Johnny Cash – Blood, Sweat And Tears (1962)

Das Entstehungsjahr 1962 (die Aufnahmen wurden im Sommer ’62 in Nashville gemacht) mag zwar auf viele abschreckend wirken, aber was Johnny Cash lange vor George Martin mit den beiden Produzenten Frank Jones und Don Law hier in die Plattenrillen gestampft hatte, ist unglaublich, einzigartig. Ein Album mit Songs über Malocher, Steineklopper, Lokführer und Kettensträflinge (ein Arbeiteralbum, in diesem Sinne also sowas wie ein Konzeptalbum), musikalisch ein Stilmix aus Folk, Country, Bluegrass, Blues und einer Prise Gospel.

Allen Songs voran das irrwitzige, von Effekten durchzogene “The Legend Of John Henry’s Hammer” lässt einen fragen, was denn an Beatles“Sgt. Pepper” so aussergewöhnlich sein soll, bei dieser Scheibe waren doch sämtliche Register schon gezogen worden. Und das alles in damals angesagter “Stereofonie” (allerdings existierten wohl mehr Mono-Pressungen), da wurden damals die technischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft: Luther Perkins‘ charakteristische “boom-chicka-boom”-Gitarre links… in der Mitte Johnny… die Drums auf dem rechten Kanal… die Carter Family die sich manchmal wie aus dem Nirgendwo anschleicht und die Songs mit herrlichen Harmonien garniert. Ein absolut fantastischer Trip durch das weite Feld der amerikanischen Roots-Music, lange bevor es Grateful Dead gab und von tontechnischer Seite her eine absolute Meisterleistung. Wer sich einmal mit Countrymusic abseits von Kitsch und Gloria beschäftigen möchte, dem kann ich diese Platte wärmstens empfehlen.

Johnny Cash war mit dieser Platte ganz nah an der sozialen Arbeiter-Basis und bewies damit, dass er auch damals schon problemlos Querulant und Protestler im Stil der Folkies sein konnte. Für das konservative eingestellte Nashville spielte er sich mit solchen Produktionen ins kommerzielle Abseits, auch mit Bitter Tears von 1965, Johnny Cash machte sich dort zum Anwalt der “American Natives” und zerschlug mit eiserner Faust die verklärte Sicht der weissen Amerikaner die doch so unglaublich stolz auf ihre Pionierzeit waren.

mellow

 

Johnny Cash – Blood, Sweat And Tears
(1962, LP, Columbia / CBS)

1. The Legend Of John Henry’s Hammer (8:24)
2. Tell Him I’m Gone (3:03)
3. Another Man Done Gone (2:35)
4. Busted (2:17)
5. Casey Jones (3:02)
6. Nine Pound Hammer (3:15)
7. Chain Gang (2:40)
9. Waiting For A Train (2:06)
10. Roughneck (2:11)

Performed by:
Johnny Cash – Vocals, Guitar
The Carter Family – Background Vocals
Luther Perkins – Guitar
Bob Johnson – Guitar, Banjo
Marshall Grant – Bass
W.S. Holland – Drums
Maybelle Carter – Autoharp
Bill Pursell – Piano

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