I was born to be a Soul Magician. Soul will never die.
Make way for the Soul Catcher!
Geno Washington, 2011
Das erste Karriere-Kapitel des Soul-Shouters Geno Washington ist mittlerweile hervorragend dokumentiert, nicht nur hier im Rockzirkus der gleich in zwei Artikeln seine Sixties-Recordings für das britische Label PYE beleuchtet.
Geno Washington & The Ram Jam Band – Foot Stompin’ Soul (von Remo4)
Geno Washington & The Ram Jam Band – EDSEL-Editions (von mellow)
Im November 2020 legte BGO Records mit Geno Washington & The Ram Jam Band – Four Albums Plus A+B Sides And E.P. Tracks On Three Discs übrigens eine weitere Compilation vor.
Nach der Auflösung der Ram Jam Band im Herbst 1969 verabschiedete sich Geno Washington aus seiner Wahlheimat England, er widmete sich zurück in den USA zuerst einmal dem Studium von Hypnose und Meditation. Während sich Ram–Jam-Gitarrist Pete Gage mit Vinegar Joe eine neue Band zusammenstellte (mit seiner Gattin Elkie Brooks und Robert Palmer), zog sich Geno frustriert für ein paar Jahre zurück aus dem Showbusiness. Die Katze konnte das Mausen allerdings nie ganz lassen, in Übersee entstandene Aufnahmen aus dieser Phase (u.a. Recordings mit den Beach Boys) blieben allerdings mehrheitlich unveröffentlicht. Erst 1975 gab es wieder ein Lebenszeichen, das britische Label DJM (das vor allem mit Elton John Erfolge feierte) erinnerte sich an den Star aus den Sechzigern und stattete ihn mit einem Vertrag für drei Longplayer aus. GENO’S BACK! von 1976 war dann allerdings ein etwas zwiespältiger Gemischtwarenladen der zu sehr mit leichtverdaulichem Pop liebäugelte (2018, CD, Kaydrum). Da sich diese erste Comeback-Platte nicht sonderlich verkaufte holte die Plattenfirma das alte Geno-Erfolgsrezept aus der Schublade und zeichnete eine Live-Show im Londoner Marquee Club auf: Geno Live (1976) ging allerdings genauso unter wie GENO’S BACK!, die Platte wurde von der Punk-Welle weggespült, sank auf den Grund der Musikgeschichte und wurde bislang noch nie wiederveröffentlicht. Das DJM-Finale That’s Why Hollywood Loves Me (1979) fusionierte Soul und Funk mit Disco und Pop, hätte aber besser auf das Cover des alten Equals-Hits „Baby Come Back“ verzichten sollen, die Geno-Version ist so ziemlich verunfallt und gehört in die Kiste „Pleiten, Pech und Pannen“ abgelegt.
1980 widmeten die angesagten Dexys Midnight Runners ihrem Sixties-Idol den Song „Geno“, sie rauschten damit auf Platz 1 der UK-Charts und brachten damit Geno Washington wieder ins Gespräch. Um die Gunst der Stunde zu nutzen fuhr Geno mit seiner damaligen Begleitband nach Belgien um Aufnahmen zu machen. Die 1981 veröffentlichte LP Put Out The Cat (Line Records/Teldec, der Longplayer dauerte leider nur gerade 25 Minuten und war damit eher ein Kurzplayer) zeigte eine neue Seite Geno-Seite auf, blendete den Soul (und aus Kostengründen auch das Gebläse) aus und brachte dafür Boogie, Hardrock und bei „Star Dreamin’“ sogar Punk mit ins Spiel.
Der Hardrock-Geno aus dieser Phase hätte kommerziell gesehen durchaus Chancen gehabt wenn er diese Spur konsequent weiter verfolgt hätte, Pudelmütze, Lederjacke, Nietengurt (also im Prinzip war das ja Motörhead-Style) und die Songs die er mit seiner Band verfasst hatte passten eigentlich ausgezeichnet ins Geno-Image, stattdessen lösten sich einmal mehr sämtliche Hoffnungen in Luft auf. Erst Mitte der 90er hörte man wieder von Geno Washington & The Blues Question, respektive Geno Washington And The Purple Aces, eher bluesige CD’s wie What’s In The Pot (1997, Soundfx Music) oder Change Your Thoughts You Change Your Life (1998, Thunderbird, produziert von Ray Fenwick), u.a. Fancy) dockten nun wieder eher bei den erfolgreichen Tonträgern der Sixties an und mischten neue Kompositionen mit gecoverten Songs. Ach ja, mittlerweile betätigte sich Geno auch als Schriftsteller, die Novelle Blood Brothers erschien 1998.
Den Sprung ins 21. Jahrhundert machte Geno mit The Return Of The G (2003, Kookooland Records) und dann ein paar Jahre später vor allem mit der DoCD It’s Geno Time (2011) auf der sich der Shouter von einer aktuellen Ausgabe der Ram Jam Band durch die brandheisse und dynamische Schlacht mit den alten bewährten Gassenhauern begleiten liess. Geno Washington bewies einmal mehr, dass ihm als Einpeitscher keiner das Wasser reichen konnte, die Live-Aufnahmen aus dem Half Moon in Putney (London) müssen sich keinesfalls verstecken, sie spannen den Bogen zu den legendären Live-Gigs die in den Sixties auf Tonband gebannt wurden, sie blenden die vier Jahrzehnte die inzwischen vergangen sind aus und präsentieren einen Geno der kaum gealtert ist. Im Gegensatz zu vielen Geno-Tonträgern bei denen Konzessionen an den gerade angesagten Zeitgeschmack gemacht wurden, ist It’s Geno Time eine gelungene Verknüpfung und Ergänzung zu Clappin‘ Foot Stompin‘ Funky-Butt… Live! (1966), Hipsters, Flipsters, Finger-Poppin‘ Daddies! (1967) und Running Wild (1968). Geschüttelt statt gerührt, gebrüllt statt gesungen, auf It’s Geno Time trifft man wieder auf den Geno der ersten Stunde, wild dynamisch, ungehobelt.
It’s Geno Time war das bislang letzte Geno-Album mit neuzeitlichem Material das in Hardware-Form (CD) erschien, Aufnahmen jüngeren Datums findet man auf den üblichen Downloadportalen.
Geno ist noch immer aktiv, sprich nach der pandemiebedingten Pause hat der Vorsteher der Ram Jam Band und der abgespeckten Version Geno Washington And The YoYo’s (eher bluesorientiert und ohne Gebläse) im Vereinigten Königreich ab Sommer 2021 nun wieder diverse Konzerte in Planung.
SOULMUSIC WILL NEVER DIE!
mellow
Geno Washington And The Ram Jam Band –
It’s Geno Time (2011, Secret Records)
Disc 1:
1. Philly Dog
2. Ride Your Pony
3. Uptight
4. Roadrunner
5. Hold On I’m Comin’
6. I Can’t Turn You Loose
7. Don’t Fight It
8. Land Of 1000 Dances
9. Respect
10. Willy Nilly / Get Down With It
11. Michel (The Lover)
12. What’d I Say
13. Que Sera Sera
14. You Don’t Know Like I Know
15. Green Onions
Disc 2:
1. In The Midnight Hour
2. Shaft
3. Papa’s Gotta Brand New Bag
4. I Got You (I Feel Good)
5. Walking The Dog
6. My Jolene
7. Gloria
8. Sweet Soul Nusic
9. Knock On Wood
10. Everybody Needs Somebody
11. Jumping Jack Flash
Geno Washington – Vocals
Graham Noon – Keyboards
Gregory Paul Lester – Guitar
Stephen John Bingham – Bass
Geoffery Ronald Hemsley – Drums
Orlando Resmais La Rose – Sax
Neil John Pyzer-Skeete – Sax