Ein kurzer Name, aber verschiedene Inkarnationen und viele Stilrichtungen
Santana, anfangs auch als Santana Blues Band bekannt, hat sich um die weltweite Verbreitung des Latin-Rock sehr verdient gemacht, ist aber bis heute ebenso von ihrer personell wechselnden Zusammensetzung geprägt. Die Band wurde 1966 in der Bay-Region um San Francisco formiert. Zur Ur-Besetzung gehörten Tom Frazier (Gitarre), Mike Carabello (Perkussion), Rod Harper (Schlagzeug), Gus Rodriguez (Bass), Gregg Rolie (Orgel, Gesang) und natürlich der singende Gitarrenspieler Carlos Augusto Santana Alves gebürtig aus Mexiko. Dennoch übernahm Carlos selten den Gesangsteil allein, meist sangen andere oder mehrere, was zu einer sehr bunten vokalen Durchmischung sorgte. Sie waren in der Szene an der Westküste bereits gut bekannt, spielten auch in den angesagtesten Clubs auf, auch mehrmals im berühmten Fillmore West. Als Santana traten sie dann 1969, kurz nach der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debüts, schon wieder mit einigem anderen Personal, beim legendären Hippie-Festival in Woodstock auf. Mit eruptiven Versionen von beispielweise Waiting, Jingo, Savor, Soul Sacrifice präsentierten sie dort musikalische Höhepunkte, die führten zu einer enormen Bekanntheit und reichlich Ruhm. Schon 1971, nach den beiden weiteren fantastischen Alben Abraxas (mit Black Magic Woman, Oye Como Va, Samba Pa Ti) und Third (mit Batuka, Guajira, Taboo) kam es danach auch mal kurzzeitig zu einer Zwangspause und kurzfristiger Trennung zwischen Carlos Santana und der restlichen Band. Band-Leader Carlos war auf seinem kurzzeitigen meditativen Trip. In dieser Phase und danach entstanden ebenfalls großartige aber unterschiedliche Alben wie Caravanserai (1972), Carlos Santana & Buddy Miles! Live! (1972: mit Buddy Miles), Love Devotion Surrender (1973: mit John McLaughlin & The Mahavishnu Orchestra), Illuminations (1974: mit Alice Coltrane) und seine Solo-Werke als Devadip, alles sehr gutes Material.
Auch den Gitarren-Meister Carlos Santana habe ich ein Dutzend Mal Live auf verschiedenen Bühnen erlebt. Er hatte immer ausgezeichnete Mitspieler dabei. An zwei besondere Auftritte erinnere ich mich noch sehr gut und gerne. Ende der 70iger als er das Vorprogramm als Devadip und das Hauptprogramm mit der klassischen Santana Formation bestritt. Einer der letzten Auftritte war im Zuge der Supernatural-Europa-Tour Anfang der 2000er.
Debüt & Woodstock – Das Santana-Debüt von 1969 jedoch gehört sicher in jede Sammlung eines Rock-Musik-Fan. Am besten die Legacy-Ausgabe von Columbia (2004) mit den brillant überarbeiteten neun originalen Studio-Titeln, 3 unveröffentlichten sowie 6 vormals veröffentlichten alternativen Takes aus den Album-Sessions und dem fast kompletten Auftritt von Woodstock 16-08-1969. Es fehlt da nur Evil Ways. Das Remaster dieser Ausgabe ist der Hammer !! Wer eine gute Musikanlage hat, sich traut den Lautstärkeregler mal über die Zimmerlautstärke hinaus zu bewegen und sich den ersten Titel Waiting anhört, der lässt die 25 Titel des Doppel-Decker Non-Stop durchlaufen. Die fast 40 Minuten des legendären Auftritts des Festivals transportieren einen zurück nach 1969. Die Spielfreude dieser Rhythmus-Maschinerie, die Transparenz und Frische der Darbietung, tatsächlich ein Vermächtnis der Rock-Musik und ein Meilenstein der rockigen Musik-Geschichte. Da stimme ich nicht nur remo4 voll zu.
Evil Ways wurde später aber mit auf Santana: The Woodstock Experience (2009) veröffentlicht. Warum man auf dem Doppel-Decker den Auftritt nicht auch als Video-DVD mitveröffentlicht hat, bleibt wie vieles im Zusammenhang mit dem Woodstock-Festival seit 50 Jahren ein riesengroßes Rätsel. In gleicher Ausstattung gibt es Ausgaben von Jefferson Airplane, Johnny Winter, Janis Joplin, Sly & The Family Stone. Dafür hat man dann jeweils ein Studio-Album OHNE Bonus-Titel dazu gepackt, bei Santana das Debüt. Aber nun endlich hier alle Titel vom Auftritt von Woodstock 16. August 1969 komplett als Remaster-Audio:
2-1 Waiting (04:49)
2-2 Evil Ways (04:00)
2-3 You Just Don’t Care (04:47)
2-4 Savor (05:23)
2-5 Jingo (05:31)
2-6 Persuasion (02:52)
2-7 Soul Sacrifice (11:35)
2-8 Fried Neck Bones And Some Home Fries (06:41)
Gleichwertiger Nachfolger – Auch das zweite Album Abraxas (1970) war wieder ein Latin-Rock-Kracher. Die 1998er Ausgabe von Columbia Legacy, in dieser limitierten Serie sind auch Fillmore ’68 als DCD, das Debüt und Third als Single-CD erschienen, ist ebenfalls mit drei Bonus-Titeln (Se A Cabo, Toussaint L’Overture, Black Magic Woman/Gypsy Queen) vom Auftritt in der Royal Albert Hall vom 18. April 1970 aufgewertet.
Dritter Streich – Auch wer alle Alben der Latin-Rocker hat (wie auch ich), besorgt euch bitte diese vier Deluxe-Ausgaben. Auch unbedingt das Album Third Legacy-Edition mit 4 Bonus-Titeln und der Bonus-CD Live At The Fillmore West (04. Juli 1971) mit 11 fetten Live-Titeln.
2-1 Batuka (3:47)
2-2 No One To Depend On (5:29)
2-3 Toussaint L’Overture (6:10)
2-4 Taboo (5:10)
2-5 Jungle Strut (5:59)
2-6 Black Magic Woman/Gypsy Queen (6:15)
2-7 Incident At Neshabur (5:28)
2-8 In A Silent Way (6:55)
2-9 Savor (3:35)
2-10 Para Los Rumberos (3:41)
2-11 Gumbo (5:26)
Nachschlag – Und wer dann immer noch nicht genug hat, der sollte die Live At The Fillmore ’68 (ist nicht das gleiche Konzert von Third Legacy) anschaffen, mit einer 30-minütigen Monster-Jam Freeway. Die Aufnahmen wurden am 19. bis 22. Dezember 1968 mitgeschnitten. Das Material erschien zum Teil auch auf anderen Zusammenstellungen. Aber NICHT in dieser Qualität !!
1-1 Jingo (09:38)
1-2 Persuasion (07:06)
1-3 Treat (09:37)
1-4 Chunk A Funk (05:58)
1-5 Fried Neckbones (10:10)
1-6 Conquistadore Rides Again (08:40)
2-1 Soul Sacrifice (14:30)
2-2 As The Years Go Passing By (07:49)
2-3 Freeway (30:16)
Santana Blues Band – Das Carlos Santana auch ein Blues-Rocker war und ist, hört man bei dem grandiosen Zusammenspiel mit Slow-Hand Eric Clapton. Auf der meines Erachtens besten Retrospektive des Blues-Rock-Meister, den beiden Box-Sets Crossroads (je 4CD) findet man auf der zweiten Live-Box Crossroads 2: Live In The Seventies den Titel Eyesight To The Blind – Why Does Love Got To Be So Sad?. 24 Minuten Blues-Rock-Power mit Gitarren-Duellen der beiden Saiten-Meister. Aber auch auf der Supernatural Legacy von 2010 gibt es eine komplette CD mit Perlen als Bonus sowie auch ein Erich-Karl-Duell.
Devadip: Wir sind alle Eins – Wo ist eine Verbindung von John Cage nach Carlos Santana. Na ja, auch Carlos war wie viele seiner damaligen Zeitgenossen, vor allem Gitarristen, eine kurze Zeit in Asien zum Finden zu sich selbst. Zwischen 1973 bis 1982 schloss er sich sogar auf seiner spirituellen Suche dem indischen Guru Sri Chinmoy an, fand hier neue Wege und Lebensziele. Eine Aufstellung der Musiker erspare ich mir hier, dazu ist aber ein Beitrag Klingende Orte in Planung.
Santana – Die Kernbesetzung dieser epochalen Truppe hat von 1968 bis 1972 Rock-Geschichte geschrieben. Einige dieser Helden, Meister Carlos einmal hierbei beiseite genommen, haben weitere Geschichten geschrieben, wie beispielsweise Tastenmann Gregg Rolie und Gitarrist Neal Schon bei den Stadion-Rockern Journey, Schlagzeuger Michael Shrieve bei Stomu Yamashta’s Go. Andere hatten nicht so viel Glück, deshalb trommelte Carlos seine Kumpels noch einmal zusammen. Und nach fast 45 Jahren seit 1973 sind sie in Originalbesetzung mit Santana IV (2016) wieder zurück, und wie. Ein 75-minütiges Album in gerader Linie von 1968 bis 2016, eine Pause dazwischen kann man nicht feststellen, die Qualität über jeden Zweifel erhaben. Mehr muss nicht gesagt werden.
Also Fans des Latin-Rock, lasst es ordentlich krachen !!
Weiterlesen: Santana Debüt – Santana Welcome – Klingende Grüsse, Der SchoTTe