ELO – Dr. Feelgood – Edgar Froese: EMI 3

Schatzkisten: Electric Light Orchestra – Dr. Feelgood – Edgar Froese

EMI hatte in der Zeit von 2010 bis 2015 im Bereich Bündelung von Original-Alben als Pakete (Klein-Budget-Serien) von drei bis sechs CD’s die Preis-Leistung-Referenzqualität !! Es gab auch die CD-Boxen »Original Album Serie« (Warner, 5CD) und »Original Album Classics« (Sony/BMG, 3CD oder 5CD) im Platz sparenden Papp-Schuber. Da waren die einzelnen Original-Alben (je CD ein Album) in einfachen Papp-Taschen (Cardboard-Sleeve), Mini-LP-Hüllen im Replica-Design und ohne Booklet und weitere Informationen sowie meist aber auch ohne Bonus-Titel und aktuelles Re-Mastering. Für Liebhaber die fast lückenlos die Entwicklung der Geschichte oder Teil-Geschichte der/des Künstler/s mittels Alben und Bonus-Material verfolgen möchten, bot EMI damals die preiswerteste Alternative zu den teils nicht mehr verfügbaren und/oder teuren Einzel-Alben/Singles. Auch wenn man den Output eines Künstlers beziehungsweise Band sowie eines Labels (Charisma, Decca, Harvest, Island, Motown, Vertigo, Virgin) auf zwei Boxen verteilt hatte, wie beispielsweise Groundhogs, Gentle Giant, Steeleye Span, Robin Trower, Tangerine Dream oder UFO, die Quantität und Qualität bleibt immer gleichbleibend hoch. Bei den Label-Übersichten von Island und Virgin sind die sechs verschiedenen 3CD-Boxen sogar nach Zeit und/oder Thema gegliedert. Leider sind heute viele Ausgaben nur noch auf dem Gebraucht-Markt zu haben, man muss geduldig suchen, aber es lohnt sich sehr. Es gab noch eine zweite parallele Serie von EMI Classics, mit zwei Dutzend dicken Paketen der EMI-Künstler der 50iger und 60iger. Hier werden in ähnliche Ausstattung beispielsweise Helden wie Shirley Bassey, Donovan, Hermans Hermits, Hollies oder Shadows umfassend vorgestellt. Dennoch findet man die immer wieder mal, wie gerade kürzlich Ian Hunter oder Virgin Records – 40 Years of Disruptions für SchoTTische 7,50 Euro in TOP-Qualität, suchen lohnt sich sehr. Also: AUGEN AUF !!!

Leider zahlt der Käufer heute eh fast nur noch Logistik und Vertrieb. So kommt es, dass man beispielsweise wie bei Peter Tosh, alle sechs Studioalben, plus Bonus-Titel, plus komplettes unveröffentlichtes Live-Konzert, alles 2012-Remastered, plus tolles informatives Booklet in 6-CD-Box für damals um die SchoTTischen 10 Euro bekommen konnte und im anderen Fall reinfällt mit einem Einzel-Album im vermeintlich wertigeren Digi-Pack ohne Bonus oder Mehrwert für den gleichen oder höheren Betrag. Nachfolgend stelle ich hier in Teil 3 der Serie nun wieder weitere fünf interessante dicke Dinger vor. Weitere Beiträge folgen. Also noch einmal: IMMER AUGEN AUF !!!

The Electric Light Orchestra: The Harvest Years 1970-73 (2006)

Diese Box von The Electric Light Orchestra ist eine der ersten einer erfolgreichen Serie. »The Harvest Years 1970-1973« (2006) enthält auf 3 Silberscheiben, zum einen die beiden ersten frühen bereits schwer zu bekommenden Alben der Band, »The Electric Light Orchestra« (1971) und »ELO 2« (1973), weiterhin dazu jeweils reichlich Bonus-Material. Der Album-Titel bezieht sich darauf, dass hier die Zeit beim EMI-Label Harvest zusammengefasst wird. Dort sind nur die ersten beiden guten Alben von ELO erschienen, danach sind sie zu Sony/Columbia gewechselt. Diese beiden Alben haben ihre Wurzeln noch mehr im progressiven Rock und sind nicht so quietsch-bunt und pop-rockig wie die späteren Radio Hits. Der erste Eindruck der Box ist hervorragend: Sehr ausführliches Booklet, informative neue Texte & Bilder. Diese Zusammenstellung ersetzt aber für die harten Fans nicht die »ELO 1« und »ELO 2« Limited Editions (jeweils 2CD), da nicht alle Songs/Versionen von den Deluxe-Ausgaben hier enthalten sind. Die Limited Edition von ELO 1 (2001, auf der Bonus CD »First Light«) hatte ebenso wie die Limited Edition von ELO 2 (2003, auf der Bonus CD »Lost Planet«) noch zusätzlich Quad Mixes und BBC Aufnahmen, die hier bei The Harvest Years nicht verwendet wurden. Außerdem gab es auf ELO 2 beziehungsweise Lost Planet noch Demos für das dritte Album, das dann aber nicht mehr bei EMI/Harvest realisiert wurde, alles aber für die Fans nicht uninteressant. Daneben gibt es aber auf The Harvest Years, ebenfalls neue, beziehungsweise auf den Limited Edition Neuauflagen der beiden originalen Alben, viele noch nicht veröffentlichte Versionen. Insbesondere gibt es auf CD3, neben fünf Titeln von Singles, das komplette erste Album von 1971 in einer neuen Alternativ-Remix-Version. Schade ist, dass EMI nicht noch eine weitere CD nur mit den bislang unveröffentlichten Songs beziehungsweise Versionen veröffentlicht hat. Nur der Kauf der Limited Editions ELO 1 und ELO 2, die Single-CD-Kompilation »The Early Years« (2004), die neben bekanntem auch (leider wenig) bislang unveröffentlichtes Material zu bieten hatte, und jetzt noch zusätzlich The Harvest Years bringen zusammen ein komplettes Bild der kompletten Harvest-Years. So kann man die Fans und Sammler halt mehrmals abzocken (der Mitbewerber Universal UMG ist in diesem Bereich der Super-Profi !!). Trotzdem fast perfekt und ein prima Preis-Leistungs-Verhältnis. Insbesondere da die beiden Limited Editions schon lange nicht mehr in Läden erhältlich sind, ist diese Veröffentlichung eine sehr gute Sache. Ob man jede einzelne Version von jedem einzelnen Song braucht, muss dann jeder ELO-Fan selbst entscheiden. Wer sich nicht zum Kreis der Fans zählt, wird ohnehin nicht zu dieser Kompilation, sondern eher zu einer der vielen Kompilations der Sony/Columbia Zeit greifen. Natürlich ist dabei die 3CD-Box »Flashback« auch sehr zu empfehlen !! Das ist aber ein anderes Thema und Anregung für einen anderen Beitrag im Rockzirkus.

Dr. Feelgood: All Through The City (2012)

Die Briten von Dr. Feelgood aus Canvey, Essex gelten sowohl als einer der Vorreiter der 70er-Punk-Welle, als auch als Inbegriff und Aushängeschild des so genannten Pub-Rocks, der damals sogenannten Antithese besonders zum US-Stadion-Rock. Jedoch war diese Band noch so viel mehr. Ein perfektes Dokument der ersten Phase der Band bietet die 3CDs und 1DVD umfassende Retrospektive »All Through The City: With Wilko 1974-1977« (2012). Die DVD liefert insgesamt 22 Live-Titel von verschiedenen Konzerten des Jahres 1975, unter anderem aus der legendären TV-Show »The Old Grey Whistle Test«, aber auch von einem finnischen Rock-Festival (Kuusrock), davon sogar inklusive einem kurzen Interview. Die ersten beiden CD’s mit insgesamt sagenhaften 47 Titeln, bestehen aus den ersten drei Studio-Alben (»Down By The Jetty«, »Malpractice«, »Sneakin’ Suspicion«) und dem Live-Album (»Stupidity«). An allen Aufnahmen war Gitarrist und Tausendsassa Wilko Johnson beteiligt, nach seiner Zeit (1971-77, vorher Pigboy Charlie Band) bei diesen Pub-Blues-Rockern Dr. Feelgood arbeitete Wilko Solo weiter, aber auch in verschiedenen Projekten (Infos dazu siehe Link vorher). Die dritte Audio-Silberscheibe enthält 23 teils unveröffentlichte Raritäten: Demos, Non-Album-Singles, Song-Variationen und weitere gute Live-Titel. Dass alles soundtechnisch sehr gut restauriert. Damals kurz vorher auch als aufwendiges Hochformat-Digi-Book veröffentlicht, gibt es diese Schatzkiste in Ton und Bild auch als Lager/Geldbeutel – freundliche Variante im einfacherem Multipack, eben einfach SchoTTischer.

Dr. Feelgood: Taking No Prisoners (2013)

Auf einem Bein kann man ja bekanntermaßen nicht stehen, deshalb gleich hier die zweite EMI-Schatzkiste »Taking No Prisoners: With Gypie 1977-1981« (2013), von den Pub-Blues-Rockern Dr. Feelgood. Auch diese Werkschau ist auch als aufwendiges Hochformat-Digi-Book veröffentlicht worden, diesmal mit vier Audio-Scheiben und einer Video-Scheibe. Hier sind die auf den ersten beiden CD’s die vier Studio-Alben »Be Seeing You« (September 1977), »Private Practice« (September 1978), »Let It Roll« (September 1979), »A Case Of The Shakes« (September 1980), plus die Single »Waiting For Saturday Night« und »Eileen« (10-1981, mit Johnny Guitar). Der dritte Silberling bündelt das zweite Live-Album »As It Happens Live« (Juni 1979) und der bisher unveröffentlichte Auftritt »The Paddocks, Canvey Island« (Juni 1977). Die CD4 besteht aus vier Zugaben-Titel von As It Happens Live, ein weiteres unveröffentlichtes Live-Konzert »The Pavilion, Hemel Hempstead« (Oktober 1978) und das Studio-Album »On The Job« (August 1981). Die DVD ist auch hier wieder eine Perle, besteht aus Live-Videos von »BBC Sight And Sound In Concert« (11x, Dezember 1977) und »Top Of The Pop« (5x, 1977-79) sowie acht Video-Clips und die »The South Bank Show« plus zwei Interviews (Richard Gottehrer, John „Gypie“ Mayo). Unfassbare 125 Audiphone und Visuelle Begegnungen mit Dr. Feelgood und 72 Seiten Bild & Text im üppigen Booklet. Erstklassiges Stück Zeitgeschichte in Sound & Vision.

Dr. Feelgood: Singled Out – The U.A./Liberty (2001)

Nun zur dritten Schatzkiste der Briten aus Canvey, Essex. Dr. Feelgood steht im klassischen Sinne für feinsten britischen R´N´B in Tradition beispielsweise früher Yardbirds oder Canned Heat. Besonders ihre Touren galten und gelten bei den Fans als fulminantes Ereignisse. Sie rockten die Häuser in ganz Europa dass es krachte! »In Singled Out: The U.A./Liberty A’s B’s & Rarities« (2001) finden sich zum ersten Mal alle A-Seiten, B-Seiten, Acoustic Radio Session Titel, etc. aus ihren United Artists/Liberty-Zeiten. So dürfen natürlich »Milk And Alcohol«, »Down At The Doctors«, »As Long As The Price Is Right« ebenso wenig fehlen wie viele Raritäten »Great Balls Of Fire«, »Suzie Q« oder »Johnny Be Goode«. Auch zwei Titel des Seiten-Projekt The Oil City Sheiks sind auch dabei. Eine schöne Ergänzung der beiden vorher vorgestellten Pakete.

Abschließend möchte ich noch eine weitere Box erwähnen und zwar »Lee Brilleaux: Rock’n’Roll Gentleman« (2017, 48-seitiges Büchlein, Texte: Zoe Howe). Die vier CDs der Label übergreifenden Anthologie (United Artists, Liberty, Chiswick, Stiff, Grand) spannen einen 20-jährigen Bogen von 1974 bis 1994 (Single-Vinyl-Version 1975-1993), bis zum verfrühten Tod vom Sänger Lee Brilleaux. Abgebildet ist mit Dr. Feelgood die Wilko Johnson Zeit, aber auch Musik der zweiten Phase mit dem Gypie Mayo Line-Up und viele Titel aus den 80igern und 90iger, Abschluss bildet das Live-Album »Down At The Doctors«. Es gibt natürlich viele Überschneidungen zu den drei voran gegangenen CD-Paketen, dennoch hier erwähnt.

Edgar Froese: Solo 1974-83: Virgin Years (2012)

Die 4CD-Box »Solo 1974-83: Virgin Years« (2012) von Klang-Pionier Edgar Froese beinhaltet die Original-Alben »Aqua« (1974), »Epsilon In Malaysian Pale« (1975), »Ages« (1978), »Stuntman« (1979), »Pinnacles« (1983), ebenfalls alle Werke aus der Virgin-Phase als auch Tangerine Dream (TD) dort einen Vertrag und einen Karrierehöhepunkt hatten. Meister Froese, der hat Tangerine Dream 1967 mitgegründet und ist im Januar 2015 überraschend verstorben, hatte seine Solo-Alben aus der Virgin-Zeit vor ein paar Jahren schon einmal überarbeitet veröffentlicht (2005), aber teilweise entfernte sich diese Modernisierung doch ziemlich deutlich von den ursprünglichen Originalfassungen, somit gab es da natürlich auch meiner Meinung nach berechtigte Kritik. Als Ergänzung ist so etwas ein Mehrwert, aber kaum ein Musikliebhaber möchte Linsensuppe bestellen und Erbsensuppe geliefert bekommen. Dass was Edgar Wilmar Froese Solo mit Mellotron, Sequenzer, Synthesizer und anderen elektronischen Gerätschaften vollbracht hat ähnelt sehr der Musik von TD aus dieser Zeit. Die Reise beginnt 1974 in der noch experimentellen Phase mit Geblubber und Geplätscher (Wasser) als zentrales Motiv verbunden mit komplexen elektronischen Klängen, geht dann 1975 weiter über wunderschöne Klanglandschaften im Stil »Phaedra« und »Rubycon«. Das 1976 für da Brain Label eingespielte »Macula Transfer« (1976) bleibt bei dieser Box natürlich unberücksichtigt. Der Weg führte 1978 weiter zu kürzeren, kompakteren, progressiveren Strukturen, unterstützt durch E-Gitarre und Schlagzeug. Dann in das digitale Zeitalter startet 1979 mit leicht dahintreibenden, ambienten und verspielten Klanggebilden und landet 1983 erst einmal durch Landschaften Australiens inspiriert sphärisch und mit leichtem Ethno-Touch ähnlich wie bei »Hyperborea« von TD. Tatsächlich durchlebt man beim Hören dieser vier CDs, beziehungsweise fünf Album mit Boni, genau die Phasen die man auch mit Tangerine Dream in dieser Zeit durchgemacht hat. Mir geht es jedenfalls so. Als Extras gibt es noch zu diversen Stücken aus den 70igern alternative Versionen die Froese aber noch zu Virgin-Zeiten bereits alle veröffentlicht hatte. Die fünf Alben sind auf vier CD´s verteilt, ein durchgehendes Hörerlebnis ist so nicht bei allen Alben möglich. Leider hat EMI die Change nicht genutzt oder verpasst den sehr gelungenen und schon lange vergriffenen Soundtrack zu »Kamikaze 1989« (bizarrer Sci-Fi-Krimi, Hauptrolle: Rainer-Werner Fassbinder, ist auch auf dem Front-Cover der CD/DVD zu bewundern, Regie: Wolf Gremm, 1982) mit auf diese Box zu bringen. Na ja, oft sind besonders bei Film-Musiken die rechtlichen Gegebenheiten schwierig und verhindern eine neue Veröffentlichung. Wie bereits gesagt, 2005 sind alle Alben schon einmal bei Eastgate Berlin als CD veröffentlicht worden, außer natürlich wieder Kamikaze 1989 (2007 aber dann als Download). Schade, muss ich mir doch mal das originale Virgin als Single-CD besorgen. Noch ein Hinweis: Ehefrau Monique Froese hat bis zu ihrem frühen Tod 2000 bei fast allen Alben von Edgar Froese und Tangerine Dream die Bilder und Design geliefert.

Auch dieser dritte Teil zeigt deutlich die Bandbreite dieser wertigen Serie. Durchgängig sprechen wir hier wieder von Extraklasse bei Quantität, Qualität, Repertoire und Preis. Auch die Auswahl der Künstler mit The Electric Light Orchestra, Dr. Feelgood, Edgar Froese ist über jeden Zweifel erhaben. Das werden dann auch die nächsten Teile der EMI-Serie noch zeigen. Um euch Rückfragen bei mir zu ersparen, ja ich habe praktisch alle Werke die bereits vorgestellt wurden und noch kommen werden in meinem Archiv. Freut euch auf Teil 4 mit Künstlern deren Namen mit G beginnen. Sehr interessante Bündel.

Weiterlesen RZ: EMI A-BEMI C-D – Klingende Grüsse, Der SchoTTe

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Ein Kommentar

  1. Ja, da kann ich wohl in Rente gehen … 😉

    Diesen Beitrag werde ich mir ausdrucken und über die Zeit mehrfach lesen müssen. Für mich immer interessant mal das Thema Dr. Feelgood/Wilko Johnson von jemand anderem beleuchtet zu sehen. Mit der Zeit kriegt man so einen Tunnelblick und es ist ganz gut wenn da etwas an der Schraube gedreht wird.

    Cheers

    Roland

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