Epitaph – Deutsche Legende 2

Five Decades Of Classic Rock – Classics, Covers, Demos, Jams & LIVE

Hätte ich mich mehr im Fantasio vom Niederländer Ruud van Laar, einem Anfang der 70iger der sehr angesagten Musik-Club in einem ehemaligen Kino-Saal in der nördlichen Dortmunder Innenstadt (Münsterstraße), herumgetrieben, dann hätte ich Fagin´s Epitaph und meine Christa Maria schon viel früher kennen gelernt. So hat es bei beiden noch etwas gedauert, aber nicht lange !! Auch die deutsch-britische Rocklegende Epitaph durchlebten fast alle Höhen und Tiefen des Rock-Business, waren deshalb sogar kurz davor auch ein Fall für die Serie Tragische Rocker zu werden. Cliff Jackson (Gitarre, Gesang) und Bernd Kolbe (Bass, Gesang), die hatten vorher bereits bei den Red Roosters zusammen musiziert, taten sich mit dem Briten Jim McGillivray als Trio zusammen, übten im Keller des Musik-Clubs für ihre Auftritte als Fantasio-Hausband. Es gab danach mehrere Besetzungswechsel, besonders der Posten des Schlagzeugers war ein Schleudersitz und wurde öfters umbesetzt. Von Dortmund ging es auf das Land in eine verlassene Ziegelei in der Lüneburger Heide und dann später in ein altes, grün angestrichenes Schulgebäude in Graue (Nähe Nienburg). Man trat als Hausband im Rock-Club Mülltonne in Hannover, beim Beat Club und WDR-Rockpalast auf, tourte mit mäßigen Erfolg in den USA, Label-Start bei Polydor, Label-Konkurs mit Billingsgate Records überstanden und Ende der 70iger Label-Wechsel zu Brain/Metronome. Ab 1986 stellte Epitaph leider nach desaströsen Erlebnissen für fast 15 Jahre ihren Bandbetrieb ein. Ihre Rezeptur ist Jazz/Funk-Elemente, psychedelischer & progressiver Rock, geradliniger Hardrock, Heavy Metal. Wer die detaillierte, interessante Band-Geschichte aus erster Hand nachverfolgen möchte, der sollte mal diesen drei Verknüpfungen zur Band Epitaph, Label MIG Epitaph und Rockpalast Archiv folgen.

Epitaph: Promo_1

Epitaph: Outside The Law

Epitaph: Return To Reality

Es gibt Formationen die durch übergroße Studiowerke, einzeln oder in der Summe, glänzen. Meist für eine begrenzte Zeitspanne. Und es gibt andere die in regelmäßigen Abstand eine überschaubare Anzahl hervorragender Alben aufnehmen und sie dann Live leidenschaftlich und eruptiv präsentieren. Rock-Bands die das auch noch nach 50 Jahren und mit immerhin noch zwei Gründern (bis 2018 noch alle drei Gründer) hinbekommen sind Epitaph. Dabei hatten sie immer wieder bekannte Kollegen aus dem Rock-Drehkreuz Hannover, beispielsweise Klaus Walz (Jane), Fritz Randow (Eloy), Achim Wielert (nach Heirat Poret, Rock’N Roll Unlimited) und viele andere, mit an Bord ihrer Rock-Express-Lok. Nachfolgend eine kurze Aufstellung der Live-Highlights chronologisch:

Live 1972 – Erster früher Fernsehauftritt von Epitaph beim legendären Beat Club von Radio Bremen Die beiden Live-Titel »Early Morning« und »Little Maggie« vom Debüt »Epitaph« sowie ein Interview findet man auf den DVD´s von MIG Music (siehe auch 1979_1).

Live 1977 – Schon in den frühesten Rockpalast-Tagen beehrten die Cross-Over-Rocker das WDR Studio-L, Köln (02. Februar 1977) um sich von den Fernseh-Kameras einfangen zu lassen. Jackson lächelnd beim Interview mit eclipsed: „Ich habe da keine speziellen Favoriten. Der erste Auftritt war allerdings etwas Strange: in einem Studio, mit nur circa dreißig, vierzig Leute, die saßen da wie Statisten, waren wohl freiwillige Schüler oder Studenten.“

Rockpalast: Krautrock Legends

Epitaph: Live Rockpalast 2004

Epitaph: Live At Rockpalast Box

Live 1979_1 – Wieder Rockpalast WDR Studio-L, Köln, wieder nur eine Handvoll Leute, diesmal 03. September 1979. Die beiden Konzerte 1977 & 1979 wurden 2011 als Rockpalast: Krautrock Legends Volume 1 als Doppel-CD (MIG 90382) und Doppel-DVD bei MIG Music veröffentlicht. Die DVD-Version (MIG 90387) beinhaltete auch den Auftritte Rockpalast 2004 und Beat-Club 1972. Die danach 2017 veröffentlichte Live At Rockpalast Box (MIG 90380, 3CD+2DVD) beinhaltet sogar noch das Konzert Harmonie Bonn 2004 auch auf der dritten CD.

Live 1979_2 – Auf der CD-Version (SPV) von »Return To Reality« gibt es als Bonus den Titel »Return To Reality«, der während eines Soundchecks für einen Auftritt in Süddeutschland auf Epitaph´s 79er Tournee aufgezeichnet wurde. Er vermittelt einen guten Eindruck, wie der Band-Sound von Cliff Jackson, Heinz Glass, Fritz Randow (Schlagzeug), Luitjen Janssen (Bass), damals Live klang. Der gekürzte Song wurde direkt vom Mischpult in Mono aufgenommen und für die Veröffentlichung durch ein Spezialverfahren in Stereo umgewandelt.

Live 1980Epitaph´s leider relativ unbeachtete erste echte Live-Album namens »Live« wurde unter Mithilfe von Conny Planks mobilem Studio am 26. bis 28. Dezember 1980 in Wertheim am Main (Main Tauber Halle), Dallau im Elztal (Elzberg-Halle), Triberg (Waldpeter) im Schwarzwald während der See You In Alaska-Tour als letztes Album für das damalige Label Brain/Metronome aufgenommen.

Live 2000 – Ich war damals überrascht als ich erfuhr Epitaph sind wieder formiert und wollen im nahen Unna in der Lindenbrauerei am 22. Januar 2000 ihre Wiederauferstehung feiern, was dann tatsächlich auch seinen Verlauf nahm, als Bild-Dokument »Live At The Brewery« und Ton-Dokument »Resurrection: The Reunion Concert« (Hurricane Records) VÖ wurde. In der längeren Auszeit zwischen 1986 und 2001 gab die 1969 gegründete Combo nur sporadisch einzelne Konzerte. In Unna ließen die drei Ur-Mitglieder Cliff Jackson, Bernd Kolbe, Jim McGillivary sowie Heinz Glass gleich das erste denkwürdige Konzert ihrer Reunion mitschneiden. Man merkt dem Quartett hier an, dass die Maschinerie noch nicht wieder wie geschmiert läuft, die ehemals eingespielte Einheit noch etwas Zeit braucht. Es hakelt noch etwas am Zusammenspiel. Das hat sich aber wieder alles gegeben, denn der Neustart war ein voller Erfolg. Das kann man immer noch Live erleben. Ich habe 2019 vor der Pandemie das Glück gehabt Jane (Vorstand ist nun Klaus Walz), Epitaph und Wishbone Ash (Vorstand Andy Powell) jeweils zweimal Live erleben zu dürfen. Fazit: Drei ebenbürtige lebendige Formationen mit großen Repertoire und jeweils ureigenem Charakter. Wie sage ich gerne: Am Ende des Tages ist das alles doch nur Rock´N´Roll !!

Epitaph: Live 1980

Resurrection: Reunion Concert

Still Standing Strong And Back

Live 2004_1 – Die (deutschen) Gruppen Epitaph, Guru Guru, Karthago, Peter Panka´s Jane (schade, dass Boss Peter Panka und auch Charly Maucher inzwischen verstorben sind), Amon Düül II und Birth Control (auch Band-Leader Bernd Hoodoo Man Noske ist bereits verstorben) stehen für herausragende deutsche Rockgeschichte der 70iger. Wer an Progressivem & Psychedelischem Rock sowie auch an abwechslungsreichen Kompositionen und Spielfreude Interesse findet, dem kann ich diese Mitschnitte als »Krautrock Meeting 2005: At Rockpalast« (2006: DDVD, SPV) wärmstens empfehlen. Der WDR hat bei dieser speziellen dreitägigen Veranstaltung am 21. bis 23. Dezember 2004 in der Harmonie Bonn sechs Konzerte aufgenommen (Dolby Digital 5.1) und dabei seine gewohnt ruhige Kameraführung beibehalten. Schon am 03. Januar 2005 wurden die Beiträge im WDR ausgestrahlt. Ein wenig zu kritisieren ist einzig die Tatsache, dass die einzelnen Konzerte der Gruppen anfangs nicht vollständig, vermutlich aus rechtlichen Gründen, wiedergegeben und VÖ wurden. Jede Band ist nur mit einem Beitrag von circa 30 bis 40 Minuten berücksichtigt. Die Titel von Epitaph dabei sind: 01. Woman, 02. Big City, 03. Fresh Air, 04. Reflections, 05. Tequila Shuffle. Die Gesamtdauer aller Konzertaufnahmen beträgt aber beachtliche 218 Minuten.

Live 2004_2 – Hier an dieser Stelle noch mal einige Jahre zurückgedreht. Die deutsche 4-Mann-Band Epitaph, die schon Anfang der 70iger hervorragende Musik machte (1971: »Epitaph«, 1972: »Stop, Look And Listen«, 1974: »Outside The Law«) und wie es damals so üblich war, dem sogenannten Krautrock zugerechnet wurde, haben sich am 22. Dezember 2004 noch einmal für den nun schon dritten Rockpalast zu einem Live-Event in der Harmonie Bonn zusammengefunden. Und dass sehr überzeugend, zum erst Mal komplett VÖ auf CD 2007 bei in-akustik (20071). Diverse Splits, Um-Besetzungen, das ist nicht so einfach, dennoch haben sie diese Situation hervorragend gemeistert und mit den damaligen Bandgründern Cliff Jackson (Guitar, Vocals) und Bernd Kolbe (Bass, Vocals) rockten sie wieder mal den Rockpalast schwindelig. Mit ihrem unverwechselbaren Twin-Gitarren-Sound, das mit ihrem Eigenständigen Klangbild durch Heinz Glass als zweitem Gitarristen verfeinert wurde (dazu noch Achim Wielert/Poret Drums), bot das Quartett eine musikalische Reise durch ihre überschaubare Diskografie (1979: »Return To Reality«, 1980: »See You In Alaska«, 1982: »Danger Man«). Live At Rockpalast ist ein gutes Live-Dokument von einer der besten deutschen Bands. Die zehn guten Titel können durchweg überzeugen und bestätigen die Erstklassigkeit und Live-Präsenz von Epitaph 2004.

Live 2011 – Der zweite Bonustrack auf der Neu-VÖ von »Danger Man« (2012, MIG 00702) ist eine Live-Version vom Studio-Titel »Ain’t No Liar«, mitgeschnitten am 19. November 2011 im Musiktheater Piano in Dortmund. Welcome Zuhause gemischtes Britannien-Germanien-Doppel.

Live 2012 – Wieder mal Epitaph Live, am 27. November 2012 mit dem Slogan »Still Standing Strong And Back In Town«. Wieder mal im niedersächsischen Hannover an der Leine, die für Epitaph Anfang der 70er Jahre zu deren zweiten Heimat wurde. Hier wo sie die Aufnahmen für ihr selbstbetiteltes Debüt für Polydor (1971) vorbereiteten und dafür ihr temporäreres Live-Domizil im legendären Club Mülltonne aufgeschlagen hatten. Wieder ein einzigartiges Live-Erlebnis, dass den Erfolg und die Leistungen einer Band hier mit »Live At The Capitol« dokumentiert. Ein abendliches Benefiz-Konzert im nahezu ausverkauften Capitol, an dem Cliff Jackson, Bernie Kolbe, Heinz Glass und Achim Wielert/Poret viele Freunde und zahlreiche Wegreiter und -begleiter begrüßen durften. Epitaph wurde bei diesem einmaligen Auftritt unter anderem von Klaus Walz (Gitarre: Ex-Epitaph, Jane), Klaus Henatsch (Keyboards: Nektar), Volker Sassenberg (Keyboards: Ex-Kingdom/Domain), Tim Reese (Violine: Truck Stop), Anca Graterol (Gesang) und den I.V.O.-Kids (Kinderchor) unterstützt. Herausgekommen ist ein äußerst bemerkenswertes Live-Erlebnis, eine eindrucksvolle dreistündige Zeitreise durch mehr als vier Jahrzehnte Band-Geschichte. Dabei präsentierten die Musiker ihre Klassiker zum Teil neu arrangiert, aktuelle Songs. Die vielen verschiedenen Gäste und die akustische Basis geben den 19 Titeln einen neuen eigenen Charakter. Aber immer spürt man das sie noch immer das Feuer im Blut haben und ihre Fans rocken können, so als wäre seit ihren ersten Auftritten im Fantasio und Mülltonne kaum ein Tag vergangen. Wer die alten Jungs mal live erlebt hat, der weiß was ich meine. Epitaph meinte einhellig: „Es war ein ganz besonderer Abend, ein ganz besonderes Konzert“. Und es wurde 2013 auch als Konserve Live At The Capitol Hannover (Still Standing Strong And Back In Town) als DVD (INAK 6191) und DCD (INAK 9127) bei in-akustik veröffentlicht. Wer noch nicht Akustisch genug hat, kurze Zeit danach wurde in ähnlicher Konstellation das Studio-Album »The Acoustic Sessions« (INAK 91303) eingespielt.

Live 2017 – Über viele Jahre hat sich der Alte Bahnhof in Anderten bei Hannover zu einem praktischen und beliebten Ausgangspunkt einer bevorstehenden Tour für das Urgestein aus der Krautrock-Ära gemausert. Nicht zuletzt wegen der dortigen intimen Atmosphäre und dem hervorragenden Sound kehren Epitaph immer wieder gerne nach Anderten zurück. Grund genug, die Location für Akustik-Live Aufnahmen zu nutzen. Da die einzelnen Bandmitglieder aus den Regionen Flensburg (Cliff), Dortmund (Bernie), Celle (Heinz) und Berlin (Jim) kommen, ist die niedersächsische Stadt an der Leine günstig gelegen und, wie Cliff erzählt, auch ein guter Ort, seine Batterien aufzuladen, bevor es dann wieder losgeht. Die Gründungsmitgliedern Cliff Jackson, Bernie Kolbe, Jim McGillivray und Heinz Glass (ab Mitte der 70iger dabei) wurden wieder verstärkt durch Tim Reese (Violine) und Klaus Henatsch (Nektar) an Piano und Keyboards sowie Agnes Hapsari (Gesang). Henatsch hatte schon Ende 70iger mit Bernie in der Band des Epitaph-Drummer Norbert Panza Lehmann (Karthago, Neil Landon Band) gespielt und Klaus stand auch bereits beim Benefiz-Konzert 2012 mit Epitaph auf der Bühne. In dieser Quintett-Besetzung sind sie auch beim Krautrock-Jubiläum beim Finkenbach Festival 2018 (siehe auch Live 2018) aufgetreten. Abgerundet wird diese Zusammenstellung durch hochklassiges Bonusmaterial: Impressionen Fährmannsfest und zwei Livemitschnitte vom Fährmannsfest 2016 (Rondo Alla Turk/One Of These Days, Fire From The Soul), bei denen Epitaph unter anderem mit den sechs Cellisten der Formation Fire Strings auftraten. »A Night At The Old Station« (MIG 01902) aufgenommen Alter Bahnhof Anderten, erschien in einer DCD-DVD-Kombi bei ihrem derzeitigen Label Music In Germany.

FIBA_2018: Cliff Jackson und Klaus Henatsch

FIBA_2018: J. McGillivray

FIBA_2018: K. Henatsch

Live 2018 – Aufbruch in das Tal im Odenwald zum Finki_2018 wird modern auf der Webseite geblasen. Da ist es nur recht, wenn auch TV_SWR und Druck_Presse das ordentlich würdigen. Und das was dort im August 2018, diesmal vor 2.500 Ticket-Besitzern, an lebendiger Kraut-Rock-Prominenz aufgeboten wurde, ist sicher in nächster Zeit schwer zu überbieten. Ähnlich Schwergewichtig wie beim Krautrock-Meeting 2005, nur jetzt noch 13 Jahre weiter. Gleich mit Epitaph stehen fünf legendäre ergraute Hannoveraner Kraut-Rocker auf der Bühne Nähe des Freibades und legen sofort los als wenn sie das Publikum anheizen müssten, was bei der Hitze und der guten Stimmung gar nicht nötig war. Was ein fulminanter Auftakt, das sagen mir viele der Besucher hinterher. Heinz Glass, Cliff Jackson, Bernd Kolbe, Jim McGillivray, also die klassische Besetzung der 70iger. Fünfter Mann ist Keyboarder Klaus Henatsch (Nektar), der das Kapitel New Nektar nun, wegen Streitigkeiten die an das frühere Jane-Desaster erinnern, beendet hat. Das waren die Besten am heutigen Festival-Freitag, habe auch ich mehrfach über den Eröffner Epitaph zu hören bekommen. Die Hannoveraner Krautrock-Legenden, denen die vielen Musik-Jahre tiefe Falten ins Gesicht gemeißelt haben, spielen wie gewohnt und routiniert ihren harten Rock ohne viele Schnörkel und Ösen. Live-Dokument siehe auch »A Night At The Old Station« (2017: DCD+DVD, MIG 01902).

FEKU_2019: Cliff Jackson (Gitarre, Gesang)

FEKU_2019: Bernd Kolbe (Bass, Gesang)

Live 2019 – Live Festivalkult Umsonst & Draußen Vlotho 2019 – Diesmal dreimal klassische Rock-Mucke hintereinander, mit Fargo und Jane zweimal aus Hannover. Auf dem dritten und nach Fargo mittleren Startplatz stehen mit Epitaph vier legendäre ergraute Kraut-Rocker auf der riesigen Bühne in der Nähe des alten, stillgelegten Kraftwerks in den Weser-Marschen. Und als Quartett, Urgesteine Heinz Glass (Gitarre), Cliff Jackson (Gitarre), Bernd Kolbe (Bass), sowie Nesthäkchen Carsten Steinkämper (Schlagzeug), legen sie wie immer seit 50 Jahren los, dass die Fetzen fliegen. Fünfter Mann ist gelegentlich Keyboarder Klaus Henatsch, der nach dem Tod des Band-Leaders Roye Albrighton bis Ende 2018 Steuermann bei den Kraut-Kollegen von Nektar war, diesmal aber nicht dabei. Am heutigen dritten und letzten Festivaltag ist Epitaph bei sonnigen Sommerwetter nur zu viert angetreten. Vorne die Phalanx der Gitarristen, hinten mit Abstand klassisch der Schlagwerker in der Trommelburg. Die Krautrock-Legende, gegründet in einer Dortmunder Szene-Disco Ende der 60iger, deren Original-Mitgliedern die vielen Musik-Jahre zwar tiefe Falten ins Gesicht gemeißelt haben, aber dennoch bis heute vital und leidenschaftlich geblieben sind. Sie spielen ihren harten bluesigen Rock, das gewohnte Repertoire das die Fans erwarten und auch bekommen. Wie immer ein sehr druckvoller und solider Auftritt, wie später auch noch von Jane um Ex-Epitaph-Protagonist Klaus Walz. Hat sehr viel Spaß gemacht mit den legendären Musikern Auge zu Auge nah beieinander zu stehen.

FEKU_2019: Heinz Glass (Gitarre)

FEKU_2019: Carsten Steinkämper (Schlagzeug)

Wieder zurück zum Kernthema. Epitaph feiern ihr 50-jähriges Bandjubiläum! Grund genug mit einem Best-Of-Album auf ein halbes Jahrhundert der wechselhaften Geschichte zurück zu blicken. Die deutsch-britische Rocklegende hat sich viel Zeit genommen, um aus insgesamt 18 Alben Bandgeschichte, wie zuletzt »Fire From The Soul« (2016) und »Long Ago Tomorrow« (2019) diese Triple-CD-Box als Retrospektive »Five Decades Of Classic Rock« zusammenzustellen. Viele Ideen wurden diskutiert und teilweise wieder verworfen bis dann die endgültige Titel-Liste feststand. Es ist eine tolle und wirklich umfassende Werkschau geworden, die um drei neue Titel ergänzt wurde. Die erste CD deckt den Zeitraum 1971 bis 1985, CD2 die Zeit von 2000 bis heute ab. Also Bonus beinhaltet die Box auf CD3 Covers, Demos & Jams. Auch eine neuproduzierte Version des Klassikers »Sympathy« der britischen Classic-Rock-Band Rare Bird, die sind nicht gerade als Gitarren-Dominatoren bekannt, ist dabei. Aber auch Cover-Versionen von Rory Gallagher/Taste, Jimi Hendrix und Peter Green’s Fleetwood Mac. Dazu gibt es ein reichhaltig bebildertes Booklet mit raren Fotos, Zeitungsausschnitten und Memorabilia aus 5 Dekaden gelebte Rockgeschichte. Eine Retrospektive die es in sich hat, typisch für Music In Germany.

Wenige Bands in Deutschland dürfen für sich den Zusatz legendär beanspruchen, Epitaph gehört mit absoluter Sicherheit dazu, seit den frühen 70igern gelebte professionelle Musikgeschichte. Gemeinsame Tourneen mit Joe Cocker, Rory Gallagher, Golden Earring, Omega, Accept oder auch ZZ Top sowie unzählige Festivalauftritte (siehe auch 2018 und 2019) machten Epitaph zu einer der kultigsten deutschen Rockgruppen überhaupt. Der heute schneeweißhaarige Brite Cliff Jackson ist noch immer die zentrale Figur im Gefüge dieser Rock-Formation. Aber es ist wie schon 1969, man merkt allen Musikern eine gemeinschaftliche Schaffenskraft an. Die Position Schlagzeug und Bass wurde mehrfach gewechselt, die zweite Gitarre war zuerst mit Klaus Walz, heute Frontmann bei Jane, ab Sommer 1977 bis heute dann mit Heinz Glass besetzt. Ich wünsche Epitaph und uns noch viele kreative Jahre und mir das ich immer wieder dabei sein darf. The Show Must Go On !!

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Nachschlag mit Fotostrecke – Herzberg Festival 2022

The Show Must Go On – Nach vielen mitreißenden Auftritten die wir über Jahrzehnte selbst erlebt haben, sind meine Christa Maria und ich wieder mal gespannt auf die alten Recken von Epitaph. Es ist sommerlich auf dem Herzberg Festival Ende Juli 2022. Wir haben beide die Corona-Virus-Infektion hinter uns, atmen wieder genesen das pure Leben auf dem Hippie-Festivalgelände ein. Klassisch als Quartett stehen die vier Rocker passend zum Sonnenuntergang auf dem Freak-Stage und eröffnen vom ersten Moment an äußerst druckvoll. Das Seil zwischen Musiker und Publikum wird geschnürt und die gemeinsame Kletterpartie nimmt Fahrt auf. Sie spielen wie immer souverän Lieder ihrer gesamten Karriere und die Fans honorieren das mit Applaus und Rufen nach mehr. Die drei Gitarristen Heinz Glass, Cliff Jackson, Bernd Kolbe und der Schlagzeuger Jim McGillivray spielen sich im Lauf der hereinbrechenden Nacht in einen kollektiven Rausch. Die Stärken dieser Urgesteine sind überschäumende Spielfreude, blindes Verständnis, Lust auf Improvisationen, was in einigen der vorgetragenen Stücken zu Jam-Explosionen führt, Gitarren-Duelle angestachelt durch die Rhythmustruppe, Solos vom Feinsten. Aber der Höhepunkt wieder einmal die Twin-Gitarren-Passagen, die kaum eine Band in dieser Virtuosität und Parallelität spielt wie Cliff und Heinz. Mit bereits weit über 70 Jahren stehen sie beiden Grauköpfe auf der Bühne, Cliff mit seinen nagelneuen, knallroten Turnschuhen, Heinz mit seinem Hippie-Zopf, beschwören mit ihrer brillanten Gitarrenarbeit den Geist der 70er wieder herauf. Selbst der unnahbar wirkende Bernd, schaut überrascht in die Menge und er lächelt sogar. Wie immer ist Jim im Hintergrund der ruhende Pol und liefert das präzise, rhythmische Fundament. Das Publikum ist schier aus dem Häuschen, wir mittendrin und glücklich so einen Moment mit allen Teilen zu dürfen. Hier steht immerhin noch das Gründer-Trio vital und explosiv auf den staubigen Brettern der Bühne im nordhessischen Woodstock, das können nicht mehr viele Bands der Ende 60er vorweisen. Ich hoffe das unsere vier legendären Rocker noch lange die Bühnen weltweit mit ihrer puren Leidenschaft besuchen und bespielen. Danke an alle die diese magischen Erlebnisse möglich gemacht und daran mitgewirkt haben. Wir werden diese unfassbare Rock-Eruption nie vergessen !! DANKE Epitaph !! Klingende Grüsse, Der SchoTTe

Herzberg_2022: Epitaph rockt den Freak Stage

Herzberg_2022: Bernd Kolbe & Jim McGillivray

Herzberg_2022: Cliff Jackson (Gitarre, Gesang)

Herzberg_2022: Cliff Jackson (rote Turnschuhe)

Herzberg_2022: Bernd Kolbe (Bass, Gesang)

Herzberg_2022: Heinz Glass (Gitarre)

Herzberg_2022: Jackson_Kolbe_Glass_1

Herzberg_2022: Jackson_Kolbe_Glass_2
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