The Jags

Eine weitere Band mit welcher ich damals nichts anfangen konnte weil ich wohl nur halbherzig hingehört hatte, ich nehme an weil mir The Jags zu nah an Elvis Costello lagen. Wie so oft ein Fehler, ich verpasste wegen meiner anhand der ersten LP gebildeten Meinung eine grossartige Folgescheibe. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass Ende 70er / Anfang 80er eben auf dem Gebiet der New Wave extrem viel los war, fast wöchentlich standen neue, umwerfende Feuerwerke in den Regalen…

Die aus North Yorkshire stammende, dem Mod-Genre zugerechnete Band The Jags, gehört zu den Verlierern, das kann man drehen und wenden wie man will, sie gehören zu denen die nur eine winzig kleine Fussnote hinterlassen konnten. Als sie merkten, dass sie auf dem „Land“ keine Chance haben würden um sich gross in Szene zu setzen, dislozierten sie ins angesagte London. Und siehe da, Island-Label-Boss Chris Blackwell fielen sie positiv auf und er nahm sie unter Vertrag. Was anfangs wie ein klassisches Rock’n’Roll-Märchen begann, sollte sich jedoch bald in einen Rock-Albtraum verwandeln. Die erste LP Evening Standard wurde 1980 veröffentlicht, es ist die Platte die ich wie eingangs erwähnt etwas vorschnell abgehakt hatte. Dabei ist sie nicht mal von schlechten Eltern, ausserdem enthielt sie mit „Back Of My Hand“ eine vorab ausgekoppelte Nummer mit der es The Jags im September 1979 in den britischen Single-Charts bis auf den respektablen Platz 17 schafften.

An Evening Standard hingegen liessen die Kritiker kein gutes Haar, der dynamische Powerpop der Jags wurde beinahe flächendeckend als Costello-Kopie abgetan. Die Jags -Mitglieder Nick Watkinson (Vocals, Guitar), John Alder (Guitar), Drummer Neil Wittaker (der noch vor der ersten LP durch Alex Baird ersetzt wurde) und Bassist Steve Prudence sahen das allerdings anders, ihre Idole seien viel mehr Rockpile und Thin Lizzy gewesen, wenngleich man die Lizzy-Einflüsse eher suchen muss in den Songs der Jags . Bei der Auflistung der Bandmitglieder ergibt sich übrigens auch gleich die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass John Alder nicht identisch ist mit demjenigen der Pink Fairies, die Namensgleichheit führt allerdings immer wieder zu Verwechslungen.

Da Costello anno 1980 in Übersee noch ein relativ unbeschriebenes Blatt war, entschied das Management die Band durch die USA touren zu lassen, vielleicht konnte man ja dem kleinen Elvis zuvorkommen. Steve Prudence hatte da die Lust am Business bereits verloren, für die US-Tour holte sich die Truppe den Tieftöner Michael Cotton und Keyboarder Patrick O‘ Toole. Die Band spulte ihre US-Gigs ab, der erhoffte Erfolg hielt sich allerdings in bescheidenen Grenzen. Am Ende der Tour ging es für die Aufnahmen des Nachfolgealbums No Tie Like A Present auf die Bahamas. Das Resultat, der Longplayer No Tie Like A Present geriet einiges abwechslungsreicher als das Debut, vernünftige Chartsplatzierungen sucht man vergebens. Eigentlich unverständlich, dass niemand Gehör hatte für dieses energiestrotzende Kraftpaket mit all seinen messerscharfen Ecken und Kanten: „I Never Was A Beachboy“ ist wahrscheinlich DIE Perle die man im Katalog von The Clash immer vermisste und farbigere Keyboardpinselstriche als die Tasten-Farbtupfer in „The Train And The Plane“ gibt es kaum. No Tie Like A Present ist in allen Belangen eine mitreissende Scheibe!

Ausbleibender Erfolg und der Tod von Ur-Drummer Neil Wittaker der sich 1982 lebensmüde in London vor einen Zug warf, bewogen The Jags zur Aufgabe.

Die beiden LP’s der Jags erschienen 1999 zusammengefasst in CD-Format als The Best Of The Jags beim Label Spectrum Music. Leider wurden hier einige Single-B-Seiten nicht berücksichtigt, mit denen als Bonus hätte man den Silberling dann The „Complete“ Jags betiteln können.

LONG LIVE ROCK!
mellow

 

 

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