Es gibt Alben oder Songs, die meine musikalische Welt veränderten. Ein Song war „In-A-Gadda-Da-Vida”, der Rest des Albums interessierte mich erst später. Ende der 60er Jahre war ich noch Schüler und Geld war knapp. Zum Glück gab es in der Verwandtschaft einen Gleichaltrigen mit jeder Menge davon und zum Glück hatten wir einen ähnlichen Geschmack was Musik anging. Wie heute war es üblich, im Radio wurden nur Songs mit einer maximalen Länge von 3 Minuten gesendet. Wer sich etwas anderes anhören wollte, der/die musste sich schon das Album kaufen.
Bei den längeren Songs fing es mit „Goin‘ Home“ vom Album „Aftermath“ der Rolling Stones an. Beinahe 12 Minuten dauerte der Weg nach Hause! Dann setzten die Iron Butterfly noch eins drauf, mit 17 Minuten „In-A-Gadda-Da-Vida“! Beide Alben hört hörte ich damals zuerst bei meinem Verwandten. Lange Jams waren uns nicht bekannt, die Allman Brothers lagen in weiter Ferne. „In-A-Gadda-Da-Vida” war der Hammer und lief nicht nur einmal am Tag! Wir kannten jeden einzelnen Takt und wussten was gleich passiert. So geht es mir sogar noch heute, obwohl in den letzten Jahrzehnten kaum noch gehört. Nicht nur für mich war das damals eine neue Welt.
Über die Entstehung des Songs gibt es unterschiedliche Geschichten. Meine Quelle ist das Begleitheft der „Rererelease deLuxe In-A-Gadda-Da-Vida“ aus 1993 mit Wackelbild.
Kaum war das Debutalbum „Heavy“ auf dem Markt, da trennten sich Iron Butterfly. Zwei der Mitglieder gründeten die Band „Rhinoceros“, vielleicht mehr über diese Band in einem anderen Beitrag. Die übriggebliebenen Doug Igle und Ron Bushy suchten nach Songmaterial für eine neues Album. Meiner Quelle nach soll sich Doug Igle in einem Appartment über dem Bido Lido’s Nachtclub in Hollywood mit mehreren Litern „Red Mountain“ Wein abgefüllt haben. Der Text eines Songs stand so gut wie fest, „In The Garden Of Eden“ sollte es sein. Eine Melodie und ein paar Riffs gab es auch. Bushy besuchte Igle und fragte ihn nach den Plänen für die weitere Zukunft von Iron Butterfly und ob er schon Ideen hätte. Der unter dem Einfluss von zu viel Wein stehende Igle lallte: „In-A-Gadda-Da-Vida“. Bushy schrieb vorsichtshalber den Song auf. Am nächsten Tag trafen sich die beiden wieder. Bushy fragte Igle ob er den Song mochte, Igle antwortete mit dickem Kopf: „I Don’t Want To Hear It! Leave Me Alone!“.
Mit Iron Butterfly sollte es weitergehen, schließlich war „Heavy“ ein ziemlicher Erfolg. Im „Magic Mushroom“, ein Club in Hollywood, wurde man auf Eric Brann aufmerksam. Er ersetzte den Gitarristen Danny Weis. Bassist wurde ein Fan von Iron Butterfly, Douglas „Lee“ Dorman. Die vier Musiker spielten bei Proben diverse Versionen von „In-A-Gadda-Da-Vida”. Das Thema blieb, aber mit den Soli wurde experimentiert. Die Uraufführung fand im „Whisky A Go Go“ statt, Länge des Songs 7-8 Minuten. Eric Brann gefiel der Song überhaupt nicht, er nannte die Musik „Bubblegum“ und „Bip Bop“, es war ihm zu weich. Er kannte aus der Zeit mit seiner alten Band „Paper Fortress“ einen afrikanischen Song „Missa Luba“, eine Art Stammesritual. Brann nahm „Missa Luba“ damals mit einem Chor und mit Trommlern auf. Er lieh die Aufnahmen Ron Bushy und der verarbeitete diesen afrikanischen Sound bei den Auftritten, wenn „In-A-Gadda-Da-Vida” gespielt wurde.
Als es in die Ultra-Sonics Studios in Long Island ging, wurde „In-A-Gadda-Da-Vida“ in einem Durchgang gespielt und ohne Änderung kam der Instrumentalteil auf die Platte. Um die Aufnahme entstanden viele Geschichten. Einmal soll der Produzent Jim Hilton im Verkehr stecken geblieben sein und die Band wies den Toningenieur an die Aufnahme zu starten. Dann wieder war der Produzent George Morton und der war betrunken nicht in der Lage seinen Job zu machen.
Die Bänder gingen anschließend in die Gold Star Sudios in Hollywood und wurden hier um den Gesang ergänzt. In diesen Studios wurden auch die restlichen Songs des Albums aufgenommen.
Diese „restlichen Songs“ kann man sich sehr gut anhören. Netter Westcoastsound ohne große Höhepunkte. Der Gesang hat reichlich Luft nach oben, dafür ist alles sehr orgellastig. Zum Teil erinnert mich der Stil an Vanilla Fudge.
Iron Butterfly
Lee Dorman: bass
Ron Bushy: drums
Erik Brann: guit.
Doug Ingle: organ, voc.
Iron Butterfly – In-A-Gadda-Da-Vida
Most Anything You Want
Flowers And Beads
My Mirage
Termination
Are You Happy
In-A-Gadda-Da-Vida
Wie schon 2018 mit Vanilla Fudge, schließt ein US-Urgestein das Rock-Festival im bergigen Piemont ab. Wer den ewigen Klassiker In-A-Gadda-Da-Vida von IRON BUTTERFLY kennt, vermutlich fast jeder Rock-Fan, der kennt den Aufbau, Fundament durch das Duo Bass und Schlaginstrumente, Kampf des Duo Gitarre und Orgel, kratziger Gesang. Auch ich fand (wie remo4) die frühen Long-Tracks Ende der 60iger fantastisch, sehr zum Unmut vieler meiner damaligen Freunde. Um die Namensgebung und die Entstehung dieses Meisterwerk des psychedelischen Hard-Rock ranken sich sehr viele kuriose Geschichten, die sicher ein ganzes Buch füllen würden, eine hat remo4 ja berichtet. Und natürlich gibt es zum Abschluss des Auftritts von Iron Butterfly in Veruno, Italy Mitte September 2019 noch diesen Long-Track-Klassiker. Der Basser Dave Meros (Spock´s Beard), der wie der junge Jack Bruce aussieht, macht zusammen mit Michael Green (Perkussion) und Ray Weston (Schlagzeug, Wishbone Ash), seit 2015 durchweg eine sehr präzise Arbeit, hier mitten im Dorfkern von Veruno auch. Auch die beiden Mitstreiter und Frontmänner Eric Barnett (Gitarren) und Martin Gerschwitz (Tasten-Turm, Walter Trout Band) geben alles. Der Betreuer des Organisten fragt Martin zum Ende des Auftritts mehrmals ob er noch kann, vermutlich war er später unter dem Sauerstoffzelt, denn er war der einzige der sich nicht unter das Publikum mischte. Iron Butterfly hatte anschließend auch noch drei Auftritte in Deutschland, vor kleineren Publikum und in kleineren Gemeinden. Der eiserne Schmetterling formierte sich 1966 in San Diego, erregte damals kurzfristig große Aufmerksamkeit und gute Chart-Notierungen. Die Band löste sich mehrfach auf und reformierte sich genauso oft. Von den vielen Protagonisten leben leider schon viele nicht mehr. Das musikalische Vermächtnis im Garten Eden wird aber dennoch immer noch würdig und stolz durch Ur-Schlagzeuger Ron Bushy (krankheitsbedingt diesmal nicht mit auf der Tour 2019) mit wechselnder verjüngter Mannschaft seit 2 Jahrzehnten eisenhart am Leben erhalten. Ich hatte vor dem Auftritt keine überschäumenden Erwartungen, war aber dann mehr als überrascht von den sensationellen, frischen Versionen der Klassiker, besonders Ray Weston lieferte in der Schießbude Druck & Präzision pur (besonders auch im Mittelteil von In-A-Gadda-Da-Vida). Für mich eine Zeitreise, allein schon dafür hat sich die Reise an den Lago Maggiore gelohnt !! Ein Foto Iron Butterfly findet ihr hier: http://www.fotocommunity.de/fotograf/derschotte/2332264). Klingende Grüsse, Der SchoTTe [20200614]