Jack Johnson war der erste schwarze Weltmeister im Schwergewicht im Boxen. Er erkämpfte sich diesen Titel 1908 in Australien. Der weißen Bevölkerung gefiel das nicht, besonders nicht dem Ku-Klux Klan. Den störte natürlich auch die Heirat mit einer weißen Frau. Mit dieser Heirat verstieß er gegen den „Mann Act“ und machte sich strafbar. Er kämpfte gegen den Hass nicht nur im Boxring.
Johnson floh aus den USA nach Frankreich. 1914 brach der 1. Weltkrieg aus und er musste Frankreich verlassen. Er bestritt einige Kämpfe mit der erfolgreichen Titelverteidigung, verlor diesen aber 1915 in Havanna auf Kuba. Der Kampf ging über 26 Runden und wurde schließlich zu seinen Ungunsten abgebrochen. 1920 schließlich ging er zurück in die USA und saß seine Haftstrafe ab. Donald Trump begnadigte ihn 2018 posthum.
1921 wurde er aus dem Gefängnis entlassen und versuchte erfolglos ein Comeback. Es ging mit seiner Karriere steil bergab. 1946 schließlich verunglückte er mit seinem Auto. Ursache war zu hohe Geschwindigkeit.
Das Leben von Jack Johnson wurde mehrfach verfilmt. Ein Dokumentationsfilm entstand 1970 unter der Regie von William Clayton. Die Musik sollte von Miles Davis kommen. Der Film teilt sich auf in den Aufstieg des Jack Johnson bis zum Verlust des Weltmeistertitels und in den folgenden Abstieg bis zu seinem Tod.
Miles Davis nahm die Filmmusik in zwei Session auf. Am 7. April die erste Session „Yesternow“ und am 11. November „Right Off“. Der Abstieg also machte den Anfang.
Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre war die Zeit der Fusion von Rock und Jazz. Miles Davis gehörte zu den Pionieren und experimentierte mit Musikern aus dem Rockbereich. „In A Silent Way“ war der Anfang dieser Experimente, was folgte war 1970 „Bitches Brew“ und sein bekanntestes Livealben „Live-Evil“. Die Session zu „Jack Johnson“ fanden zwischen den Aufnahmen der genannten Alben statt.
„Right Off“ beginnt mit einer Aggressivität und Kraft wie ich sie damals von keinem anderen Album oder Song jemals gehört hatte und das gilt bis heute. Miles Davis lässt seinen Mitspielern den Vorrang und steigt erst relativ spät ein. „Right Off“ wird zur Mitte hin ruhiger, der Beat aber bleibt. Passend zum Film ändert sich Rhythmus und Thema nach rund 18 Minuten. Gitarre und Drums geben den Ton an bis Bass und Keyboard langsam einsteigen. Miles Davis lässt sich selber relativ viel Zeit, bringt dann doch seine Solo.
„Yesternow“ beginnt sehr ruhig und gefühlvoll, beinahe traurig. Der Bass spielt minutenlang immer den gleichen ruhigen Riff, das Keyboard streut einzelne Töne ein, Miles Davis schwebt förmlich über der Basslinie. Man fühlt regelrecht, hier ist etwas passiert und das ist nichts Gutes. „Yesternow“ bleibt bis zum Ende ein ruhiges melancholisches Stück, mit nur kleinen Ausreißern. Gegen Mitte ändert sich das Thema und es wird streckenweise etwas hektischer. Ganz zum Schluss wird es regelrecht episch, das Ende von Jack Johnson dem ersten schwarzen Schwergewichstweltmeister! Mit dem Zitat:
„I’m Jack Johnson — heavyweight champion of the world! I’m black! They never let me forget it. I’m black all right; I’ll never let them forget it.“
endet der Film und das Album.
Bis es sich so wie auf dem Album anhört, wurden fleißig Passagen mehrfach eingespielt und abgemischt. Wem das Album gefällt und sie oder er Interesse an den Session hat, es gibt da eine Box mit mehreren CDs und sämtlichen Aufnahmen. Ich selber habe kurz reingehört und entschieden auf die Box zu verzichten. Das Endergebnis reicht mir vollkommen!
Für mich ist „Jack Johnson“ der Höhepunkt von „Fusion“, besser geht nicht! Das Publikum sah es anders, „Bitches Brew“ wurde ein Verkaufsschlager und „Jack Johnson“ blieb in den Regalen. Es war schließlich nur eine Filmmusik. Nach „Jack Johnson“ kümmerte ich mich intensiv um die Musik von Miles Davis und schaffte mir etliche seiner Alben an, keines davon gefällt mir heute noch so gut wie „Jack Johnson“. Leider gibt es den Film nicht im Handel und einschlägige Quellen wie YouTube geben hier auch nichts her. Die Musik kann man sich gut auch ohne den Film anhören, aber um sie besser zu verstehen sollte man in doch mindestens einmal gesehen haben.
Die im Begleittext der CD genannten Musiker (die Platte gibt hierüber keine Infos):
Miles Davis: trpt.
Steve Grossman: sax
John McLaughlin: guit.
Herbie Hancock: keyb.
Michael Henderson: bass
Billy Cobham: drums
Die Session:
A – Right Off – 26:54
B – Yesternow – 25:36
@remo; ich kann’s verstehen dass man sich bei großen Boxen mit (relativ immer) gleich klingender Musik schwer tut, aber die JACK JOHNSON BOX ist eine der wenigen die es Wert ist GANZ gehört zu werden. Kein Ausfall – einfach nur hervorragende Musiker bei der Arbeit, die die Stück scheinbar endlos und doch immer wieder neu, entdeckenswert und varienatenreich interpretieren. Ein Freund überließ mir kürzlich seine Box (die ich kopiert habe, sonst hätte er sie heute noch nicht zurück), die ich nun schon ewig versuche zu hören (man muss für so was in Stimmung sein), aber die letzten Tage hat es geklappt. FANTASTISCH. Ich könnte hier jetzt meine Favoriten schreiben, aber das sieht wohl jeder anders – in Wahrheit ist eigentlich nichts schlechtes dabei (aber ich sag’s jetzt doch – ich liebe die Stücke mit Sonny Sharrock). Daher kann ich Interessierten nur zum Kauf raten (oder wie bei mir auch nur zur Kopie)…
Gruß – Ronald;-)