Pierre Lacocque’s Mississippi Heat (Mississippi Heat) – Don’t Look Back (CD)
Ob das jetzt Pierre Lacocque’s Mississippi Heat oder nur Mississippi Heat ist, keine Ahnung, beide Schreibweisen sind auf der CD-Veröffentlichung vermerkt. Die Band ist seit 1991 zugange (erster Tonträger im Jahr 1992 auf dem Markt und mit „Don’t Look Back“ laut Webseite der Band unterdessen das 14. Album der Kapelle. Wenn nicht die europäische Buchungsagentur von Mississippi Heat betreffend einer Besprechung angefragt hätte, wüsste ich bis heute nichts von der Existenz dieser Band. Aber das geht auf meine Kappe, scheinen sie doch einen ziemlichen Bekanntheitsgrad zu haben. Und was es noch peinlicher macht, das Angebotene ist 100 % auf meiner Linie (ja, die Spannung steigt ins Unerträgliche).
Auf Grund vergangener Erfahrung bespreche ich keine Alben mehr auf Basis von Digitalfiles und ich bin wieder mal bestätigt worden, die Musikbeispiele, die zu dieser CD im Internet zu finden sind, haben eine unterirdische Qualität, da nützt kein Link eines Promoters. Wenn schon digital, dann CD. Internetfiles gehen aber nicht nur zu Lasten der Qualität, sondern machen einem Rezensenten auch das Leben schwer. Jedenfalls war ich überrascht, dass diese CD bereits lokal angeboten wurde. Aber ich lasse diesen Text mal bei einer reinen Besprechung und schenke mir die Story der Band.
Mississippi Heat (mississippiheat.net/) bezeichnet sich als Chicago Blues Band und wenn ich auch Chicago Blues nicht von Westcoast Blues unterscheiden kann (genau so wenig wie Rock’n’Roll vs. Rockabilly – ich weiss zwar wo ich nachsehen kann, aber bei einem reinen Blindtest gelingt es mir nicht), wobei ich mir dann den Ausweg offen halte geht es eigentlich um die Definition des Genres oder genügt mir die Qualität des Dargebotenen. Klar, etwas fundierteres Wissen wäre schon mal nicht schlecht, andererseits, was nützt mir das geballte Wissen einer Blues-Enzyklopädie wenn das Dargebotene keine Qualität hat.
Was bekommen wir hier? 14 Tracks mit einer Spielzeit von 53+ Minuten. Und keine davon ist vergeudete Zeit. Das ist Blues auf der eher traditionellen aber dennoch modernen Seite, zwischen treibend und balladenmässig angesiedelt. Chicago Blues(!) eben. Es geht ja schon gut los mit „You Ain’t The Only One“, da sind die ersten paar Sekunden schon matchentscheidend und eigentlich könnte man die Rezension nach etwa 5 Sekunden schreiben ohne weiter zu hören. Von wegen, wem diese Art der Präsentation und das Genre gefällt, der bleibt bis zum Ende daran kleben. Die Vorstellung der Band ist erstklassig, sei es instrumental oder die Vocals. Gerade bei Letzterem hatte ich manchmal die Idee eines Crossovers, aber nie so, als das der Blues in den Hintergrund treten würde.
Bemerkenswert auch die Bluesharp von Pierre Lacocque, der sich hier mit den Besten misst. Und besteht. Ich habe ohnehin einen Hang zum Sound der Schnurregige. Ein simples Instrument, aber mit einem enormen Soundrepertoire. Und gerade Interpreten aus dem Bluesbereich loten die Möglichkeiten aus. Allerdings gibt es sie ja auch nicht wirklich wie Sand am Meer. Was bei Pierre Lacocque auffällig ist, er drängt sich nicht auf und spielt immer zweckdienlich. Allerdings ist mir das auch schon bei anderen Mundharmonikaspielern aufgefallen, irgendwie tragen sie das Gerüst ohne wirklich einen auf Solostar zu machen.
Die 14 Originale hier (alle von Pierre Lacocque geschrieben) graben einerseits tief in der Vergangenheit und haben dennoch einen modernisierten Sound. Aber jedenfalls nicht so modernisiert, als man das Erbe verleugnen würde. Die Aufnahme ist blitzsauber (was man bei Delmark aber ohnehin voraussetzen darf) und trotzdem hat die Band die Balance gefunden und gibt keineswegs eine Schnarchversion der Tracks ab. Das hat Biss und Druck. Da ist eine gewisser Gegenwind spürbar und das steht allen Songs gut. Das muss man auch erst mal können, als Band auf dieser schmalen Linie zu agieren und nicht abzustürzen.
Normalerweise stören mich Veröffentlichungen bei denen die „Featuring-Liste“ länger ist als die der Anzahl Tracks und viele davon lasse ich links liegen, aber das hier ist organisch im besten Sinne des Wortes. Und die Tatsache, dass Danielle Nicole auf zwei Tracks mitmacht (Vocals), ist nur das „Icing on the Cake“. Das Digipack kommt in einem vierteiligen Panel, was etwas gewöhnungsbedürftig ist und meiner Ansicht nach besser mit einem entsprechenden Booklet erledigt worden wäre.
Definitiv die Bluesveröffentlichung der etwas traditionelleren Art des Jahres 2025. Erschienen ist der Tonträger bei Delmark mit der Katalognummer Delmark 895. Wie wärs mit einem Weihnachtsgeschenk in letzter Minute? Vielleicht sogar an sich selber!
P.S.: Ich wünsche allen Rockzirkusblog-Interessierten schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins 2026. Oder wie die Iren sagen: Merry X-Mas and a Happy New Year, a Bottle of Whisky and another of Beer.









