Hank Ray und/oder die Raymen
Auch so ein/e Musiker/Band auf den/die ich nur zufällig gestossen bin. Es war einmal, während ich die Weiten des WWW surfte, da kam ich bei YT vorbei und dem Song „Everybody’s Into Rock’n’Roll“ (unter der Soloflagge des Hank Ray auf „Mainstream Death Country“ zu finden) und eines folgte dem anderen. Ich weiss allerdings bis heute nicht wo genau die Trennlinie zwischen Hank Ray und den Raymen ist. Kürzlich ist mir der erwähnte Song wieder auf YT in der Seitenleiste angezeigt worden und seither laufen die Tonträger wieder bei mir rauf und runter.
Noch ein Wort zur Musikszene in Deutschland (es ist eine deutsche Band und/oder ein deutscher Musiker der unter eigener Flagge segelt). Oder besser, segelte (Band und Hank). 2013 war Feierabend mit den Bandveröffentlichungen und die Soloaktivitäten von Herrn Ray stoppten schon einige Jahre vorher abrupt.
Die Musikszene ist ja vor allem in Deutschland ein Biest mit zwei Köpfen, zum einen die Flachköpfe mit ihren künstlerischen Ergüssen direkt vom Fliessband und daneben die Musiker die sich davon abheben. In der Wichtigkeit gemessen, fällt das doch sehr hohe Niveau in Deutschland auf. Die gesamte mid-60s Beat Szene in Deutschland erscheint, auch (oder vor allem) im Rückblick massgebend für den europäischen Marktplatz, auch wenn viele Bands nicht über lokalen Status herausgekommen sind. Andererseits haben unsere nördlichen Nachbarn schon ein paar (viele) Pflöcke gesetzt, sei es im Jazz (wo sie allerdings in den letzten 20/30 Jahren etwas den Anschluss verpasst haben) oder Punk (Topszene bis heute), Krautrock (was mal war kommt nie mehr) oder Rock’n’Roll/Rockabilly (wo ich ausser den nordischen Ländern einfach keine so weit ausufernde Szene mehr kenne). Oder wie jemand mal sagte, auf jeden James Last gibts den passenden Deckel. Einer dieser Deckel sind definitiv Hank Ray und die Raymen.
Hank Ray
Countricide – One Million Dollar Records – 1999
Mainstream Death Country – One Million Dollar Records – 2004
Ballads From The Badlands Of Hearts – Rhythm Bomb Records – RBR 5621 – 2005
Barbeque Of Souls – Devil’s Ruin Records – DRR004 – 2008
Broken Angels ‚N‘ Saturday Satans – Devil’s Ruin Records – DRR005 – 2008
Raymen
The Raymen – Green Alien – Inc. – 1984 (auch als Alien Kill oder The Goo Goo Muck Sessions)
Going Down To Death Valley – Rebel Rec. – 1985
Desert Drive – Rebel Rec., SPV GmbH – 1986
Billion Sellers – Roof Records – 1991
Music To Lynch Your Lover By – Tombstone Records – TOMB-DISC 2042 – 1997
Lucifer’s Right Hand Men – Loudsprecher – LSD 018 – 1999
Hollywoodhell – „I Used To Fuck People Like You In Prison“ Records – 2000
Long Lonely Highway – „I Used To Fuck People Like You In Prison“ Records – 2001
Supersonic Rocket Ride – Sireena Records – Sireena 2066 – 2009
Death’s Black Train – Hound Gawd! Records – 2012
Sinister Funtime – Hound Gawd! Records, El Bruto Recordings – HGR 002, EBR LP 002 – 2013
Raymen – Zusammenstellungen
The Rebel Years ’85 – ’87 – Rebel Rec. – SPV 076-45762 – 1995
Garbaged, Littered & Totally Destroyed – Raucous Records – RAUCD 061 – 2000
Bible Belt Freak Out – Raucous Records – RAUCD 243 -2010
Meine erste CD aus der Richtung war die „Mainstream Death Country“ und da ich Hardcorefan der Coffinshakers bin, hat es keiner Raketenwissenschaft bedurft um die Aehnlichkeiten zwischen den Hank Ray Aufnahmen (und mit Abstrichen denen der Raymen) festzustellen. Auf einer Timeline gehe ich mal davon aus, dass Hank Ray zumindest das Debut der Coffinshakers gehört hat. Der Gesangsstil ist so was von Rob Coffinshaker, das machst du nicht zufällig. Die tiefe Stimme, die irgendwie auch an Johnny Cash angelehnt ist. Das Unaufgeregte in den Tracks und die Nähe an das Horrormetier (bei Hank Ray und den Raymen allerdings weniger als bei den Coffinshakers). Die Gesangsleistung ist das, was man im englischen Sprachgebrauch als „deadpan“ bezeichnet. Und das funktioniert, und wie und hat mich schon bei der Truppe aus Schweden fasziniert. Trotzdem würde ich Hank Ray nicht als Blaupause bezeichnen wollen, obwohl er auf ziemlich ähnlicher Schiene fährt. Oder doch? Jedenfalls sind beide supercool.
Die Aufnahmen mit den Raymen spielen sich je nach Veröffentlichung so in etwa ab wie bei den Hank Ray Veröffentlichungen oder eben den Coffinshakers. Allerdings gibt es auch die Tonträger wo es nicht ganz so offensichtlich ist und dann die, die eine etwas andere Seite der Band zeigen. Gerade z.B. „Supersonic Rocket Ride“ zeigt die etwas härtere Rock’n’Roll-Seite der Raymen. Aber da auch die breitere Auslegung des Gebotenen. Ich kann das nicht gegeneinander aufwiegen, für mich hat das alles seine Berechtigung.
Nochmals kurz zu „Everybody’s Into Rock’n’Roll“ und da vor allem zum Video (auf YT zu finden). Obwohl der Track nicht darauf hinweist, die Optik ist ein Tribute an die Cramps und zwar von Anfang bis zum Ende. Angefangen von der körnigen Visualisierung (schwarz/weiss und Farbe) über die direkte Anspielung an Alben der Cramps und vor allem die sackstarke Präsentation der Band. Dazu der Schleicher vor dem Herrn, so ein Track macht Musik hörenswert. Der Titel ist natürlich irgendwie ironisch gemeint, ist doch die Musik alles ausser R’n’R. Aber auch das passt zu den Cramps. Und wenn ihr das „Pech“ habt, dann passiert euch das Gleiche wie mir, der Song lässt euch nicht mehr los.
Und dann noch ein Zitat aus den Lyrics zu „Everybody’s Into Rock’n’Roll“ und das geht so „Empires may tumble and fall, galaxies collide, I’ve seen it written in the stars: Rock’n’Roll will never die“.