V/A – Rockin’ With The Krauts Vol. 4 (CD)

V/A – Rockin’ With The Krauts Vol. 4 (CD)

 

Im Untertitel “Rock’n’Roll Made In Germany” und damit schliesst Bear Family diese kleine Serie an CD-Veröffentlichungen ab. Bear Family hat es wieder mal geschafft, sie bringen eine äusserst interessante CD mit dem Hauptaugenmerk auf die Rockin’ Krauts. Hauptaugenmerk, weil so ganz stimmt das nun doch nicht, aber spalten wir mal keine Haare, ich will es später ohne weitere Wertung einfach mal bemerken.

 

Was hier zur Qualität des Dargebotenen zu sagen ist, dass kann ohne Abstriche auf die Teile eins bis drei als Blaupause darübergelegt werden. Hier gibts Rock’n’Roll von Ende der 50er bis Mitte der 60er. Und wenn jetzt jemand damit kommt, ja, Flach-Rock’n’roll, dem zeige ich gerne die Türe. 2023 müssen wir uns nicht über die Jugendkultur (und deren Pusher in den Chefetagen der Plattenfirmen) unterhalten. Natürlich war das gesteuert (wie auch heute noch) und die Texte der Tracks sind sich doch zu grossen Teilen ziemlich ähnlich. Was solls, damals war es wohl das grosse Ding in einen Tanzschuppen zu gehen , weil da angeblich alle Mädchen küssen wollten. Das hat bereits in meiner Jugend eine total Kehrtwendung hingelegt und keinem wäre eingefallen, dass er in eine Disco ging um Mädchen zu küssen. Da stand, wenn wir mal kurz ehrlich sind, schon die Kiste am Ende der Nacht vor dem geistigen Auge (mit Glück oder eben doch meistens nicht).

Egal, ich werf das der Generation vor mir auch nicht vor, ein schmunzeln kann ich mir aber nicht verkneifen. Der Robert Zimmermann hat ja schon von den Zeiten gesungen (gekrächzt?) die sich gewandelt haben. Wenn man sich die Interpreten so betrachtet, dann sind mir doch einige unbekannt, aber das ist ja irgendwie die Würze. Da sind wieder Sachen ausgegraben worden, von denen ich keine Ahnung hatte. Zu den Texten muss ich allerdings noch erwähnen, die Idee, dass die Frauen das Eigentum der Männer waren, zieht sich wie gemeisselt durch die Texte. Gut haben wir nicht mehr 1960 und sind etwas weiter (was man manchmal auch bezweifeln kann).

“At The Hop” wird von vielen “richtigen” Rock’n’Rollern als eine Leichtversion in der Popecke angesehen (nicht von mir, der Song hat seinen Platz), aber Ralf Bendix schafft es a) mit dem Lift noch zwei Stockwerke nach unten zu fahren und b) dagegen tönt Lord Ulli als hätter er einen Masterabschluss in Englisch (und Herr Bendix muss nur drei englische Wörter hinkriegen und nicht mal das kriegt er unfallfrei über die Bühne). Geniale Präsentation.

 

Da ist auch noch der Dieter Kersten & seine Rocking Stars mit “Kiss Me”, ich wünschte mir, da gäbs eine LP. Sensationell! 15-jähriger Sänger (die Information habe ich aus dem Booklet). Coole Socke. Hannes Patek mit “Susi-Twist (Where Did You Go Last Night)”, bei dem bin ich froh, hat der kein Bein auf den Boden gekriegt. Der Text war fast sicher schon vor 60 Jahren absolut dämlich und machomässig (nicht mal in einer positiv besetzten Weise).

 

1          Ralf Bendix & Die Hansen Boys – At The Hop

2          Conny Quick – Rock, Baby, Rock

3          Harry Glück – Blue Moon

4          Ted Herold – Ich brauch’ keinen Ring (Wear My Ring Around Your Neck)

5          The Gisha Brothers – Memphis, Tennessee

6          The Liverpool Beats – Let’s Get Together

7          Benny Quick – Ein Girl, so wie Du (Tough Enough)

8          The Rattles –  Shimmy, Shimmy

9          Billy Sanders – Ja, so ‘ne Party (Let’s Have A Party)

10        Ronny Twen & Die Perrys – Hipp-Hipp (Runaround Sue)

11        The Javalin –  Caroline (You’re So Fine)

12        Peter Kraus –  Alle Mädchen wollen küssen

13        Dieter Kersten & Die Rocking Stars – Kiss Me

14        Peter Reese & The Pages – Pages Rhythm

15        Hannes Wüst – Bim Bam

16        Paul Kuhn – Die Farbe der Liebe (A White Sports Coat And A Pink Carnation)

17        Conny Froboess – Lippenstift am Jacket (Lipstick On Your Collar)

18        Hannes Patek – Susi-Twist (Where Did You Go Last Night)

19        Harry Glück –  Ich find’ kein Bett (I Feel So Bad)

20        The Shouters – Can I Get A Witness

21        Casey Jones & The Governors – Bumble Bee

22        The Progressives – Matchbox

23        Tony Sheridan & The Beat Brothers – Madison Kid

24        The King-Beats – Too Much Language Business (Too Much Monkey Business)

25        Connie Francis – Schöner fremder Mann (Someone Else’s Boy)

26        Paul Kuhn – Midnight

27        John Lamers – Bitte bleib bei mir (Lover Please)

28        The Pralins– High Heel Sneakers

29        The Taifuns – Go, Go

30        Gust Claer & The Fendermen – Flamingo Twist

31        The Flamingos – Mein Beatle Baby (Roll Over Beethoven)

32        Benny Quick – Constantly

 

Um zurück auf die Krauts zu kommen: Keine Ahnung wieso da z.B. Tony Sheridan & The Beat Brothers oder Connie Francis in dieser Kompilation vertreten sind. Mit Krauts haben die jetzt nicht so sehr viel zu tun. Aber jedenfalls passt das musikalisch wie angeschraubt und verankert in diese CD. Ich gebe nicht vor unsere Vorgängergeneration wirklich zu verstehen, aber als kleines Zeitfenster in eine uns unbekannte Welt ist die CD unbezahlbar. Vor allem da Darbietungen wie die King-Beats mit “Too Much Language Business (Too Much Monkey Business)” vorbeirauschen und man sieht (hört), gut haben sich nicht alle selbst todernst genommen.

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