Jimmy Cliff (1969)

Dylan sagte einmal „Vietnam“ sei der beste Protestsong aller Zeiten.

Mich persönlich beeindruckte dieser hypnotische Stampfer mit seiner einfachen und dennoch knallharten Botschaft aus der Feder von Jimmy Cliff ebenfalls als ich ihn in der ersten Hälfte der 1970er entdeckte. Was da in Vietnam abging war übel, auch wenn mir damals als Teenager die ganzen Hintergründe dieses Krieges noch nicht wirklich klar waren, der Vietnamkrieg war aber mit ein Grund mich schon bald mal um sogenannte Friedenssongs zu kümmern, jedenfalls dauerte es nicht mehr lange bis ich „Universal Soldier“ auf der akustischen Gitarre spielte.

Der gebürtige Jamaikaner Jimmy Cliff war Mitte 60er in England gestrandet, wurde von seinem Protegé Chris Blackwell als Backingsänger eingesetzt, unter anderem für die Spencer Davis Group. 1967 spielte er seine erste, soulorientierte, mit viel Fremdmaterial bestückte LP Hard Road ein, ehe 1969, nach einem einjährigen Abstecher nach Brasilien, das faszinierende, von Leslie Kong in Jamaika produzierte und schlicht mit Jimmy Cliff betitelte Album mit eingangs erwähntem „Vietnam“ erschien.

Da sich das betörende „Wonderful World, Beautiful People“ mit seiner wunderbaren Stringbegleitung zum internationalen Hit entwickelte, wurde die Platte mit unveränderter Trackliste unter eben diesem Namen 1970 mit anderem Cover von A&M auf den amerikanischen Markt geworfen. Bis auf zwei Nummern stammten alle Songs aus Jimmy Cliffs Feder, sie pendelten zwischen famosen, pulsierenden Reggaegrooves, Soul-Anleihen (die schrillen, beinahe hysterischen gospelartigen weiblichen Chor-Vocals sind schlicht göttlich!) und westlich geprägtem Rock wie beim von schwerer Orgel dominierten „That’s the Way Life Goes“. Eine irre Platte von A-Z, es wackelt und pumpt an allen Ecken, die Songs sind keine Sekunde langweilig und immer wieder glänzt der Ghettosänger mit überraschenden Hooks, Melodien und Refrains. Diese Musik hat Seele, lebt… atmet… ist durchflutet von Sonne und riecht auch noch nach Jahrzehnten ganz heftig nach der Karibik…

Wenn ich Reggae auflege, dann lande ich früher oder später immer bei Jimmy Cliff, da kann nichts schief gehen, das ist pure Power und Energie für leere Batterien. Das ist wie in Negril von der Klippe springen, die Sekunden zählen bis zum Eintauchen ins Wasser und hernach zwischen all den Luftbläschen wieder an die Wasseroberfläche hochzusteigen um sich darüber zu freuen, dass man eine solche Wahnsinnstat unbeschadet überstanden hat…

LONG LIVE REGGAE MUSIC!
mellow

 

Jimmy Cliff / Wonderful World, Beautiful People 
(LP, 1969/1970 / Trojan Records / Island Records / A&M)

1. Time Will Tell
2. Many Rivers To Cross
3. Vietnam
4. Use What I Got
5. Hard Road To Travel
6. Wondeful World, Beautiful People
7. Sufferin’ In The Land
8. Hello Sunshine
9. My Ancestors
10. That’s The Way Life Goes
11. Come Into My Life

Bonustracks CD 2015:
12. She Does It Right
13. Vietnam (Spanish Version)
14. Hard Road To Travel
15. Dreaming
16. Where Did It Go
17. My World Is Blue
18. You Can Get It If You Really Want
19. Let Your Yeah Be Yeah
20. A Little Bit Of Soap
21. Hey Mister Yesterday
22. Bongo Man
23. The Harder They Come
24. Vietnam (German Version)

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