Die Sounds Incorporated kennt natürlich jeder der sich um die Musik der Sixties gekümmert hat, nicht zuletzt wegen „Rinky Dink“ das von 1965 bis ’68 als Erkennungsmelodie des Beat-Clubs diente. Man sollte diese in erster Linie bläserbetriebene Instro-Truppe allerdings nicht nur auf diesen Titel reduzieren, viel mehr waren sie zukunftsweisend. 1963 spielten sie Seite an Seite mit den Beatles im Star Club in Hamburg, aber während die Pudelfrisurenträger aus Liverpool zu Ruhm, Ehre und endlos Kohle kamen, versandete die Karriere des aus Kent stammenden Sextetts. Trotzdem man zuvor als europäische Begleitband für amerikanische Rock’n’Roller wie Little Richard, Jerry Lee Lewis, Brenda Lee, Gene Vincent (sie waren auch die Backinband bei dessen „Spaceship to Mars„) und die Soul-Legende Sam Cooke agierte, für besagte Fab Four den Tournee-Anheizer machen konnte (der letzte Titel im Set war jeweils ihr selbstverfasstes auf Rossini basierendes „William Tell“) und sogar von deren Manager Brian Epstein unter Vertrag genommen worden war.
Unter der Lupe betrachtet sind die zwei Alben Sounds Incorporated (1964, mit anderem Cover auch als Rinky Dink veröffentlicht) und Studio Two Stereo (1966) und die meisten Non-LP-Singles ausserordentliche und wegweisende Sternstunden im Bereich Sixties-Instro-Sounds. Für einmal nicht von Gitarren dominiert, vertrauten Sounds Incorporated meist auf die Kombination Saxophon/Querflöte/Klarinette als Leadinstrumente, ohne allerdings auf Six-Strings oder Orgel zu verzichten. Sounds Incorporated gelang schon 1964 eine perfekte Symbiose aus Jazz und Rock, so ist das von Al Holmes verfasste „Bullets“ nicht nur herrlicher Lounge-Trash sondern zugleich eine Steilvorlage für das folgende Kapitel „Progressive Rock“ – man wird unweigerlich an Traffic und die ganzen Flötenbands erinnert. Der Visionär Epstein hatte wohl den richtigen Riecher für Modeströmungen als er diese Truppe verpflichtete, einzig die Zeit war noch nicht ganz reif für solche Sounds.
Studio Two setzt noch einen drauf, Sounds Incorporated zeigten sich auch hier experimentierfreudig, klasse Tracks, einzigartig interpretiert. Man verzeiht Sounds Incorporated sogar „Yesterday“, das wurde damals ja tausendfach gecovert, aber schliesslich entschädigen hier Querflöte und die jazzige Gitarre für die schier unerträgliche Süsse von McCartneys Paradepferdchen und schliesslich gibt’s hier auch eine herrliches Cover von Theodorakis‘„Zorba’s Dance“.
Die (umbesetzte) Band emigrierte nach Australien und veröffentlichte dort anno 1970 eine unbeachtet gebliebene, mir persönlich unbekannte LP. Die Musiker gehörten nicht zu den Glückspilzen die neben vorab erwähntem „Ruhm + Ehre“ auch noch „Kohle“ machen konnten. Für ihren Beitrag auf „Good Morning Good Morning“ (Sgt. Pepper) kriegten sie zusammen eine Gage von 201 britischen Pfund.
Der Sprung in die nächste Musik-Dekade:
Drummer Tony Newman tauchte bei Jeff Beck, May Blitz, T. Rex und Three Man Army wieder auf.
Alan Holmes fand Anfang Seventies den Weg zu den Kinks.
Sounds Incorporated ist meiner Meinung etwas vom Heissesten was Europa in den 1960‘s im Instrumental-Bereich zu bieten hatte.
mellow
Sounds Incorporated :
Alan Holmes – Flute / Saxophone
Griff West – Saxophone / Clarinet
Barrie Cameron – Keyboards / Saxophone
John St. John – Guitar
Wes Hunter – Bass
Tony Newman – Drums