Jukebox im Sommermodus (2020)

Juli 2020. Ein Sommer der speziellen Art, die Corona-Pandemie hat mittlerweile so einiges verändert. Ferienzeit in Good Ol’ Germany ist vermutlich gleichzusetzen mit endlosen Radtouren durch bayrische oder schwäbische Wälder, anstatt Abhängen unter mediterraner Sonne ist für viele wohl eher Sandburgenbau an der Ostsee angesagt. Der Festival- und Konzertsommer fällt definitiv aus, man lauscht stattdessen dem Pianisten im Saal der gebuchten Kureinrichtung oder fährt in die Berge nach St. Moritz um bei einem gemütlichen abendlichen Dinner im Fünfsternehotel einer Bluesband zu lauschen, selbstverständlich unter Berücksichtigung des Sicherheitsabstandes und der weiteren aktuellen Vorschriften. Tja, man schlängelt sich also irgendwie durch und versucht das Beste aus der Situation herauszuholen, nächstes Jahr um die gleiche Zeit ist vielleicht alles überstanden. Mit Betonung auf „vielleicht“, der Veranstalter eines Festivals hier in der Nähe ist auf alle Fälle recht zuversichtlich, dass der ausgefallene Event 2021 nachgeholt wird.

Im Eventbereich traf es mich persönlich auch, sämtliche Vinylbörsen die ich besuchen wollte wurden abgesagt, neues Material für meine Jukebox liess sich während dem Lockdown einzig im Web beschaffen. Immerhin haben mittlerweile die einschlägigen Plattenläden und Brockenhäuser ihre Türen wieder geöffnet. Da sich hier mittlerweile beängstigend viele  Kurzrillen angesammelt haben seit die Canterbury-Jukebox bei mir Asyl erhalten hat, ist es aber ein leichtes Unterfangen aus dem bestehenden Archiv eine für die Jahreszeit passende Bestückung zusammenzustellen. Allzu nebulöse Tonträger (z.B. „Enola Gay“ von Orchestral Manoeuvres In The Dark) habe ich also wieder mal ausgetauscht, darauf wird dann wieder zurückgegriffen wenn die Tage kürzer sind.

Stattdessen wanderte teilweise leichtere Kost in die Plattenabspielkiste, so eignet sich „Es geht eine Träne auf Reisen“ (1968) von Salvatore Adamo mit seinem beschwingten Beat ausgezeichnet um am neben der Jukebox parkierten Cocktail-Stehdrum zweieinhalb Minuten lang Dampf abzulassen. Die von mir lange ignorierten Sailor haben nun auch endlich den Sprung in die Box geschafft, ihre ausgezeichnete Powerpopnummer „Give Me Shakespeare“ (1978) beschallt bei schönem Wetter und bei geöffneten Türen immer häufiger die von Rebenranken umfasste Terrasse, genauso wie „Candida / Look At…“ von Dawn featuring Tony Orlando, der Soul/Pop von 1970 ist ganz einfach schmissig produziert und absolut zeitlos. „Les Champs-Élysées“ (1969) von Joe Dassin versprüht mindestens so viel Ferienfeeling wie „Le Sud“ (1975) von Nino Ferrer das diesen Sommer natürlich auch wieder in der Plattenkiste verbringt, eine unzerstörbare Hymne an bessere Ferienzeiten eben. „Hello Buddy / My Woman“ (1971) von den Tremeloes ist ein kleiner leichtverdaulicher Appetizer auf die opulente  CD-Box die das Label Cherry Red im kommenden Herbst veröffentlicht, ich denke da komme ich nicht um eine Anschaffung herum. Häufig wird derzeit auch Van McCoy & The Soul City Symphony angewählt, vor allem seine „African Symphony“ (1974) entwickelt sich neben “Disco Baby / The Hustle” (1975) langsam aber stetig zu meinem heimlichen Dauerbrenner in diesem Corona-Sommer.

GOD BLESS ALL JUKEBOXES IN THE WORLD!
mellow

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