Rock-Pop Museum Gronau – Klingende Orte 4

Berühmter Gronauer Platz im 3-Ländereck, Heimat des Rock-Musik-Tempel

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Schon die Adresse sagt eine Menge über diesen besonderen klingenden Ort im Dreiländereck Provinz Overijssel (Niederlande), Niedersachsen und Nordwesten von NRW aus: Udo-Lindenberg-Platz 1. Einer der berühmtesten Bürger Gronaus, die Rocklegende und notorische Hutträger Udo Lindenberg, begrüßt als Bronze-Skulptur schon im sehr strukturierten gemütlichen Foyer. Auch die Lage des Museums der Populärkultur ist erstklassig gewählt. Zentral mitten im Inselpark, ganz in der Nähe des Stadtzentrum Gronau, zwischen Gelände Landes-Gartenschau und Haupt-Bahnhof. Ebenso der Gebäude-Komplex, ein Backsteinbau der Jahrhundertwende und ehemalige Turbinenhalle eines Textilunternehmens (Mathieu van Delden), ist imposant und das Werbe-Banner sieht man schon gefühlt aus einem Kilometer Entfernung. Die Idee zur Gründung des rock’n’popmuseums lieferte der besagte in Gronau geborene Rockmusiker, Maler, Entertainer und Panik-Macher. Der war dann auch nach rund vierjähriger Bauzeit bei der Eröffnung des rock’n’popmuseum am 21. Juli 2004 mit an Bord der Andrea Doria. Die erste temporäre Sonderausstellung war darüber hinaus bis Januar 2005 folgerichtig »Udo Lindenbergs Likörelle«. Danach folgten bis heute zusätzliche über drei Dutzend interessante Sonderausstellungen mit verschiedensten Themen (Rolling Stones, Michael Jackson, Eurovision Song Contest, Rockpalast, Punk in der DDR, weitere Themen-Blöcke). Andere zusätzliche Teile des europaweit einzigartigen Hauses sind Musik-Club Turbino (Live-Konzerte, Lesungen, etc.), Cafe Backstage, Greenbox, Karaoke-Studio, Rock’n’Pop-Lounge und die Dauerausstellung, legendäres Studio der Avantgarde-Band Can, umgezogen aus einem ehemaligen Kinosaal in Weilerswist. Dort in der Nähe südlich von Köln wurde als eines der letzten Alben, das avantgardistische Werk »Lundaland« (1999) von Pia Lund, kongeniale musikalische Partnerin von Phillip Boa, aufgenommen. Ein großes und umfangreiches Stück deutscher Rock-Geschichte wird damit erfreulicherweise erhalten für die nächsten Generationen von Fans.

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Inzwischen hat das Haus der Pop- und Rock-Musik noch mal eine tiefgreifende Umorientierung des inhaltlichen und räumlichen Konzepts erfahren. Die Ergebnisse der aufwendigen Planungs- und Umbauarbeiten konnten dann, nach der verschobenen Wiedereröffnung, endlich am 23. November 2018 als neues modernes Ausstellungskonzept erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der zentrale hohe Raum des Museums, die Turbinenhalle, beherbergt nun eine Dauerausstellung mit fantastischen Multi-Media-Präsentationen. Das multimediale Erlebnis aus Sounds, Bildern und Exponaten erinnerte mich an die ebenso gute und professionelle Pink Floyd Wanderausstellung »Their Mortal Remains«, die 2018/2019 auch für einige Monate Station in der The-Wall-Stadt Dortmund machte. Aber diese Ausstellungen braucht den Vergleich mit den berühmten Musik-Tempeln dieser Welt nicht zu scheuen. Der absolute Kracher, mehrmals jede Stunde wird das Hallenlicht nach einer tönernen Ankündigung abgedunkelt, dann werden auf drei gut positionierten großen Leinwänden kurze Live-Videos von Rock- und Pop Künstlern, beispielsweise AC/DC, Within Temptation, Udo Lindenberg, Helene Fischer, Herbert Grönemeyer, Queen, in extrem guter Qualität wie bei einem Live-Auftritt abgespielt. Der Sound ist echt gewaltig. Gänsehaut-Momente wie bei einem Live-Konzert. Besucht die Turbinenhalle und überzeugt euch selbst.

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Their Mortal Remains 2 (Bilder: SchoTTe)

Das rock’n’popmuseum erzählt die Kulturgeschichte der Populär-Musik im 20. Jahrhundert, unterstützt durch modernste Medien-Technologie. Ein intelligentes Kopfhörer-System eines bedeutenden deutschen Herstellers spielt beim Annähern von Ausstellungsstücken oder Vitrinen die passenden Texte, Tondokumente oder Musik ein. Hier werden nicht allein Devotionalien präsentiert, dennoch steht im Zentrum immer die Musik. Diese Ausstellung für alle Altersgruppen verknüpft Erlebnis mit Information, sinnliche Erfahrung mit Interaktion: Klangkorridore und mediale Installationen machen Sounds erlebbar. Ton- und Bild-Dokumente herausragender Musiker versetzen den Besucher in ehemalige Konzertstätten. Die Entwicklung des Sounds, von frühen Wachswalzen bis zur digitalen Klangkunst, wird hör-, seh- und spürbar gemacht. Daneben vermittelt das Museum mittels eines thematisch und gestalterisch faszinierenden Rundgang, umfangreiche Hintergründe zu rund 100 Jahre Rock- und Popgeschichte. Das Museum verfügt über einen Fahrstuhl, Behinderten-WC und stabile Rollstuhl-Rampen, ist somit also dem entsprechend auch barrierefrei. Es gibt auch Exklusive Führungen (auch Pop Up Platt, Quizzend durchs Museum, Führung 60 Plus, Digitale Führung), aber egal, allein oder in der Gruppe, es ist immer eine spektakuläre multimediale und interaktive Zeitreise durch die Musikgeschichte.

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rock’n’popmuseum 7 (Bilder: SchoTTe)

Täglich geöffnet von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr, montags geschlossen. Im Foyer des neugestalteten Museums-Neubau bekommt man nach Kauf des preiswerten Tickets (Stand 10-2021: Ermäßigter Eintritt für Schüler, Studenten, Behinderte, Angehörige eines freiwillig abzuleistenden sozialen Jahres, Arbeitslose, ADAC-Mitglieder) in der Höhe eines Kinobesuchs, ein Audio-System mit Kopfhörer ausgehändigt. Durch einen Eingangstunnel betritt man die ehemalige sehr hohe Maschinenhalle. Weiterer Pluspunkt, durch die nach oben offene Gestaltung ist dieser Charakter noch etwas erhalten geblieben. Von dort geht man von Stadion zu Stadion, von Vitrine zu Vitrine, von Genre zu Genre, von Thema zu Thema (Rebellion, Körperlichkeit, Live On Stage, Performance, Technik, Vermarktung, Fankultur), von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Egal wo man sich in der Ausstellung des Museums hinbewegt, es werden immer die entsprechenden passenden Sequenzen von gesprochenen Informationen, originalen Tondokumenten und/oder Musik eingespielt. Das alles gibt es vorher ausgewählt in Englisch, Niederländisch oder Deutsch. Der Clou, das Audio-System weiß immer genau wo man sich befindet und was man gerade anschaut. Nur an wenigen Schnittstellen kann es mal passieren das dieses intelligente System nicht genau zuordnet und man im falschen Film (Ton) ist/steht. Man wandert wie durch ein tönernes, visuelles Rock-Lexikon, eine interaktive Zeitreise durch die Musikgeschichte. Es gibt Verschiedenes zu jeder Musikrichtung zu bestaunen: Autogramme, Bilder, Dokumente, Geräte, Instrumente, Plakate, Vinyls, Garderobe, aber auch spezielle Unikate wie die Totenmaske von Rio Reiser, Hemd von Jimi Hendrix, Gitarre von Pete Townshend (The Who), Originalbrief von Elvis Presley und viele weitere interessante Ausstellungsstücke. Das nette junge Personal hat uns eingewiesen und auf etwa zwei Stunden Aufenthalt beim Museums-Rundgang vorbereitet. Bei uns wurden es aber sagenhafte fünf sehr unterhaltsame Stunden !! Eigentlich sind wir nur gegangen weil die Öffnungszeit beendet war. Schade, wir kommen wieder !! Was nimmt man mit, unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse.

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rock’n’popmuseum 9 (Bilder: SchoTTe)

Darüber hinaus ist das Museum Mitinitiator und sehr aktives Mitglied des Archiv-Netzwerks Pop, mit dem die bundesweite Forschungsinfrastruktur zur Geschichte der Popkultur verbessert werden soll. Siehe hierzu auch bei Popkulturelle Sammlungen. Weiterhin findet man interessante Themen, beispielsweise bei den beiden Forschungsprojekte »Musik-Objekte der populären Kultur« bei dem das rock’n’popmuseum Gronau ein Verbundpartner ist. Ebenso interessant ist der Aufruf zum Forschungsprojekt »Musik-Objekte in der Erinnerung von 1945 bis heute«, hier wird die Popgeschichte Deutschlands (West und Ost) über einen sehr wichtigen Zeitraum der Musikgeschichte von der Seite der Objekte her neu aufgearbeitet und präsentiert. Schaut mal rein auf der Heimseite des rock’n’popmuseum. Bilder: Start-Kachel & Logo oben (Promo rock’n’popmuseum)

rock’n’popmuseum 10 (Bild: SchoTTe)

rock’n’popmuseum 11 (Bild 4 & 11: Julia Knop)

Weiterlesen RZ: Klingende Orte – Zeitlose Grüße, Der SchoTTe

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