Secret Affair

Secret Affair waren mindestens so heiss wie The Jam, hatten mindestens so viel Seele wie die Originalausgabe von Love Affair und sie veröffentlichten 1979 mit dem grandiosen und zeitlosen „Time For Action“ einen der grossen Mod-Revival-Klassiker. Ende der Seventies stolperte ich im Zuge meiner Musikbesessenheit natürlich auch über Secret Affair, ich und ein Kumpel waren versessen auf dieses scharfe Moddernisten-Zeug das da im Fahrwasser von The Jam über den Kanal schwappte. Wir waren dauernd auf der Jagd nach alten Platten der Kinks, Yardbirds und Who, liessen keine Scheibe von Paul Weller aus und besuchten regelmässig die Konzerte von Jack und seiner Band, weil Jack und seine Rabbit Band schwebten auch irgendwo zwischen Mod und New Wave und waren ziemlich einzigartig. Und natürlich hatten wir immer England im Auge, man durfte keinesfalls die nächste Sensation verpassen. Es war eine wirklich aufregende Zeit damals, nicht nur musikalisch.

Secret Affair wurden 1978 vom charismatischen Sänger und Trompeter Ian Page und dem Gitarristen David Cairns gegründet, verstärkt wurden sie durch Dennis Smith (Bass) und Drummer Seb Shelton. Saxofonist Dave Winthrop war anfangs nur als Sessionmusiker involviert, nach der ersten LP schloss er sich der Band aber als Vollmitglied an. Secret Affair waren eine extrem elektrisierende Angelegenheit, der Magie ihrer dynamischen Songperlen kann man sich auch Jahrzehnte später kaum entziehen. Die beiden LP’s Glory Boys (1979) und Behind Closed Doors (1980) lassen keine Wünsche offen, das ist schlichtweg grossartiger Powerpop, frisch, frech, dynamisch, das Album Business As Usual (1982) konnte da am Ende trotz dem genialen Rocker „Dance Master“ nicht mehr ganz mithalten.



Alle Tonträger von Secret Affair erschienen beim bandeigenen Label I-Spy Records, der Vertrieb lief über ARISTA. Für mich ist Behind Closed Doors das eigentliche Filetstück von Secret Affair, die von Ian Page produzierte Langrille ist noch ausgefeilter als das Debut, reiht Songperle an Songperle, vom umwerfenden Hit „My World“ bis zu „Streetlife Parade“ das als Ballade startet und danach in den für Secret Affair typisch beschwingt/dynamischen Beat mündet. Sieht und hört man sich im Nachhinein die Live-Auftritte des perfekt agierenden Teams an, dann spürt man noch immer die Energie die hier transportiert wurde, Secret Affair jonglieren mit der gleichen gigantischen Power wie man das sonst nur von The Jam oder The Who kennt. Secret Affair hatten eine ganze Menge TV-Auftritte (z.B. Top Of The Pops / Old Grey Whistle Test) und Artikel in allen wichtigen Musikmagazinen, aber trotz diesem Support schafften den Sprung an die Spitze nicht.


1982 lösten sich Secret Affair auf, vielleicht weil Seb Shelton nach dem zweiten Album zu Dexys Midnight Runners wechselte und damit das eingespielte Bandgefüge aus dem Lot brachte, vielleicht auch weil der grosse Erfolg nach „Time For Action“ und „My World“ dann doch ausblieb und die Szene sich extrem schnell veränderte, sie wurden vielleicht ganz einfach von der grassierenden Ska-Welle hinweg gefegt.

Die Reunion von 2002 hat bis heute Bestand, Secret Affair mit den Original-Mitgliedern Page und Cairns veröffentlichten mit dem „Alterswerk“ Soho Dreams 2012 sogar ein Album mit neuem Material. 2014 erschien bei Captain Mod die empfehlenswerte 4-CD-Sammlung Secret Affair – Est 1979 – 35th Anniversary Box, sie umfasst alle originalen Studioalben (inkl. Soho Dreams) plus Bonusmaterial.

TIME FOR ACTION… LONG LIVE MODROCK!
mellow

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