Huh… also „My Sharona“ konnte Verfolgungswahn verursachen anno ’79, das lief überall, im Radio, in jeder Kneipe und in jeder Disco, much too much irgendwie, mir wurde das zuviel, obwohl mir diese Sorte Powerpop im Prinzip ausgezeichnet gefiel, es kam der Punkt da hörte man einfach nicht mehr hin, auch wenn das noch so ’ne tolle Nummer war mit diesem irren Gitarrensolo. Jetzt, exakt 40 Jahre später hat sich das mittlerweile wieder eingerenkt mit „Sharona”, der Titel steht auf meiner Liste mit Singles die in die Jukebox sollen. Und selbstverständlich brauche ich ein Exemplar in der Originalhülle, “white sleeve” geht in diesem Fall gar nicht.
The Knack aus Los Angeles (nicht zu verwechseln mit der britischen Sixties-Band gleichen Namens) wurden zu einem typischen „One Hit Wonder“, dabei steckte eigentlich weit mehr Potential in dieser New-Wave-Truppe. Das elektrisierende Trademark „My Sharona“ (mit dem Album-Opener „Let Me Out” auf der B-Seite der Single) geriet zu einem unheimlichen Geist der die weitere Karriere von The Knack überschatten sollte.
Das von Mike Chapman produzierte LP-Debut Get The Knack ist und bleibt allen Unkenrufen zum Trotz eine äusserst knackige Angelegenheit. Es ist eher unamerikanisch und verzichtet auf den Studio-Bombast der in vielen amerikanischen Sound-Produktionsstätten in den späten Siebzigern zum Standard geworden war. Optisch erinnerten The Knack stark an die krawattierte Weisshemd-Phase der Beatles – und dann war da noch das Gesicht des Frontmanns Doug Fieger, also mit dem Face hätte er locker bei den fabelhaften Vier einen ersetzen können und keiner hätte es gemerkt.
Die Songs von Get The Knack sind äusserst gradlinig, wirken nicht überladen, sind melodiös, eingängig und lassen es trotzdem nicht an Power fehlen, spartanisch aber kraftvoll, in diesem Sinne eben very british. „My Sharona“ wurde zwar das Aushängeschild, aber auch Nummern wie die bereits erwähnte B-Seite „Let Me Out“, „Your Number Or Your Name“ das ebenfalls als 45er ausgekoppelte „Good Girls Don‘t“ oder die Coverversion „Heartbeat“ (von Buddy Holly – The Knack orientierten sich jedoch mehr an der Version von Humble Pie) brauchen sich nicht zu verstecken. Fazit: Get The Knack ist eine durchgehend gelungene und erfrischende Platte.
Mit But The Little Girls Understand (1980) und Round Trip (1981) folgten in Originalbesetzung noch zwei weitere LP’s, der Stern von The Knack ging dann allerdings so schnell unter wie er aufgegangen war, The Knack lösten sich ein erstes Mal auf.
Ab 1991 gab es ab und zu Knack-Reunions, der alte Erfolg wollte sich allerdings nicht mehr einstellen. Bruce Gary verabschiedete sich 2006 von dieser Welt, Doug Fieger starb 2010 an Lungenkrebs.
Was für immer bleiben wird ist „My Sharona“, ein unzerstörbarer Gassenhauer.
LONG LIVE POWER POP!
mellow
The Knack – Get The Knack (Capitol Records, 1979)
1. Let Me Out
2. Your Number Or Your Name
3. Oh Tara
4. (She’s So) Selfish
5. Maybe Tonight
6. Good Girls Don’t
7. My Sharona
8. Heartbeat
9. Siamese Twins (The Monkey And Me)
10. Lucinda
11. That’s What The Little Girls Do
12. Frustrated
The Knack:
Doug Fieger – Vocals, Guitar
Berton Averre – Guitar
Prescott Niles – Bass
Bruce Gary – Drums
…ehrlich gesagt; hören kann ich eine direkte Verbindung zwischen THE KNACK und JACKSON auch nicht – ich habe mal darüber gelesen oder eine Doku darüber gesehen. Und keiner von Jacksons Rockern (BILLIE JEAN, BEAT IT, DIRTY DIANA, etc.) ist ein Rock-Song im klassischen Sinn – die kommen nicht mal in die Nähe eines Power-Pop-Songs wie MY SHARONA. Wie Du schon geschrieben hast – Rock und die Beat-Loops – das geht nicht zusammen. Gruß – Ronald;-)
Aha, man hat nie ausgelernt, ich wusste bislang wirklich nichts von dieser Jackson/Sharona-Beziehung. Nun, mit Michael werde ich mich nie anfreunden können, mir waren und sind seine blutleeren Beat-Loops bis heute nicht geheuer. Statt an die Kopie hielt ich mich immer viel lieber an das Original das Michael so schamlos kopiert hatte: Mr. Dynamite… alias James Brown!
@Mellow; lustig dass Du MICHAEL JACKSON erwähnst, denn soweit ich mich erinnern kann war MY SHARONA ein Lieblingslied von ihm – und er setzte sich nach seinem (doch noch völlig für den schwarzen Markt produzierten) OFF THE WALL in den Kopf auch den weissen US-Markt zu erobern – und das ging nur mit ROCK. Der entsprechende Song für sein Nachfolge-Album hiess BILLIE JEAN… und der Rest ist (wie wir wissen) Geschichte… Gruß – Ronald;-)
Spätestens ab den 80ern wurden viele Bereiche der populären Musik zur reinen Handelsware degradiert, Musik als stromlinienförmiges Produkt einiger grosser Medienkonzerne mit dem einzigen Ziel Umsatz zu generieren. Man kann daran aber auch erkennen wie nachhaltig die Beatles waren, es gibt nicht viele Musiker die über Generationen derart tief im kollektiven Bewusstsein der Menschheit verankert blieben wie die 4 Jungs aus Liverpool, ausser vielleicht Mozart, Beethoven, Presley oder die Stones. An Michael Jackson und Madonna wird man sich dereinst nicht etwa wegen herausragender Musik erinnern, sondern weil sie ziemlich schräge Freaks mit ausgezeichneten Werbeagenturen im Rücken waren, die Beatles wird man aber immer wieder als Messlatte brauchen weil sie künstlerisch aussergewöhnlich talentiert waren. So oder so spielten The Knack ganz eindeutig in einer tieferen Liga, in der Liga der “One Hit Wonders”…
Auf eine fast unheimliche Weise wurde bis weit in die 80er ALLES mit den Beatles verglichen, ob es nun passte oder nicht. Erst als die elektronische Musik mehr und mehr dominierte, wurden die BEATLES auf den Müllhaufen der Referenzwerte geworfen. Zum Glück! Mich nervte das ständige Vergleichen wesentlich mehr als die penetrante Single MY SHARONA. Bei der musste ich übrigens (wegen des Stotterns ‘Ma-Ma-Ma-Ma-Ma-Ma-Ma-Ma-MY-Ey-Ey-Ey-Ey’) eher an eine andere britische Band denken. Klasse Song, den ich bis heute innig liebe. Der wird jetzt gleich wieder mal angehört. Außer GOOD GIRLS DON’T (auch nett) kenne ich leider nix von THE KNACK. Gruß – Ronald;-)