S.S.: Die Interviews mit der Band sind in voller Länge auf meinem Blog zu finden (unten rechts der Link)

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Ein Kommentar

  1. Sehr schöner Beitrag und genau das ist die Stärke von Schulter-An-Schulter Appellen. Das recht unbekannte Künstler großartige Musik machen ist heutzutage die Regel und auch mein Thema, siehe Pinski, Crystal Palace, Mau & Schnella, smalltape, Mt. Amber, Natural Blues. Bleibt Heiter & Gesund, Rhythmische Grüsse, Der SchoTTe

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