Jocelyne

Weil ich da enorm viel Talent heraushören kann aus ihren Aufnahmen,
auf alle Fälle ein Yé-Yé-Girl das mir besonders aufgefallen ist:

Jocelyne Esther Journo, 1951 in Tunesien zur Welt gekommen, gestorben am 25 Juni 1972 bei einem Motorradunfall in Bry-Sur-Marne nahe Paris, just an dem Tag an welchem ihre Comeback-Single „Qui La Nuit“ / „My Way“ erschien, letzteres behauptet jedenfalls die Legende. Die Musikalität scheint ihr offenbar in die Wiege gelegt worden zu sein, ihr Vater war begeisterter Sänger, um die Familie über Wasser zu halten arbeitete er allerdings in seinem erlernten Metier, als Zahnarzt.

Im zarten Alter von 12 Jahren erhielt Jocelyne einen Plattenvertrag bei Polydor France, der Teenager mit der kratzigen, kehligen und unbehauenen Stimme die man einem viel älteren Mädchen zuordnen würde war einem Produzenten aufgefallen. Zwischen 1964 und 1966 entstanden diverse EP’s und Singles, 1965 sogar eine LP. Anstatt wie andere Jugendliche die Schulbank zu drücken oder den Schulhof unsicher zu machen, verbrachte der Jungstar die Freizeit im Tonstudio und kletterte ein paar Sprossen die Sternenleiter hoch.

       

Die Musik?
Die war brandheiss, beinhaltete einen scharfen Mix aus Doo Wop, groovendem R&B, Soul, Beat, Rock, Brassrock, Easy-Listening und selbstverständlich durfte auch eine Prise Chanson nicht fehlen. Die Vielfalt sollte jetzt aber nicht abschrecken, die von Jocelyne interpretierten Songs wirken im Nachhinein wie aus einem Guss. Oft wurde gecovert, z.B. “Reviendra-t-il Encore”, das war im Original das von Goffin/King für The Shirelles verfasste “Will You Love Me Tomorrow”, aber auch französische Songschreiber durften ans Werk. Unabhängig nun ob gecovert wurde oder nicht, Jocelyne drückte allen diesen Songs ihren unverkennbaren Stempel auf, nein sie brannte ihn diesen Nummern regelrecht ein, unwiderruflich und tief! Eine schlicht atemberaubende Stimme, ganz nahe dran an der britischen Ikone Lulu, geerdet im Blues und Soul. Schier unglaublich mit welcher Wucht und mit welchem Esprit sie sich durch das Songmaterial pflügte, was ja umso erstaunlicher ist wenn man das jugendliche Alter der Artistin berücksichtigt

Von Jocelyne kennt man eigentlich nur gerade die bereits erwähnten Eckdaten. In der zweiten Hälfte der 60er übersiedelte sie in der Hoffnung auf einen weiteren Karriereschritt mit Mutter und Schwester nach Kanada und veröffentlichte dort ein paar Singles die allerdings erfolglos blieben, 1971 kehrte sie zurück nach Frankreich. Wer sie denn genau war, darüber lässt sich nur spekulieren, im Internet finden sich diesbezüglich keine wirklich ergiebigen Quellen, wenn man sich aber ihre Gesangsperformances zu Gemüte führt, dann merkt man Note für Note, dass da eine junge Frau mit enorm viel Power unterwegs war.

Die mir vorliegende DoCD Jocelyne (2015) aus der Salut-Les-Copains-Reihe ist ein Killer:
33 Titel, kein einziger Ausfall, sprich ein Teil das ich nur empfehlen kann, also  falls sich jemand dem Yé-Yé-Metier annähern möchte und der offen ist für Musik mit integrierter tonnenschwerer Herzlichkeit…

mellow

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