The Incredible Bongo Band

Man hat sich immer wieder darüber gestritten wer denn nun den grösseren, respektive nachhaltigeren Einfluss hatte in der Ecke Instro-Rock, The Shadows oder The Ventures?
Die Frage lässt sich kaum schlüssig klären, da entscheidet viel eher der Standpunkt des Betrachters.

Die erfolgreichste, respektive einflussreichste Version von „Apache“ stammt aber weder von den einen noch den anderen. Nein, dasjenige Cover das die meisten Ohren schon mal gehört haben (wenn auch unbewusst, zumindest Auszüge davon), stammt von einem US-Studioprojekt namens The Incredible Bongo Band. MGM-Produzent Michael Viner (1944 – 2009) und Komponist Perry Botkin Jr. hatten 1972 mit Studiomusikern zwei Tracks („Bongo Rock“ und „Bongolia“ für den B-Movie-Soundtrack The Thing With Two Heads aufgenommen.



  

Was anfangs reiner Spass war, verlangte bald nach mehr, spätestens nachdem die beiden auf Single gepressten Titel anfingen die Charts aufzumischen. Der Grossteil der involvierten Musiker blieb anonym, einzig von Drummer Jim Gordon (ehemals bei Everly Brothers, Byrds, Traffic, Derek And The Domonoes etc. und Co-Autor von „Layla“), Crusaders’ Wilton Felder (Bass), die Perkussionistin Bobbye Hall und Bongoplayer King Errisson (unterschiedliche Schreibweise, er hatte 1965 einen Kurzauftritt im Bond-Streifen Thunderball, die Clubszene auf den Bahamas) weiss man, dass sie das perkussive Epizentrum von The Incredible Bongo Band bildeten. In Vancouver entstanden dann die restlichen Aufnahmen für den Longplayer Bongo Rock darunter auch das vorgängig erwähnte „Apache“. Die LP ist eine rein instrumentale Angelegenheit, eine zündende Mixtur aus Soul, Rock und afrikanischen Einflüssen. Im Mittelpunkt des Geschehens natürlich immer dominant Schlagzeug, Percussion und Bongo.

Beim 1974 nachgeschobenen Album Return Of The Incredible Bongo Band sollen Ringo Starr und Hal Blaine bei den unzähligen Drumschlachten mitgemacht haben und offenbar sass auch John Lennon mal hinter dem Mischpult als er gleichzeitig im selben Studio zu tun hatte. Harry Nilsson und Glen Campbell sind weitere Namen die immer wieder auftauchen im Umfeld des Projekts. Trotz der zusätzlichen Unterstützung einer tourenden Incredible Bongo Band, der Erfolg des Zweitlings blieb eher bescheiden, woraufhin die The Incredible Bongo Band von ihren Produzenten beerdigt wurde.

„Apache“, aber auch die anderen Tracks der The Incredible Bongo Band sollten in der 80ern eine unglaubliche Renaissance erleben: DJ’s – die eigentlichen Urväter des Hip Hop – begannen die Nummer zu sampeln, sprich die Percussion der Instrumentalparts wurde herausgeschnitten und tausendfach neu zusammengesetzt, Breakbeat und Drum & Bass waren geboren. Prominente Exponenten der neuen Spielart waren beispielsweise die Sugarhill Gang, LL Cool J, Grandmaster Flash oder Massive Attack. Das Recyclen der The Incredible Bongo Band entwickelte sich sozusagen zu einer eigenen Sparte, oder eher zu einem Leistungssport, allerdings mit dem Nachteil für ihre Urheber, dass sie nie Tantiemen sahen. Trotzdem, das musikalische Erbe der beiden Producer und ihrer fiktiven Unternehmung ist gigantisch.

Jim Gordon, eine der Keimzellen der The Incredible Bongo Band, bekam psychische Probleme, er hörte Stimmen im Kopf und erschlug 1984 seine Mutter mit einer Axt. Er sitzt bis heute hinter schwedischen Gardinen.

LONG LIVE GROOVY MUSIC!
mellow       

 

 

Die beiden Alben der The Incredible Bongo Band existieren in unzähligen Versionen, auf Vinyl und auf Compact Disc. Meine CD-Ausgabe enthält den gesamten bekannten IBB-Output plus „Remixes“:



Michael Viner’s Incredible Bongo Band
– Bongo Rock
(CD, 2006, Mr. Bongo)
1. Apache
2. Let There Be Drums
3. Bongolia
4. Last Bongo In Belgium
5. Dueling Bongos
6. In-A-Gadda-Da-Vida
7. Raunchy ’73
8. Bongo Rock
9. Kiburi (Part 1)
10. Sing Sing Sing
11. (I Can’t Get No) Satisfaction
12. Wipeout
13. When The Bed Breaks Down, I’ll Meet You In The Spring
14. Pipeline
15. Okey Dokey
16. Sharp Nine
17. Hang Down Your Head, Tom Dooley, Your Tie’s Caught In Your Zipper
18. Apache (Grandmaster Flash Remix)
19. Last Bongo In Belgium (Breakers Mix)

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4 Kommentare

  1. Danke für die Anregung, mal schauen wann ich bei deinen beschriebenen Koordinaten hängen bleibe, es immer etwas schwierig vorauszusagen wohin mich mein Forscherdrang führt…

    mellow

  2. @mellow; Klingt nicht nur vernünftig sondern bringt auch Abwechslung rein – also weiter so. Und wer würde besser passen als die INCREDIBLE BONGO BAND, die dazu noch eine Brücke zum Hip Hop schlägt (sowohl Alt-Rocker als auch Neuzeit-Rapper würden bei den Namen wohl die Stirn runzeln, aber vielleicht tue ich ihnen da auch unrecht. Viele der ‘Sample-Nerds’ sind unglaublich gut bewandert in der Geschichte der Pop-Musik).

    Das wäre für mich auch gleich die richtige Stelle um einen kleinen Vorschlag zu bringen; nämlich einige Band (bzw. deren Platten) zu besprechen, die Neureungen in die ‘Rockmusik brachten’, sie aber letztlich damit auch ‘abschafften’. Mir würden da gleich drei Namen von Bands einfallen, von denen ich eine sehr mag, eine überhaupt nicht mag und eine mich relativ kalt lässt; als da wären die FEELIES, HALF JAPANESE und die BEASTIE BOYS. Vielleicht gibt’s ja mal eine Rezi von einem (oder einer ähnlichen Band) von Euch dazu. Würde mich freuen. Ist ja auch so etwas wie ROCK AM RAND(E).

    Gruß – Ronald;-)

  3. Da hast du recht @ McRonalds, Rock ist das natürlich nicht, aber Remo4 und ich legen eben diverse Künstler und Stile unter diesem Oberbegriff ab. Bloss Deep Purple, Led Zeppelin und Co. zu hören und darüber zu schreiben ist uns schon lange zu langweilig, die Szenehirsche wurden tausendfach durchleuchtet, da kümmern wir uns lieber um die Nischen in denen wir mittlerweile verwurzelt sind. Blues, Jazz, Soul, Beat, Country oder Folk sind meist nur an den Rändern mir Rock verwandt, aber bei genauerer Betrachtung finden die Fäden immer irgendwo an einem Punkt zusammen den man als Rock definieren könnte.

    mellow

  4. Das waren noch Zeiten als Hip Hopper (hießen die damals eigentlich schon so?!) noch Breaks benötigten um darüber zum rappen! Dafür war die INCREDIBLE BONGO BAND natürlich ganz groß. Die Entwicklung des Samplers in den frühen 80ern machte das dann überflüssig und die Band verlor als Ressource schnell an Bedeutung.

    Natürlich erkennt man die wichtigen Breaks sofort wenn man das Zeugs heute so hört, aber mir hat es nie all zu viel bedeutet. Historishc wertvoll? Sicher! Aber was geile Breaks & Beats anbelangt gab’s sicher besseres. Es war halt damals eine Frage der mangelnden Alternativen.

    Trotz allem: ein Ohr wert ist z.B. Ihre Version von SATISFACTION allemal. Weil mir das gerade in den Sinn kommt…

    Gruß – Ronald;-)

    P.S.: irgendwie wundere ich mich trotzdem diese Band hier zu finden. ROCK ist das doch eigentlich gar nicht…

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