Museo Rosenbach

Wenn du südlich der Alpen – genauer gesagt in Italien – mit dem Spaten in die Erde stichst, dann kannst du fast sicher sein, dass du auf irgendwelche archäologischen Artefakte stösst: Etruskische Tonscherben, Fibeln, vielleicht sogar eine Münze aus der Zeit des römischen Imperiums oder Überreste einer zerschrammten oder angekohlten Wandré-Gitarre aus den 1960ern. Naja, letztere Position der Auflistung ist eher unwahrscheinlich, Saiteninstrumente dieser Marke sind mittlerweile wohl alle geborgen, restauriert und für viel Kohle exportiert worden.

Rockmusikalisch interessierte Forscher müssen in Bella Italia auf alle Fälle nicht allzu tief  buddeln,
denn gleich unter der Oberfläche (PFM, Banco, New Trolls, Osanna etc.) tut sich eine einzigartige Fundgrube auf. Vor allem in den 1970ern existierten dort zig tausende Bands die oft nur für eine kurze Zeitspanne existierten und die – wenn überhaupt – in Form von Schallplatten vage Spuren hinterliessen. Viele dieser wenig bekannten Unternehmungen die oft im progressiven Bereich angesiedelt waren, bekamen später Legendenstatus. Manche dieser Musiker fanden Jahrzehnte später wieder zusammen um am Faden von Anno Domini weiter zu spinnen.

  

Die Progrockband Museo Rosenbach aus Bordhigera (bei San Remo, nahe der französischen Grenze) veröffentlichte 1973 den Longplayer Zarathustra, ein zeitlos wirkendes Konzeptalbum zum Thema Nietzsche, das wegen einem ins Albumartwork integrierten Bild des Duce heftig in die Kritik geriet und zum baldigen Lichterlöschen im Probelokal führte. Gesungen wurde auf Italienisch, daneben gab es wie seinerzeit üblich, lange von Orgel, Mellotron und Gitarre dominierte Instrumentalpassagen. Trotz einiger 1992 erschienenen zwielichtigen Resteverwertungen (Demos, Live) dauerte es noch bis zum Jahr 2000 bis eine erste Reinkarnation von Museo Rosenbach mit der ausgezeichneten CD Exit ein neues Kapitel (das jedoch nur von kurzer Dauer war) einläutete.

  

2012 ein weiterer Anlauf – Zarathustra Live In Studio – wie es der Name andeutet eine Neuaufnahme des Albums aus den Siebzigern. Zum eigentlichen Comeback geriet schliesslich das Album Barbarica (2013) mit dem Museo Rosenbach definitiv im 21. Jahrhundert angekommen waren. Und es ging auch wieder auf die Bühne, inklusive einem äusserst erfolgreichen Gastspiel in Japan. Diese Phase von Museo Rosenbach wurde 2014 unter dem Namen Live In Tokyo zur Discografie von Museo Rosenbach hinzugefügt und eigentlich hätte die Band nun die Ernte einfahren können. Gevatter Tod machte ihnen allerdings einen Strich durch die Rechnung: Im August 2015 verstarb Drummer Giancarlo Golzi zuhause in Bordhigera an einem Herzinfarkt. Tragisch, dabei machte er in den Videos von Museo Rosenbach doch einen extrem vitalen Eindruck. Der charismatische Musiker wurde nur gerade 63 Jahre alt. Neben Museo Rosenbach hinterliess er auch seine Popband Matia Bazar mit der er über die Jahrzehnte weitaus erfolgreicher war als mit seinem ambitionierten progressiven Projekt.

Es scheint so als hätte ohne Giancarlo Golzi niemand mehr Lust nochmals  Hand anzulegen an Museo Rosenbach, es scheint so als sei die Band ohne ihren Motor Giancarlo Golzi mitten in der Bewegung eingefroren, in den Tiefschlaf gefallen, genauso wie die offizielle Website.

Wer weiss, eines Tages  wird der Erdboden der Rockgeschichte – exakt an dieser Stelle wo Museo Rosenbach begraben sind – ja wieder von der Schaufel eines Forschers aufgemischt. Und vielleicht hat ihm ja meine kleine Fussnote hier bei der Suche geholfen, ganz sicher ist jedenfalls, auch er wird berührt sein von der Musik und der Geschichte von Museo Rosenbach

LONG LIVE MEDITERRANEAN ROCK!
mellow

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