Nutz

Nutz wurden 1974 als “The Next Big Thing” angekündigt, die seien gut und wurden, da sie schliesslich auch aus Liverpool stammten, als Erben der Beatles bezeichnet.

Beatles?
Fehlanzeige, stattdessen gab es auf ihrer ersten in den Rockfield Studios in Wales produzierten Langspielplatte grossartigen, abwechslungsreichen, perfekt austarierten und filigranen Hardrock. Als sich mit der Zeit mein musikalischer Horizont erweiterte, hörte ich da durchaus gewisse Einflüsse heraus, ein kleine Prise Free (“I Can’t Unwind”) vielleicht, selbst Southern-Rock schien den Jungs vom Mersey-River kein Fremdwort zu sein, ein Song klang gar ein wenig nach Dust (“Ain’t No Thanks To You”) was vor allem an der Stimme des herausragenden Sängers Dave Lloyd lag. Auf alle Fälle hatten Nutz den Bogen raus wie man dreieinhalb Minuten Musik prickelnd gestalten konnte.

Die Idee der Plattenfirma Nutz als Fab-Four der Seventies zu verkaufen funktionierte schlussendlich nicht, Nutz blieben ein Phänomen der 2. Liga, da änderten auch die nachfolgenden Alben Nutz Too, Hard Nutz und das gelungene Live-Album Live Cutz (1977) nichts an dieser Tatsache. 1975 absolvierten Nutz einen energiegeladenen Auftritt beim Old Grey Whistle Test, hier kann man sich bei den Titeln “Nature Intended” und “Cool Me Down” sowohl akustisch als auch visuell von der Live-Qualität der Band überzeugen.



Es ging aber offenbar trotzdem einiges schief damals: Von der Record Company auf US-Tour geschickt, musste die Truppe mit Schrecken feststellen, dass ihre Alben dort noch gar nicht in den Verkauf gelangt waren. Über Nutz erfuhr man nach den ersten euphorischen Artikeln nur noch wenig, in dieser Hinsicht versagte die Promotion-Abteilung von A&M komplett, wer Nutz nicht zufällig im Vorprogramm von UFO, Black Sabbath oder Budgie sah, der assoziierte Nutz wohl auch weiterhin mit dem bekannten Schokoriegel.

1978 traten Nutz beim Reading-Festival auf, versemmelten mit diesem Auftritt aber ihre Karriere vollends da sie sich nicht an den Zeitplan hielten und spontan entschieden, die vom Publikum verlangten Zugaben zu spielen. Die Legende besagt das hätte A&M bewogen die Band aus ihrem Stall zu werfen.

Nutz waren am Ende, Drummer John Mylett und Keyboarder Kenny Newton schlossen sich Gordon Rowley’s (Ex Strife) Neugründung Nightwing an. Der Name Nutz verschwand von der Bildfläche, Dave Lloyd, Ausnahmegitarrist Mick Davenport und Bassist Keith Mullholland hielten sich aber die Treue und als John Mylett dann von seinem Nightwing-Einsatz zurückkehrte, beschlossen die Kumpels unter dem Namen Rage einen Neustart zu wagen.

John Mylett kam 1983 (nach drei LP’s mit Rage beim französischen Label Carrere, darunter die ausgezeichnete, Rock-Scheibe Nice’n’Dirty von ’82) bei einem Autounfall in Spanien ums Leben, Rage lösten sich danach auf. Die verbliebenen Musiker geisterten seither weiter durch die englische Unterliga, auf ihre Namen trifft man immer wieder mal auf bei anderen Projekten.

Wer mal Lust hat auf kernigen, melodiösen britischen Seventies-Hardrock, dem kann ich Nutz nur empfehlen. Auf jeder ihrer LP’s finden sich faszinierende Songs, vom Debut-Opener “Poor Man” bis hin zur Knochenbrecherversion von “Wallbanger” auf Live Cutz.

LONG LIVE ROCK!
mellow

 

Nutz:
David Lloyd – Vocals, Guitar
Mick Devonport – Guitar, Vocals
Keith Mullholland – Bass, Vocals
John Mylett – Drums
Kenny Newton – Keyboards (Hard Nutz, Live Cutz)

 

Discography Nutz:


Nutz (1974)


Nutz Too (1975)


Hard Nutz (1977)


Live Cutz (1977)

Discography Rage:


Out Of Control (1981)


Nice’n’Dirty (1982)


Run For The Night (1983)

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