The Sisters Love

Ein hervorragendes Gesangsquartett das leider niemand kennt, zu Unrecht allerdings, den Soul, Gospel und Funk den die vier Sängerinnen zu Beginn der 1970er produzierten ist nach wie vor so heiss wie glühende Kohle! Die Wurzeln der 1968 gegründeten Sisters Love lagen in The Raelettes, zumindest Merry Clayton war dort eine Zeit lang Counterpart/Ergänzung von Ray Charles. Ihren vermutlich grössten Auftritt hatte die Shouterin als Duettpartnerin von Mick Jagger auf „Gimme Shelter“ (1969), vermutlich war das auch der Grund weshalb sie nach ein paar Singles bei den “Schwestern” wieder ausstieg und versuchte neben den unzähligen Jobs als Backgroundsängerin (Joe Cocker, Pacific, Gas & Electric, B.B. King, Carole King, Billy Preston, Taj Mahal… etc. etc. etc.) eine Solokarriere aufzubauen. Den Jagger/Richards-Song nahm Merry als Aushängeschild natürlich auch an Bord ihres ersten Soloalbums Gimme Shelter (1970, Ode Records), notabene eine ausgezeichnete geerdete Soul-Rock-Platte der 1971 das in nichts nachstehende, bluesige Album Merry Clayton folgte.

Die verbleibenden „Schwestern“ Lillie Fort, Gwen Berry und Vermettya Boyster ersetzten ihre prominente Mistreiterin (deren Bruder Sam Clayton war/ist übrigens Perkussionist bei Little Feat) durch Jeannie Long, den Part der Leadsängerin übernahm Boyster die mit messerscharfer  Stimme durch die Songs führte. Bei Herb Alpert’s Record Company A&M veröffentlichten die Love Sisters (damals übrigens die einzigen farbigen Künstler im Portefeuille von A&M) zwischen 1969 und 1972 diverse Singles die alle ohne Resonanz blieben. Ich könnte mir vorstellen, dass die Love Sisters eine ausgezeichnete gesangliche Ergänzung für ihren britischen Labelkollegen Steve Marriott gewesen wären, der war aber bereits mit dem Aufbau der Blackberries beschäftigt die sporadisch bei seiner Band Humble Pie zum Einsatz kamen.

Frustriert von der mangelnden Unterstützung bei A&M, wechselten The Love Sisters zu MoWest, der Zweigstelle von Motown Records in Los Angeles. Im holländischen Fernsehen präsentierten sie das funky „Mr. Fix-It Man“ das sich an „Mr. Big Stuff“ von Jean Knight orientierte, in Don Cornelius‘ Show Soul Train sangen sie die Titel „I Could Never Make“ und „Give Me Your Love“ (aus der Feder von Curtis Mayfield) und 1973 ging es im Vorprogramm der Jackson Five auf Tournee. Ein kleines Muster ihrer Gesangsqualitäten findet sich auch im Blaxploitation-Streifen The Mac (1973) mit Richard Pryor.


Als der Motown-Konzern seinen Geschäftssitz 1973 ebenfalls nach LA verlegte, fiel dieser Aktion die Tochtergesellschaft MoWest zum Opfer. Dadurch blieb eine bereits fertig gestellte LP der Love Sisters im Archiv hängen, das Album erschien erst 2010, mit beinahe vierzigjähriger Verspätung. Ziemlich frustriert lösten sich The Love Sisters auf nachdem sie bei Motown wegrationalisiert worden waren, ihnen schien ein Platz an der Sonne definitiv verwehrt zu bleiben, trotz Talent und hochkarätigen Tonträgern. Die Singles des Damenvierers wurden zu begehrten Sammlerstücken in der Northern-Soul-Szene und „Give Me Your Love“ wurde – nachdem es 1980 in remixter Form Auferstehung erlebte – im Nachhinein zum grössten Erfolg des sympathischen Gesangsensembles.

Der Verbleib der Protagonistinnen ist nicht ganz klar, 1989 kam es offenbar zu einer kurzen Reunion die in England eine Single im Dance-Bereich auf den Markt warf, eventuell taten sich drei der Ladies auf für vereinzelte TV-Auftritte zusammen. Vermettya Boyster trifft man jedenfalls auch heutzutage noch manchmal im Bereich Gospelmusik an. Merry Clayton verewigte sich auf unzähligen Recordings als Backgroundsängerin, einer der bekanntesten Titel dürfte wohl „Sweet Home Alabama“ von Lynyrd Skynyrd sein bei dem sie zusammen mit Clydie King (Blackberries) Vocals beisteuerte. Witzigerweise war sie auch am ersten Soloalbum von Neil Young beteiligt, witzig deshalb, weil “Sweet Home” ja eine Antwort aus den Südstaaten auf dessen kritisches “Southern Man” war und sie obwohl sich der Titel auch auf ihrem zweiten Album befand, trotzdem von den Südstaatenrockern zur Session eingeladen wurde. Vielleicht wollten die wilden Hippies aus dem Süden aber nur den Kanadier mit seinen eigenen Waffen schlagen, wer weiss.

Love Sisters  – Give Me Your Love fasst die Singles zusammen und wurde 2006 vom britischen Label Soul Jazz Records als CD und DoLP gepresst, für mich ein „must have“. Das „lost album“ With Love wurde 2010 von Universal Music als CD und LP erstveröffentlicht.

Wer auf Exponate aus Soul, R&B und Funk an der Schwelle zum Rock steht,der kann hier getrost zugreifen, er wird nicht enttäuscht werden, die Love Sisters und die abhanden gekommene Merry Clayton haben ausnahmslos Black Music vom Feinsten im Angebot.

LONG LIVE ROCK’N’SOUL MUSIC!
mellow

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