Reality

Pleiten, Pech und Pannen:
Bei den Holländern Reality ging so ca. alles schief was nur schief gehen konnte.

Die Musiker der Soul- und Funkband Reality stammten aus den Niederländischen Antillen, sie schlossen sich um 1970 herum in der Amsterdamer Jamband Summer 70 zusammen, da der Name aber nicht allen Bandmitgliedern passte, nannte man sich schon bald Reality. Die musikalische Basis bildeten die massiven Latin-Perkussionsteppiche über die Gitarrist Franky Douglas und Keyboarder Glenn Gaddum ihre Solos legten. Auf der ersten LP von 1972 wirkte das stellenweise noch ein wenig ungelenk, zudem war der junge Sänger Tony Sherman wohl noch auf der Suche nach Stil und Stimme.

Es lief nicht schlecht, Radio Monte Carlo holte die Band ans Mittelmeer wo sie am Cannes Film Festival auftrat. Die 10 Albumtracks des Debuts wurden 1971 an einem einzigen Tag im Pariser Decca Studio eingespielt und im folgenden Jahr beim Label Pink Elephant veröffentlicht. Die Bandmitglieder kamen aber nicht aus dem Staunen heraus als sie bemerkten, dass manche der Songcredits an wildfremde Personen gingen, ausserdem waren einige der  Songtitel falsch auf die Plattenhülle gedruckt worden. Hinzu kam, dass die Band offenbar verwirrende Verträge unterschrieben hatte, der Knatsch mit dem Management Dureco (Dutch Record Company) ging jetzt erst recht los. Es folgte ein monatelanger Konzerttrip in die Karibik und nach Südamerika.

Zurück in Europa wurde neben weiteren Tourneen das Nachfolgealbum angegangen. Besetzungswechsel machten es allerdings nicht gerade einfach, es fehlte an neuem Songmaterial, weshalb neben “Nowhere To Hide” auch das Instrumental „Acapulco Gold“ vom ersten Album aufgefrischt, umgemodelt und als „The Swinger“ auf die zweite LP geschmuggelt wurde. Da Reality bei ihren Clubgigs häufig Coverversionen spielten, kamen auch „Think Of Me As Your Soldier“ von Stevie Wonder (mit einem fantastischen jazzigen Gitarrensolo von Douglas) und „One Woman“ von Isaac Hayes zum Zug. Insgesamt gefällt mir persönlich der zweite Longplayer etwas besser als das Debut, die Platte glänzt mit massiv viel Soul, ist songorientierter, melodiöser und schlussendlich auch eingängiger. Franky Douglas, der eigentliche Kopf der Band, war weniger begeistert, ihm fehlten die perkussiven Feuerwerke und vor allem wurde die LP unter dem Namen Tony And Reality auf den Markt gebracht, in seinen Augen wurde der Sänger dadurch in den Mittelpunkt gerückt und die Band zu Begleitmusikern degradiert. Als der Kontrakt mit dem Management auslief lösten sich Reality auf.

Tony Sherman startete 1974 seine Solokarriere, der Rest der Band um Douglas und Gaddum benannte sich danach in Solat um und veröffentlichte ein paar Singles. Franky Douglas machte sich später im Bereich Jazz einen Namen, Glenn Gaddum wurde erfolgreicher Produzent und Arrangeur.

LONG LIVE MUSIC FROM NETHERLANDS ANTILLES!
mellow

 

Die beiden Alben von Reality wurden 2019 von Pseudonym Records zusammengefasst auf einer CD veröffentlicht.

Reality:
1. Cachero
2. War
3. Music In My Head
4. Mack One
5. Change The World
6. Across The Ocean
7. High Winds
8. Acapulco Gold
9. Guyana Groove
10. Nowhere To Hide
Tony And Reality:
11. My Feelings
12. Slippin’ Into Darkness
13. The Swinger
14. Think Of Me As Your Soldier
15. I’ll Be There
16. One Woman
17. Groove Along
18. Nowhere To Hide
Tony Sherman:
19. Tonight

(Visited 84 times, 1 visits today)

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert