Rose Royce – Car Wash (1976)

Ob man die in Los Angeles spielende Hollywood-Komödie Car Wash mit Actor Richard Pryor gesehen haben muss, wage ich zu bezweifeln (vor allem in Zeiten des Klimawandels), der etwas plumpe Kino-Streifen von 1976 passt nur schon aus dem Grund der Beweihräucherung einer De-Luxe-Autowaschanlage nicht mehr so wirklich ins 21. Jahrhundert, auch wenn ich mich immer wieder wundere was sich da bei schönem Wetter für schräge Typen vor der Waschanlage im Nachbarort versammeln, sprich Auto-Poser, Freaks die ihre Karre offenbar mehr lieben als die Freundin, nicht nur natürlich, aber manchmal trifft man sie schon an. Zugegeben, in letzter Zeit gab es wenig Niederschlag, ausser in Form von rotem Saharastaub der in weiten Teilen Europas den Strassengefährten einen rot/braun/schmutzigen Wüstencharakter verlieh, also musste man flux in die Waschstrasse wenn man einen klaren Blick durch die Frontscheibe haben wollte. Vielleicht erleben Autowaschstrassen ja auch wieder eine Renaissance, bei den derzeitigen Spritpreisen ist es weitaus günstiger die Karre auf Hochglanz zu polieren als damit herumzufahren.


Car Wash – Inner Sleeve / Norman Whitfield

Nun, die Musik von Car Wash ist jedenfalls absolut zeitlos, groovy Funk und Soul aus der Feder von Norman Whitfield und seinen Schützlingen Rose Royce, plus ein Gastauftritt der furiosen Pointer Sisters die auf dem Funk-Track “You Gotta Believe” ihre Visitenkarte hinterlegten. Die Wurzeln von Rose Royce reichen bis in die frühen 70er zurück, unter dem Namen Total Concept Unlimited begleitete die Truppe aus Los Angeles den Soul-Star Edwin Starr, daneben gab es immer viel zu tun im Studio wo sie für Norman Whitfields Lieblinge The Temptations und The Undisputed Truth für die brandheissen Background-Sounds sorgten. Nach seinem Abgang bei Motown setzte Produzent Whitfield weiterhin auf seine eingespielte Studioformation um den Gitarristen Melvin „Wah Wah“ Watson die sich mit der Shouterin Gwen “Rose” Dickey verstärkte und sich fortan Rose Royce nannte. Verwirrend ist, dass sich ab der zweiten LP In Full Bloom (1977) Gwen in Rose Norwalt verwandelte und später dann wieder in Gwen Dickey, durchaus möglich, dass sie zwischendurch infolge Ehe einen anderen Namen angenommen hatte.


The Pointer Sisters & Richard Pryor

Die Filmmusik zu Car Wash wurde zur eigentlichen Startrampe der 9köpfigen Rose Royce, auch wenn die DoLP meistens als Original Motion Picture – CAR WASH – Music Composed And Produced By Norman Whitfield in die Läden gelangte und die eigentlichen Musiker erst auf der Rückseite des Albums (respektive auf Stickern auf dem Frontsleeve) aufgeführt wurden: Songs Performed By Rose Royce And Featuring The Pointer Sisters And Richard Pryor. Immerhin rauschte der auf Single ausgekoppelte Titelsong in den Staaten schnurstracks auf Platz No. 1 und der Bandname Rose Royce erschien nun auch hochoffiziell auf den Hüllen der Singles. Car Wash war ein perfektes Schaufenster für Rose Royce, sie konnten sämtliche Nuancen ihrer breiten Farbpalette einsetzen, vom besagten Titelsong über softballadeskes Material à la “I Wanna Get Next To You” bis zu groovy Funkklopfern wie “Daddy Rich”, “Zig Zag” und “Born To Love You” aus der bandeigenen Tuningwerkstätte.


Rose Royce

Der Erfolg des Soundtracks Car Wash war riesig, das Doppelalbum gewann 1977 einen Grammy für den besten Filmsoundtrack. Rose Royce wurden nach Car Wash ein selbständiges Unternehmen (das allerdings weiterhin von Whitfield betreut wurde), den Hit Car Wash konnten sie allerdings nicht mehr toppen auch wenn in den folgenden Jahren immer wieder mal die ein und andere Chartsplatzierung für die Band heraussprang. Gwen Dickey (alias Rose Norwalt) stieg irgendwann zu Beginn der Eighties aus, die Besetzungen von Rose Royce (sie sind ziemlich verwirrend) wechselten ab diesem Zeitpunkt immer häufiger und bis zum heutigen Tag geistern immer wieder Reinkarnationen durch die Club-Szene, Car Wash scheint eben auch noch heutzutage anzukommen, da wird der lukrative Werbeträger eben auf “Teufel komm raus” am Leben erhalten.

Auf Car Wash und den RR-Alben bis weit in die 80er hinein findet man immer wieder tolle Songs die zwischen Funk, Boogie, Soul und Disco mäandern, da lohnt es sich durchaus die weit verbreiteten Best-Of’s mal ausser Acht zu lassen und etwas genauer unter die Kühlerhaube zu blicken. Also ich mag beispielsweise auch Stronger Than Ever (1982) mit der Dickey/Norwalt-Nachfolgerin Ricci Benson, aber wie gesagt, es ist nicht ganz einfach sich durch den Backkatalog von Rose Royce zu ackern…

LOVE THAT FUNKY MUSIC!
mellow

 

CAR WASH (1976, DoLP, MCA Records)

A1) Car Wah
A2) 6 O’Clock DJ (Let’s Rock)
A3) I Wanna Get Next To You
A4) Put Your Money Where Your Mouth Is
A5) Zig Zag

B1) You’re On My Mind
B2) Mid Day DJ Theme
B3) Born To Love You
B4) Daddy Rich
B5) Richard Pryor Dialogue

C1) Pointer Sisters – You Gotta Believe
C2) I’m Going Down
C3) Yo Yo
C4) Sunrise

D1) Righteous Rhythm
D2) Water
D3) Crying
D4) Doin’ What Comes Naturally
D5) Keep On Keepin’ On

Beitragsbild: Unverwendete Skizze für das Albumcover

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