Mike Morgan & The Crawl – Stronger Every Day (CD)
Vor ein paar Jahren sah und hörte ich Mike Morgan & The Crawl (manchmal als Mike Morgan And The Crawl) im Rahmen einer jährlichen Reihe zum Thema Blues. Dieser Abend nannte sich wohl “Texas Blues (Guitar) Summit” oder so ähnlich. Ich glaube fast, das ist der gleiche Veranstalter, der auch Sue Foley schon ein paar Mal auf die Bühne brachte. Jedenfalls ist das Programm jedes Jahr von ausgesuchter Klasse.
Ich bin mir nicht mal sicher ob mir Mike Morgan zu diesem Zeitpunkt bekannt war oder nicht. Jedenfalls, der Gig ist definitiv einer meiner Top Twenty ((except the usual suspects). Mike Morgan scheint seit ungefähr 1990 mehr oder weniger immer als Mike Morgan & The Crawl aufgenommen und live gespielt haben. Es gibt relativ wenig Material ohne The Crawl. Für einen Musiker der jetzt nicht gerade zuvorderst im Rampenlicht der Oeffentlichkeit steht hat er doch eine beachtliche Liste an CD und LP-Veröffentlichungen vorgelegt.
Raw & Ready 1990
Mighty Fine Dancin’ 1991
Ain’t Worried No More 1994
Looky Here 1996
The Road 1998
Mike Morgan & The Crawl Featuring Lee McBee – I Like The Way You Work It! 1999
Keb’ Mo’, Mike Morgan & The Crawl, Maria Muldaur – Three Shades Of Blues 1999
Texas Man 2000
Live In Dallas 2004
Stronger Every Day 2008
The Lights Went Out In Dallas 2022
Plus mindestens eine Single und eine Kompilation. Aus der Zusammenstellung kann man auch erkennen, dass da ein ziemliches Loch in den 10er-Jahren ist. In dieser Zeit gab es nur einige wenige Gigs und neues Material schrieb er schon gar nicht. Auf seiner Website kann man nachvollziehen, dass ihm das Musikerleben auf Tour in irgendwelchen Absteigen ziemlich auf den Zeiger gegangen sein muss. Kann ich mir vorstellen, es glänzt zwar so schön, muss aber eine ziemliche Tretmühle sein. Nachdem er dann doch noch seinen Motorradschrauberjob an den Nagel gehängt hatte, startete er wieder mit einer Band.
An seinem Gig in Basel (Atlantis) hatte er damals nicht mal eine einzige CD zum Verkauf am Merchandise Tisch dabei. Gar nichts wie in null, nada, zero, niente. Also, gutes Marketing geht anders, ich hätte ihm nach dem Konzert den ganzen Stapel abgenommen. Was mich zum Thema bringt: Es ist ziemlich aussichtslos in irgendeinem Plattenladen eine CD oder LP von Mike Morgan zu ergattern und auch im Internetz wird man nicht gerade überhäuft mit Treffern. Die meisten Onlinehändler, die überhaupt etwas im Angebot haben, beschränken sich auf eine oder zwei CDs.
Live ist das genau die Art Blues die ich brauche. Gritty, direkt, mehr Blues als Rock und fantastisch gespielt mit eine Gitarre die extrem gut rüberkommt. Natürlich gibt es im Konzert auch den einen oder anderen Coversong, aber aus der Erinnerung waren wahrscheinlich etwa 3/4 der Songs geschrieben von Mike Morgan. Und was für welche, das kann der Mann eben auch, ein ziemlich 08/15 Genre wie den Blues wiederbeleben mit ausgesprochen ansprechenden Songs, welche das Genudle vieler anderer “Blues”-Musiker noch so gerne vergessen lassen. Dazu kommt noch eine gewisse Härte auf der Bühne die trotzdem nicht in Walter Trout Gefilde abrutscht.
Diese Härte lockert sich etwas auf den Studioalben auf, aber ein Track wie “I Cried For My Baby” und andere zeigen dann schon wos langgeht. “Okie Dokie Stomp” ist hier der einzige Song der nicht von Mike Morgan geschrieben ist.
1 All Night Long
2 Where’s The Love
3 Sweet Angel
4 You’re The One
5 Stronger Every Day
6 The Birthday Song
7 When I Get Back Home
8 How Much More Time
9 I Have To Set You Free
10 Okie Dokie Stomp
11 I Cried For My Baby
12 97 Times
13 Funky Thang
14 Time
Definitiv, der Blues ist noch lange nicht tot (genau so wenig wie der Jazz, übrigens), wenigstens so lange nicht wie es Musiker vom Schlage eines Mike Morgan gibt. Hoffentlich wird er demnächst wieder mal für einen Gig in Heidiland gebucht, ich bin der Erste, der für ein Ticket ansteht.