Petra Haden – Sings The Who Sell Out (2005)

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm könnte man sagen, die aus New York stammende Sängerin und Violinistin Petra Haden (Klammer 1: eine Tochter des verstorbenen Jazz-Bassisten Charlie Haden) und ihren gleichaltrigen Schwestern Rachel und Tanya (Klammer 2: richtig geraten, Drillinge, deshalb alle mit dem Geburtsdatum 11. Oktober 1971) wurde das Talent wohl schon in die Wiege gelegt, jedenfalls fanden alle drei zur Musik. 2014 veröffentlichten sie zusammen das wunderschöne, von Ry Cooder produzierte Album The Haden Triplets. Wer auf der Suche nach den Wurzeln traditioneller Folk- und Coutrymusic ist, der holt sich damit eine bezaubernde Songsammlung ins Haus.

Das Hauptaugenmerk dieses Artikels liegt aber bei Petra Haden Sings The Who Sell Out,
eine 1:1-Accapellaversion der verschachtelten, im Stil einer Radiosendung aufgebauten Who-LP von 1967.

A cappella?

Um vor Konzerten die Stimme aufzuwärmen sang Petra ab und zu einen Song von der LP die in ihren Kindheitstagen zuhause oft auf dem Plattenteller lag und somit eine prägende Wirkung auf sie hatte. Ein Freund der das hörte überredete sie dazu sich doch der ganzen Langspielplatte anzunehmen und organisierte ein Tascam-8-Kanal-Tapedeck mit dem sich Petra im Homrecording-Verfahren jedem einzelnen Song annahm. A cappella heisst in diesem Fall, dass sie die Musik von The  Who mit ihrer Stimme imitierte und im Mehrspur-Verfahren immer wieder zusammenfasste bis sie diese so entstandenen Backingtracks im Scat-Style beieinander hatte. Obendrauf packte sie zum Schluss dann noch Leadgesang und Chöre.

Durch das fortlaufende Zusammenfassen der Spuren nahm die Tonqualität zwar etwas ab und einzelne kleinere Fehler liessen sich nicht mehr korrigieren, wenn man sich das ganze Werk anhört, dann fällt das nicht weiter auf, es wirkt sehr dynamisch. Man sollte nicht vergessen, dass es in erster Linie ein Spassprojekt war, in zweiter ein Vehikel um einmal auszuloten was mit einer menschlichen Stimme überhaupt alles möglich war. Einige Passagen klingen da und dort wie eine Gruppe marodierender, herumschreiender Katzen auf dem Hinterhof, in anderen Passagen beschleicht einem plötzlich das Gefühl man befinde sich in einem Albtraum von Brian Wilson, umgeben von tausenden von Mündern und Lippen die auf und zuklappen und zischende Geräusche von sich geben. Um das Werk auch live aufführen zu können, rief Petra kurzerhand das aus 10 Frauen bestehende Vokal-Ensemble The Sell Outs ins Leben.

Auf dieses Album stiess ich vor einigen Jahren eher zufällig, die mittlere CD auf einer mexikanischen 3-CD-Compilation namens The Many Faces Of The Who. Da mir der Name Petra Haden noch nichts sagte, kam Silberling 2 erst zum Schluss in den Schacht des Players, dann aber entwickelte sich die Sache zu einem persönlichen Dauerbrenner: Mittlerweile habe ich die Platte unzählige Male gehört und sie begeistert noch immer.

Petra Haden Sings The Who Sell Out ist nur eine einzige Facette dieser schillernden Künstlerin,
sie beteiligte sich an Independent-Bands wie That Dog, The Rentals, Tito & Tarantula und The Decemberists, sie wagte sich aber  auch schon mal in den Metal-Bereich vor oder wie oben erwähnt in die Roots-Ecke, sie fühlt sich sowohl im Jazz, im Funk aber auch im Popbereich wohl. Dem A-cappella-Singen und dem Aufeinandertürmen der eigenen Stimme ist Petra Haden bis heute treu geblieben.

Eine Reaktion zu Petra Haden Sings The Who Sell Out gab es übrigens auch von Who-Mastermind Pete Townshend: Er schwärmte vom Endergebnis für das sich die sympathische Künstlerin zwecks möglichst originalem Coverartwork sogar in eine Wanne mit Baked Beans setzte.

LONG LIVE… CROSSOVER MUSIC!
mellow


Petra Haden Sings The Who Sell Out (2005, Bar/None Records)
1. Armenia City In The Sky
2. Heinz Baked Beans
3. Mary Ane With The Shaky Hand
4. Odorono
5. Tattoo
6. Our Love Was
7. I Can See For Miles
8. I Can’t Reach You
9. Medac
10. Relax
11. Silas Stingy
12. Sunrise
13. Rael
14. Track Records (Hidden Track)

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