Booker T. & The M.G.’s – Soul Limbo (1968)

Soul Limbo wurde 1968 veröffentlicht und auch nach über 5 Jahrzehnten ist dieser Longplayer noch immer so spritzig als sei die darin enthaltene Musik erst gestern abgefüllt worden, Booker T. & The M.G.’s, die instrumental ausgerichtete, schwarz/weiss gemischte Vorzeigeband des Stax-Labels passte mit dieser Langrille perfekt auf die Soul-Welle die damals um die Welt rauschte. Soul Limbo warf zwar nicht die ganz grosse Hitsingle ab, aber in ihrer Zusammensetzung sind die elf vertretenen Tracks unschlagbar, ein erfrischendes, prickelndes Tondokument das man sowohl als Soundtrack/Untermalung für einen Film über die politische Lage der Vereinigten Staaten anno 1968 als auch für eine Dokumentation über Irrungen und Wirrungen desselben Landes im Jahr 2020 gebrauchen kann. Die Sixties waren einerseits geprägt von Bürgerrechtsbewegung und Vietnamkrieg, andererseits aber auch von der Hippiebewegung und dem Glauben an eine bessere Welt für alle. Dekaden später hingegen wird die USA von einem grössenwahnsinnigen Despoten und seinen morbiden, ihm treu ergebenen Anhängern fast im Alleingang in den Abgrund gestossen, da hätte es noch nicht mal eine Corona-Pandemie, Polizeigewalt, richterliche Willkür, Wirtschaftskrieg oder die verheerende Brandkatastrophe im Westen gebraucht, eine Nation am Scheideweg sozusagen, kurz bevor das Fass mit seinem unberechenbaren, strohblonden Brandbeschleuniger explodiert.

Hört man sich Soul Limbo an, dann spürt man auf Anhieb das positive Lebensgefühl das die Aufnahmen versprühen, vom beschwingten «Be Young, Be Foolish, Be Happy» über «La La Means I Love You» mit der schwebenden Orgel des Bandleaders Booker T. Jones, von der prickelnden Version des Beatles-Klassikers «Eleanor Rigby» bis zum Cover «Foxy Lady» aus der Feder des epochalen Senkrechtstarters Jimi Hendrix. Soul Limbo bietet durchs Band berauschenden Instrumental-Rock in faszinierenden Färbungen, dynamisch, packend, mitreissend und immer auf den Punkt gebracht, faszinierende kleine Soul-Perlen in leicht konsumierbarer Länge zwischen zweieinhalb und vier Minuten. Die Fotos auf der LP-Hülle tun ein übriges um das Feeling der Musik zu transportieren, der mit Sonnenbrille und Medaillon um den Hals ausgestattete Booker, die Jungs von der Band und die dunkelhäutige Bikini-Strandschönheit vermitteln Harmonie und suggerieren das Weltbild einer entspannten und schrankenlosen Gesellschaft.

Soul Limbo wirkt auch heute noch dermassen entschleunigend und die Seele läuternd, dass ich dem twitternden Anführer da drüben dringend ans Herz legen möchte sich diesen berauschenden Seelentanz mal auf den Plattenteller zu legen. Vielleicht verhilft diese exquisite halbe Stunde Musik dem fiesen alten Märchenonkel ja endlich einmal zu hellen Gedanken und daraus resultierenden guten Taten.

Naja, also wenn der Schreiberling das jetzt so liest, dann beschleichen ihn doch gewisse Zweifel betreffend Geisteszustand mancher Staatsoberhäupter. Nun gut, man sollte nie die Hoffnung aufgeben, Stempel drunter und weg bevor die ersten Tränengaspetarden und Projektile auf- und einschlagen und er von Schlagstöcken behelmter Staatsdiener niedergeknüppelt oder von dubiosen Agenten in ein düsteres Verliess gesperrt wird…

BLACK LIVES MATTER!
mellow

 

Soul Limbo (1968, LP, Stax)
A1) Be Young, Be Foolish, Be Happy
A2) La La Means I Love You
A3) Hang Em’ High
A4) Willow Weep For Me
A5) Over Easy
A6) Soul Limbo

B1) Eleanor Rigby
B2) Heads Or Tails
B3) (Sweet, Sweet, Baby) Since You’ve Been Gone
B4) Born Under A Bad Sign
B5) Foxy Lady

Booker T. & The M.G.’s:
Booker T. Jones
– Keyboards
Steve Cropper – Guitar
Donald «Duck» Dunn – Bass
Al Jackson – Drums

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