Music From Free Creek (1973)

A.N. Other, seltsamer Name für einen Gitarristen.
Da will doch einer seine wahre Identität verbergen: „…cannot mention because of legal difficulties“ stand da unter anderem kleingedruckt zu lesen. Irgendwann hatte ich aber trotz der spärlichen Informationen (sprich Äonen vor der Geburt des Internet) herausgefunden wer denn nun dieser A.N. Other war: Niemand anderer als Jeff Beck! Und hinter einem weiteren Pseudonym – „King Cool“ – verbarg sich ein gewisser Eric Clapton.

Ob aber diese Jams wirklich wie von Producer Earl Doud behauptet in einer einzigen Nacht und ganz zufällig 1970 in einem herumstehenden mobilen Studiotruck des Record Plant in New York entstanden sind, also ich weiss nicht recht. Ein Dutzend der angesagtesten Musiker jener Zeit wollen alle ganz zufällig in den Madison Square Garden und da läuft aber nix? Einer hat die Idee mit dem mobilen Studio welches von den Grand-Funk-Gigs noch herumsteht? Und Klampfen haben sie auch alle rein „zufällig“ unterm Arm? Hmmmh – das riecht ja mal wieder verdächtig mächtig nach Musikmärchen…

Irgendwie auch egal – in diesem Fall zählt ja doch nur die Musik – und die wurde 1973 als DoLP veröffentlicht und enthielt ein paar wirklich tolle Sessions. Wo sonst konnte man denn sonst Todd Rundgren und Jeff Beck zusammen auf einer Nummer hören („Cissy Strut“, im Original von den genialen Meters)? Keith Emerson und Buzzy Feiten und Chuck Rainey zusammen mit Mitch Mitchell an der Schiessbude („On The Rebound“)?
Verrückt!

Dylan’s „Lay Lady Lay“ gespielt von den beiden Flötern Chris Wood und Joe Farrell – instrumental – mit diesem Gewässerplätschern am Anfang des Tracks. Und dann Feiten’s phantastische E-Pickin‘-Guitar auf „Hey Jude“ – verstärkt mit dem Gebläse der Woody Herman Band und der Buddy Rich Big Band inklusive Moogy Klingman an der Hammond, für mich das gelungenste Cover eines Beatles-Songs aller Zeiten. Harvey Mandel, Larry Taylor, Fito de la Parra, Roy Markovitz, Stu Woods, Doctor John, Elliott Randall, Red Rhodes, Jimmy Greenspoon, Carol Hunter, Linda Ronstadt, Geri Miller, Tommy Cosgrove, John Ware, Timmy Harrison sind weitere Musiker die bei diesen Sessions mitmachten, gemäss einer weiteren Legende trommelte auch Ian Paice von Deep Purple mit, aber auch er blieb offenbar aus rechtlichen Gründen anonym.

Die als DoLP veröffentlichten Aufnahmen von 1969 gingen irgendwie im Sumpf der Musikgeschichte vergessen, was vielleicht auch daran lag, dass das britische Label Charisma bei der Erstveröffentlichung anno 1973 nicht recht wusste wie diese Sessions einzuschätzen waren. Im Bereich All-Star-Project oder Supersession ist für mich persönlich dieses Album etwas vom Stärksten was ich mir jemals durch die Gehörgänge gejagt habe…

LONG LIVE ROCK!
mellow

 


Music From Free Creek
(1973, 2xLP, Charisma / 2006, CD, Lake Eerie Records)

A1) Cissy Strut
A2) Freedom Jazz Dance
A3) Sympathy For The Devil
A4) Mother Nature’s Son
A5) Road Song
B1) Lay Lady Lay
B2) Hey Jude)
B3) He Darked The Sun
B4) Earl’s Shuffle)
C1) Getting Back To Molly
C2) Cherrypicker
C3) Kilpatrick’s Defeat
C4) Girl From Ipanema
C5) No One Knows
D1) Living Like A Fool
D2) Working In A Coalmine
D3) Big City Woman
D4) On The Rebound

Gesang:
Tom Cosgrove
Hilda Harris
Timmy Harrison
Eric Mercury
Geri Miller
Linda Ronstadt
Valerie Simpson
Maeretha Stewart

Gitarren:
Jeff Beck („A.N. Other“)
Eric Clapton („King Cool“)
Delaney Bramlett
Howard „Buzzy“ Feiten
Carol Hunter
Bernie Leadon
Harvey Mandel
Elliott Randall
Douglas Rodriguez
Todd Rundgren
Jack Wilkins

Bass :
Richard Davis
John London
Chuck Rainey
Larry Taylor
Stu Woods

Keyboards :
Keith Emerson
Dr. John
Jimmy Greenspoon
Mark « Moogy » Klingman
Bob Smith

Drums / Percussion:
Richard Crooks
Adolfo „Fito“ de la Parra
Roy Markowitz
Mitch Mitchell
John Ware
Earle Doud

Pedal Steel:
Red Rhodes

Brass / Woodwinds / Strings:
Bill Chase (Trompete)
Harry Hall (Trompete)
Alan Rubin (Trompete)
Lew Soloff (Trompete)
Bob Keller (Saxofon)
Bob Dean (Posaune)
Louis del Gatto (Posaune)
Tom „Bones“ Malone (Posaune)
Meco Monardo (Posaune)
Larry Packer (Violine)
Joe Farrell (Flöte)
Chris Wood (Flöte)

Producer:
Tom Flye
Earl Doud

Technik:
Tony Bongiovi (Yes, der Onkel von…)
Jack Hunt

Recorded at Record Plant, New York City (gemäss Earl Doud)
Laut anderen Angaben fanden die Sessions evtl. auch in den Fine Recording Studios in Manhattan statt. So ganz genau genommen hatte es Doud übrigens damals nicht bei seinen Liner Notes zu Free Creek, es ging ihm vermutlich bewusst darum eine Legende zu erschaffen. Das einzige was zu wirklich zu stimmen scheint ist die Bandzusammensetzung bei den einzelnen Tracks.

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Ein Kommentar

  1. Seit über einem Jahr liegt die DLP auf einem Stapel ungehörter Platten. Keine Ahnung warum ich sie mir damals kaufte. Wahrscheinlich waren es die bekannten Namen, die mich neugierig machten. Vielleicht wurde sie auch schon einmal im Ex-Forum erwähnt. Jetzt angehört glaube ich nicht an spontane Jams. Da wurde unter Garantie vorher geprobt. Auch die Auswahl der Songs kann nur sorgfältig geplant gewesen sein.
    Die Musik ist nichts für ein großes Publikum, sie passt einfach nicht in eine Schublade. Mir gefallen die Interpretationen gut! Das Teil wird bei Gelegenheit noch einmal angehört.

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